Mit einer Schere am DNA-Strang rumschnibbeln – so einfach ist es dann doch nicht. Befürworter der Gentechnik sehen große Chancen in dem Prozedere, Kritiker aber auch Risiken. Foto: © Gernot Krautberger – stock.adobe.com

Gentechnik in Pflanzen – ja oder nein? Ein neuer Vorschlag der EU-Kommission könnte bestehende Regeln lockern – sehr zum Missfallen der Grünen-Fraktion. Landtagsabgeordnete Martina Braun lud jetzt zum politischen Frühstück.

Für gentechnisch veränderte Nutzpflanzen gelten derzeit strenge Regeln, was vor allem Zulassungsprozesse, Risikobewertung und Kennzeichnung etwaiger Lebensmittel angeht. Doch nach dem Willen der EU-Kommission könnten diese Regeln in geraumer Zeit gelockert werden.

Verfahren, wie die Crispr/Cas Genschere, eine molekularbiologische Technik, um einen DNA-Strang an einer vorgegebenen Stelle zu durchschneiden und dort gezielt zu verändern, sollen nicht mehr unter die für Gentechnik geltenden Regeln fallen.

Die Züchtung von Nutzpflanzen, die beispielsweise resistenter gegen Schädlinge oder besser dem Klimawandel angepasst sind, sollen so einfacher erreicht werden. Doch wie bei so vielem, gibt es hier auch Kritiker, welche vor allem negative Auswirkungen auf Ökosysteme und die ökologische Landwirtschaft, Ärger um Patente und mangelnde Verbraucherinformationen befürchten. Die Sorge: Heimische Landwirte könnten in Zukunft abhängig werden von großen Biotechnologie-Unternehmen und den Konsumenten könnte vor dem Supermarktregal die Wahl genommen werden, gentechnikfreie Lebensmittel einzukaufen.

Politisches Frühstück mit Diskussion

Um sich mit diesen Sorgen auseinanderzusetzen, lud Landtagsabgeordnete Martina Braun (Grüne) zusammen mit ihren Parteikollegen und Bundestagsabgeordneter sowie Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz Harald Ebner (Grüne) zu einem politischen Frühstück ein.

Auf Martina Brauns Initiative hin – sie selbst ist Bio-Bäuerin und in der Grünen Landtagsfraktion Sprecherin für den Themenbereich „Gentechnik in der Landwirtschaft“ – wurde ein Positionspapier in die Landtagsfraktion eingebracht und verabschiedet. Dieses positioniert sich gegen die Pläne der EU-Kommission.

Bei einer lebhaften Diskussion mit Armin Schott (von links), Karin Zucker, Martina Braun, Harald Ebner und Sinja Saile ging es um das Thema Gentechnik. Foto: Marina Schölzel

Doch welche Auswirkungen hätten diese auf die heimischen Bauern im Schwarzwald-Baar-Kreis? Ein großer Anteil der Landwirte in hiesigen Gefilden seien ökologische Landwirte, und Gentechnik schließe sich nun mal mit einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb aus, erklärt Martina Braun.

Das Risiko liegt beim Bio-Bauern

Ein Beispiel: Bauer A baut gentechnisch veränderte Pflanzen an. Bauer B ist aber Bio-Bauer. Wenn beide Felder nebeneinander stehen, könnte sich die Ware vermischen – die Bio-Ware des Bio-Bauerns wäre vernichtet. „Das Risiko hat immer der Bio-Bauer“, so Martina Braun.

Nach Ansichten der Grünen-Fraktion würde eine Lockerung der Gentechnik-Regeln das Vertrauen in die Marke Bio untergraben. „Große Biotechnologie-Unternehmen haben kein Interesse daran, dass die Öko-Landwirtschaft wächst“, erklärt Ebner. Doch eben jene könnten den Markt an Nutzpflanzen an sich reißen, denn nach Sorge der Grünen-Politiker könnten gentechnisch veränderte Pflanzen patentierbar sein. Mit herkömmlichen Züchtungen gehe das nicht, erklärt Ebner, so sei es etwa jedem Züchter erlaubt, mit den Pflanzen seiner Konkurrenten weiterzuzüchten. Ebner spricht hier von einer „Zerstörung des mittelständischen Züchtungsmarkts“.

Auch wirtschaftlich gesehen könnten die Pläne nach Ansichten der Grünen zum Problem werden: Das Label „ohne Gentechnik / Gentechnik-frei“ mache in Baden-Württemberg wie es aus dem Positionspapier hervorgeht nach Berechnungen der Grünen einen Umsatz von rund 4,5 Milliarden Euro.

Ob es übrigens jemals die eine Super-Pflanze gibt, die sowohl dem Klimawandel als auch jeglichen Schädlingen trotzt, sei momentan noch Schall und Rauch. „Wenn es diese gäbe, könnte man sie heute schon ganz normal zulassen“, erklärt Harald Ebner.