Winfried Asprion aus Horb will für Bündnis 90/Die Grünen in den Landtag. Foto: Privat

Es ist erst ein paar Tage her, dass Winfried Asprion, der Landtagskandidat der Grünen, aus dem Angestelltenleben ausgeschieden ist. 20 Jahre lang hatte der gelernte Bankbetriebswirt bei der Kreissparkasse Freudenstadt gearbeitet. Jetzt kandidiert er für den Landtag.

Kreis Freudenstadt - Ende Januar machte sich Asprion selbstständig. "Jetzt mache ich Finanzanalysen", sagt der 58-Jährige. Ein Grüner, der finanziell potente Kunden berät, ob sie ihr Geld in Aktien, Anleihen oder Hedgefonds anlegen sollen – passt das zusammen? Und ob, meint Asprion. Auch auf den Finanzmärkten könne man heute in Nachhaltigkeit investieren. "Nachhaltige Anlagen lohnen sich, da ist was zu verdienen". Soweit zum beruflichen Werdegang des Winfried Asprion, der am 14. März im Wahlkreis Freudenstadt für die Grünen den Sprung in den Landtag schaffen will.

Das alte Vorurteil, dass Banker und Finanzleute nie und nimmer was für die Grünen übrig haben können, stimmt also auch nicht mehr. Bittet man Asprion, sich selbst und seine politischen Anliegen vorzustellen, beginnt er mitunter mit den schlichten und bodenständigen Worten: "Ich bin ein echter Horber", sein ganzes Leben habe er dort gewohnt, nämlich in Dettingen und Dießen, sein Vater sei "ganz normaler Arbeiter" gewesen, er selbst das jüngste von vier Geschwistern.

Politisch interessiert habe er sich aber schon immer – nur nicht immer für die Grünen, erläutert Asprion. Von 2004 bis 2009 habe er etwa für die SPD im Gemeinderat gesessen. Kommt er auf die SPD früherer Tage zu sprechen, gerät Asprion regelrecht ins Schwärmen. "Für mich waren Willy Brandt und Helmut Schmidt tolle Typen", meint er. "Wirkliche Macher, die auch über den Tellerrand hinaus gedacht haben". Nur bei Gerhard Schröder sei das dann anders geworden, das Thema Klima habe damals immer mehr an Bedeutung gewonnen, 2010 sei er dann aus der SPD ausgetreten.

Vier Jahre war Asprion dann erstmal parteilos, habe die Politik sozusagen von außen verfolgt, die Positionen der Parteien überprüft. 2014 wurde er Mitglied bei den Grünen. Ob er Kretschmann denn auch als "tollen Typen" empfinde wie einst Brandt und Schmidt? "Kretschmann hat gezeigt, dass die Grünen neben Klimaschutz auch andere Politikfelder beherrschen", sagt Asprion. Etwa auch die Wirtschaft.

Viele Unwägbarkeiten wegen Corona

"Seit 2011 hat Baden-Württemberg den größten Wirtschaftsaufschwung aller Zeiten." Und um zu betonen, dass er keine hohlen Parolen verbreitet, fügt Asprion hinzu: "Das hält dem Faktencheck stand." Auf Kretschmann lässt der Kandidat Asprion nichts kommen. Auch dass der Ministerpräsident immerhin schon 72 Jahre alt ist, am Ende einer weiteren Amtszeit also 78 wäre, irritiert ihn nicht. "Kretschmann ist geistig jung geblieben." Er habe noch das Feuer in sich, meint Asprion.

Und die Wahlchancen? Zwar lägen die Grünen und Kretschmann derzeit in Umfragen nicht schlecht, doch wie die Abstimmung am 14. März ausgeht, könne man nicht sagen. Zu viel Unwägbarkeiten wegen Corona. Der Wahlkampf sei diesmal ganz anders, es fehle der direkte Kontakt, man habe kein echtes Gefühl, wie der Wähler sich denn fühlt.

Eines steht fest: Eine Fortsetzung der Koalition mit der CDU wäre nicht gerade Asprions Dreamteam. "In vielen Bereichen mussten wir in den letzten fünf Jahren auf die Bremse treten, dafür sind aber nicht die Grünen verantwortlich."