Die Landesmesse Stuttgart Foto: dpa

Berater-Duo soll von T-Systems 140.000 Euro für Auftragsvermittlung bekommen haben.

Stuttgart/Leinfelden-Echterdingen - Beim Bau der neuen Landesmesse sollen 2006 Schmiergelder gefordert und auch gezahlt worden sein. Wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit beziehungsweise Beihilfe stehen deshalb nun zwei 54 und 51 Jahre alte Männer vor dem Landgericht Stuttgart.

Der 54-jährige Unternehmensberater soll laut Anklage am 27. Juli 2006 in Köln im Beisein des wegen Beihilfe angeklagten 51-Jährigen von Verantwortlichen der Telekomtochter T-Systems die Zahlung von 352.000 Euro an eine Firma in Leinfelden-Echterdingen gefordert haben. Diese Firma gehörte den beiden Angeklagten je zur Hälfte.

T-Systems war an dem von der Projektgesellschaft Neue Messe ausgeschriebenen Vier-Millionen-Euro-Projekt für elektronische Eingangskontrollen interessiert. Der 54-jährige Schweizer hatte 2004 einen Dienstleistungsvertrag mit der Messe-Projektgesellschaft geschlossen, in dem es um Beratungsleistungen ging. Die Anklage geht davon aus, dass der Schweizer Einfluss auf die Vergabeentscheidungen der Messe-Gesellschaft nehmen konnte und so der T-Systems den Auftrag zuschanzen wollte. Tatsächlich hätten der geforderten Zahlung von 352.000 Euro weder notwendige noch hilfreiche Leistungen entsprochen.

"An der Sache ist nichts dran"

Von der geforderten Summe seien tatsächlich knapp 140.000 Euro über eine Verschleierungsfirma an das Leinfelden-Echterdinger Unternehmen geflossen. Dem Schweizer hätten aber mehr als 300.000 Euro zukommen sollen. Der Mann hat laut Anklage nicht nur vorübergehend, sondern wiederholt beabsichtigt, sich über Bestechungsgelder zu bereichern. "Er wolle die Messegesellschaft abgrasen, bis er in Rente gehe", zitiert die Anklageschrift den Mann, der gegenüber der Messe-Projektgesellschaft als Vertreter einer Züricher Consulting-Gesellschaft auftrat, aber ein eigenes Büro am Stuttgarter Killesberg betrieb.

Schon vor dem Prozess scheiterten Verständigungsversuche zwischen den Prozessbeteiligten. Die Staatsanwaltschaft besteht auf Rückzahlung der Summen, der Unternehmensberater aber gibt sich mittellos. Der gelernte Kaufmann sagte vor Gericht, er sei seit 2007 arbeitslos. "Niemand wollte mehr etwas mit mir zu tun haben." Nach seiner Verhaftung ist er gegen Zahlung einer Kaution von 100.000 Euro seit Anfang September 2007 auf freiem Fuß. Zur Sache wollen sich beide Angeklagte bei der Prozessfortsetzung am 7. November äußern. "Wir werden so überzeugend sein, dass die Staatsanwaltschaft einsehen wird, dass an der Sache nichts dran ist", kündigte Oliver Kremer, Verteidiger des mitangeklagten 51-jährigen Kölner Geschäftsführers, eine intensive Hauptverhandlung an.

Im Zusammenhang mit den Bestechungsvorwürfen ermittelte die Telekom selbst umfangreich in ihrer T-Systems-Sparte. Ermittlungen gegen T-Systems-Leute führte die Bonner Staatsanwaltschaft.

Wie geschmiert lief das elektronische Einlasskontrollsystem zum Messestart allerdings nicht. Wegen Problemen mit Kombi-Tickets setzte die Messe noch im Januar 2008 zur Tourismusmesse CMT extra Mitarbeiter ein, die mit Handscannern die Eintrittskarten kontrollierten.