Foto: Kraufmann

Diskussion könnte 2013 aufleben, weil in starken Jahren Kapazitäten ausgeschöpft sind.

Stuttgart - Die Landesmesse hat am Dienstag gute Zahlen präsentiert. Bei 110 Millionen Euro Umsatz gab es 2010 vor Steuern rund vier Millionen Euro Gewinn. Allerdings wird 2011 wegen des Messeturnus ein Verlust von fünf Millionen erwartet.

Im September 2007 hatte die Messe Stuttgart ihren Umzug vom Killesberg in die doppelt so großen neuen Hallen beim Flughafen geschafft. Nach dem dritten kompletten Jahr sehen die Messe-Chefs Ulrich Kromer und Roland Bleinroth die einschließlich Kongresszentrum bisher 613 Millionen Euro teure Investition (die Endabrechnung fehlt noch) bestätigt.

"Wir arbeiten profitabel"

"Wir arbeiten im Schnitt aller Jahre profitabel, brauchen keinen Zuschuss für das operative Geschäft, das ist bei Mitbewerbern teils anders", sagte Geschäftsführungs-Sprecher Kromer am Montag vor der Presse. Zahlen wurden am Abend auch beim Messe-Neujahrsempfang präsentiert.

Die 105.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bescheren der Messe im Republik-Ranking Platz acht. Beim Umschlagfaktor liegen die Filderhallen an der Spitze: Übers Jahr wird jeder Quadratmeter 13,6-mal vermietet. 2010 kamen 19066 Aussteller und 1,14 Millionen Besucher. Nach dem "tiefen Loch", in das man 2011 wegen des turnusbedingten Fehlens ertragreicher Messen fallen werde, prophezeien die Chefs für 2012 ein "Spitzenjahr" (Kromer) mit einem neuen Umsatzrekord.

Damit könnte 2013 die Diskussion um einen weiteren Hallenbau auf heutigen Parkplatzflächen wieder aufleben. "Es gibt in geraden Jahren Kapazitätsgrenzen. Momentan ist der Ausbau kein Thema", wiegelt Kromer ab. Er werde debattiert, "sobald alle denken, der richtige Zeitpunkt sei gekommen". Alle, das sind die gleichberechtigten Messe-Gesellschafter Land und Stadt. In einer Art politischer finaler Rettungsaktion hatte Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) 2008 die Debatte um eine zweite Start-und-Lande-Bahn für den Flughafen abgewürgt - und die über weitere Ausstellungsflächen gleich mit beendet.

Fokus auf das Ausland richten

Bevor Irrlichter zum Ausbau erneut aufflackern, wollen Kromer und Bleinroth bis 2013 mit guten Zahlen aufwarten. Nur dann sei ein Ausbau, der ohne Zuschuss von Land und Stadt bewältigt werden müsse, zu rechtfertigen. In den letzen fünf Jahren wurden 30 neue Messethemen angegangen. Auch wenn manche auf der Strecke blieben oder wie die Resale (Verkauf von Gebrauchtmaschinen) nach Köln abwanderten, bleibt das Ziel, die umsatzschwachen ungeraden Jahre zu stärken. "Der zwei- bis dreijährige Turnus bei den Fachmessen ist nicht zu ändern. Unsere Strategie ist, mehr jährliche Veranstaltungen zu machen", sagt Bleinroth. Als Beispiel für ein gelungenes Thema nennt er die Retro Classics, die inzwischen alle Hallen füllt. Neu kommen 2011 die Post-Expo (Technologie für Postdienste) und die Focusreseller (IT-Messe).

Zur Strategie zählt auch, mehr Messethemen ins Ausland zu tragen. So geht zum Beispiel die AMB (Metallbearbeitung) im Herbst 2011 nach Nanjing (China). Deutlich gesteigert werden konnte die Zahl ausländischer Aussteller: von 3877 in den Jahren 2005/2006 auf dem Killesberg auf 7402 in den Jahren 2009/2010. Auslandsgeschäft und Geschäft mit Ausländern sollen laut Bleinroth bis 2018 rund 40 Prozent des Umsatzes ausmachen. Wachstum soll vor allem auch aus Indien, Russland und Nordamerika kommen. Ein Gewinnbringer ist auch das Kongresszentrum, in dem sich vor allem Mediziner die Klinke in die Hand geben.

Ein Unsicherheitsfaktor bei allen Planungen sind die Messe-Baukosten. 806 Millionen Euro sind finanziert, ein Teil davon aber nur in der Theorie. So fehlen 14,4 Millionen der veranschlagten 40 Millionen Euro Werbeeinnahmen von der Wirtschaft, und die Baukosten stehen bei 813 Millionen Euro. Die Verteuerung muss die Messegesellschaft über eine höhere Pacht (zurzeit jährlich 5,174 Millionen Euro) an die Bau-Projektgesellschaft ausgleichen.