Der Social Club „High Green Palace“ hat über die Vorbereitungen zur Cannabis-Produktion informiert. Foto: dpa/Markus Schreiber

Der Social Club „High Green Palace“ bereitet sich intensiv auf den Anbau von Cannabis in Lahr vor. Welche Vorschriften es dabei zu beachten gibt und wie die Produktion einmal aussehen könnte, hat der Vorstand den Mitgliedern bei einem Stammtisch erläutert.

Die Mitglieder des „High Green Palace Cannabis Social Clubs“ Lahr haben bei ihrem Stammtisch die Teillegalisierung von Cannabis zum 1. April besprochen. Ferhat Altan, stellvertretender Vorsitzender, erläuterte das Cannabisgesetz. Auf 184 Seiten werden bis ins kleinste Detail Besitz, Umgang, Anbau, Konsum und Menge reguliert.

So ist ab seit dem 1. April der Besitz von 25 Gramm Cannabis außerhalb der Wohnung, 50 Gramm innerhalb der eigenen Wohnung erlaubt. Zudem ist der Eigenanbau von drei Pflanzen pro Erwachsenen gestattet. Der Konsum in den eigenen vier Wänden ist ebenso gestattet wie überall, sofern keine Kinder oder Jugendlichen in der Nähe sind. Das Gesetz sieht vor, dass rund um Schulen, Kitas, Spielplätze, Fußgängerzonen (bis 20 Uhr) und öffentlichen Sportstätten der Cannabis-Konsum in einem Radius von 100 Metern verboten ist (wir berichteten).

Ob diese Regelungen auch für Cannabispatienten, die aus medizinischen Gesichtspunkten Cannabis konsumieren, gelten, seit derzeit noch eine Grauzone, heißt es in der Mitteilung des Social Clubs. Altan rät im eigenen Interesse des Patienten, sich vorerst an diese gesetzlichen Vorgaben zu halten.

Verschiedene Anbau-Arten

Die Vor- und Nachteile von Eigenanbau der drei erlaubten Pflanzen erläuterte Anbaurat Alexander Botschkarew. Beim Eigenanbau sei man sein eigener Herr über Sortenwahl, Standort, Düngung und die Art der Belichtung. Außerdem lerne man so viel über die Cannabispflanze. Der zeitliche Aufwand für Pflege, Kosten für Equipment und laufende Kosten (Strom, Dünger, Neupflanzen) sei zu berücksichtigen. Ebenso müssten die Pflanzen vor unerlaubten Zugriff Dritter geschützt werden. Die Empfindlichkeit der Pflanzung für Schädlinge (Milben oder Spinnen) und eventuelle Einschränkungen im Mietverhältnis seien zu beachten.

Botschkarew ging auf die jeweiligen Anbauarten ein: Möglich sei ein Innen- oder ein Außenanbau beziehungsweise eine Mischform in einem „Greenhouse“. Dazu gebe es einen hydroponischen Anbau (ohne Erde in einem Nährstoffwasserspeicher), einen aeroponischer Anbau (analog hydroponischer Anbau, jedoch werden die Pflanzenwurzeln besprüht), „Screen of Green“ (ein Gitter oder Netz begrenzen das Wachstum der Pflanzen), „Lollipopping“ (die Seitentriebe und Blätter im unteren Drittel der Pflanze werden entfernt) und „Sea of Green“ (viele kleine Pflanzen auf dichtem Raum).

Laut Botschkarew werde der Anbau im Club in einem Reinraum erfolgen, dessen Zutritt durch Regeln strengstens reglementiert wird. Der Anbau erfolge hydroponisch in Verbindung mit Gitter oder Netzen, die das Wachstum begrenzen. Desinfektionsregeln vor dem Betreten sollen Pflanzenkrankheiten vermeiden sowie das unerwünschte Eindringen von Schädlingen, Duftstoffen (Parfüm oder Rasierwasser) oder Krankheitserregern. Dieser Aufwand sei erforderlich, um ein Cannabis von höchster Qualitätsstufe und Sicherheit zu erzeugt, heißt es im Bericht.

Anlagen gibt es ab 300 000 Euro

Vorsitzender Willi Erling, der moderierte, berichtete über den Besuch bei einem Lieferanten. Besichtigt wurde eine voll automatisierte Anlage mit verschiebbaren Hochregalen. Der Preis beträgt je nach Ausstattung und Aufwand zwischen 300 000 und 380 000 Euro für den Anbau von 800 bis 1000 Pflanzen. Im Club würde im rollierenden System angebaut, sodass mehrmals im Jahr geerntet werden kann.

In der Anfangsphase werde der Club Jungpflanzen anschaffen, um den Keimungsprozess, vom Samenkorn zur Jungpflanze, zu umgehen. Eine erste Ernte wird für Dezember 2024 in Aussicht gestellt. Die Produktionshalle müsse auf die Erfordernisse der Anlage vorbereitet werden. Dazu sei die Mithilfe aller Mitglieder erforderlich, um den Zeit- und Kostenrahmen einzuhalten. Gesucht werden unter den Mitgliedern Helfer für gärtnerische Arbeiten wie Anbau, Pflege, Lollipopping und Ernte sowie Instandhaltung, Qualitätsmanagement, Verpackung, Verwaltung. Es brauche Beauftragte für Sicherheit, Brandschutz und Räumung. Durch Schulungen und Anleitungen werden die Helfer qualifiziert.