Das Team der Firma Ifectis kümmert sich von Lahr aus darum, dass innovative Firmen aus der ganzen Republik an Fördertöpfe von Staat, EU und Stiftungen gelangen. Vorne rechts Firmenchef Björn Mamat und vorne links seine Frau Maya. Foto: Braun Foto: Lahrer Zeitung

Innovationen: Lahrer Beraterfirma hat sich auf Unterstützung von Firmen spezialisiert und erweitert jetzt

Geld liegt nicht auf der Straße. Aber man kann es in Töpfen finden. Man muss nur wissen, wo diese Fördertöpfe sind und wie man an sie herankommt. Wenn innovative Firmen nach Geld suchen, hilft ihnen das Lahrer Unternehmen Ifectis dabei.

Lahr. Kaum jemand ahnt, dass im Walpotenhaus am Lahrer Museumsplatz eine Firma ihren Sitz hat, die bundesweit Millionen Euro aufstöbert, die junge und aktive Firmen für ihre Entwicklung dringend benötigen. Ifectis Innovationsförderung heißt das Unternehmen, das von Gründer Björn Mamat geleitet wird und seit sechs Jahren in Lahr besteht. Seit kurzem in ansprechend neuen Räumen, ganz oben im Walpotenhaus. Denn der Aufschwung der vergangenen Jahre hat die Firma wachsen lassen.

Was bietet Ifectis?

"Wir unterstützen Unternehmen bei der Finanzierung von Entwicklungs- und Innovationsprojekten unter Ausnutzung öffentlicher Fördermittel, das ist unsere Kernkompetenz", erklärt Firmenchef Björn Mamat. "Gemeinsam mit unseren Partnern helfen wir Startups auch bei der Gewinnung von Investoren, die sich an den Unternehmen beteiligen. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Aufbau von Innovationsnetzwerken, bei denen wir eine größere Zahl von Partnern zu einem bestimmten Innovationsthema zusammenbringen. Ein aktuelles Beispiel ist das Netzwerk Per-Flu-San, in dem Lösungen für den Umgang mit Perfluorierten Chemikalien (PFC) entwickelt werden. Das sind Umweltschadstoffe, die auf Ackerflächen in die Umwelt gelangt sind. Prominentes Beispiel ist der PFC-Schadensfall im Landkreis Rastatt.

Wer sind die Kunden?

Das Kundenspektrum setzt sich vor allem aus etablierten Mittelständlern bis etwa 1000 Mitarbeitern sowie aus Startups – also neu gegründeten kleinen Firmen – zusammen, die in größerem Umfang Technologieentwicklung betreiben. In vielen Projekten sind außerdem Forschungseinrichtungen beteiligt, die Mamat und sein Team ebenfalls beraten.

Wo sitzen diese Kunden?

In ganz Deutschland, vielen großen Städten, es gibt keinen regionalen Schwerpunkt.

Auch im Ausland?

Da jedes Land seine eigenen Fördermechanismen hat, sind die Lahrer überwiegend für deutsche Unternehmen tätig. Bei länderübergreifenden oder europäischen Förderprogrammen oder von Innovationsnetzwerken betreuen sie teilweise auch Kunden im Ausland. Als Besonderheit hat Ifectis in fast allen europäischen Ländern lokale Beratungsunternehmen als Partner, die die nationalen Fördergegebenheiten kennen und im Rahmen von bi- oder multinationalen Kooperationen die "andere Seite" unterstützen können. Bei EU-Förderung arbeitet die Firma eng mit ausländischen Partnern zusammen und kann Kunden den Zugang zu mehr als 10 000 Forschungspartnern in ganz Europa bieten.

Welche Branchen zählen zu den Kunden?

Aus nahezu allen Branchen, in denen es um Innovationen geht. Da wären als Beispiele die Biomedizin, Medizintechnik, Diagnostik oder das Gesundheitswesen zu nennen. Spezialität ist das Wissen um die Förder- und Finanzierungsmechanismen und die Methodik, technische Projektthemen in erfolgreiche Förderprojekte zu "übersetzen". Eine Spezialisierung auf bestimmte Technologien gibt es nicht.

Wo findet Ifectis die Fördertöpfe, wer fördert da?

Fördergeber sind der Bund, die Länder, die EU und öffentliche und private Stiftungen. Die Fördermaßnahmen werden auf verschiedene Weise veröffentlicht. Allerdings ist es für den Laien oft sehr schwer einzuordnen, ob ein bestimmtes Programm passt, wir groß das Budget und wie groß die Erfolgschancen ist.

Ist es für Newcomer/Startups am Markt heute schwieriger oder leichter, an Fördermittel zu kommen?

Einerseits werden von den Fördergebern zunehmend Programme für Erstantragsteller oder Startups aufgelegt, das Angebot wächst also. Auch insgesamt investieren die meisten Industriestaaten immer stärker in Forschung und Innovation, weil dies einer der wichtigsten politischen Stellschrauben ist, um die Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Volkswirtschaft zu stärken. Das gilt für Deutschland und die EU genauso wie für China oder die USA. Andererseits steigt auch die Nachfrage der Unternehmen nach Fördermitteln und die Auswahl der Fördertöpfe und die Antragsprozesse werden eher komplexer. Deutschland ist in Sachen Technologieförderung recht gut aufgestellt, aber nicht unbedingt ein Weltmeister in der Vermeidung von Förderbürokratie. In Summe nimmt der Beratungsbedarf immer weiter zu.

Für welche Branchen gibt es vergleichsweise einfach Unterstützung?

Wichtige Förderprogramme sind technologieoffen, so dass man für gute Projekte in allen Branchen Fördermittel erhalten kann. Allerdings gibt es bestimmte Technologiebereiche, die die Politik mit besonderer Priorität behandelt, beispielsweise der Bereich der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz (maschinelles Lernen), Themen rund um die Energiewende oder Elektromobilität, Gesundheit oder den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft – also Themen, die für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands oder der EU als besonders wichtig angesehen werden.

Björn und Maya Mamat leben seit zehn Jahren in Lahr. Sie schätzen die hiesige Lebensqualität. Klar: Berlin oder Frankfurt als Standort wäre naheliegender. Doch aus Kundensicht sei der Standort fast gleichgültig. Eine Herausforderung ergebe sich bei der Mitarbeitersuche, weil viele junge Experten gerne in den Metropolen leben. Doch es gebe genügend Berater, die die Vorzüge der Ortenau schätzten, freut sich Mamat.