Der "Kultur-Waggon", der schon auf der Landesgartenschau im Bürgerpark stand, kommt nach den Ferien auf den Lahrer Rathausplatz. Ein kleiner Baustein, um die Innenstadt zu beleben. Doch dabei kann es nicht bleiben. Foto: (Archivfoto) Braun

Innenstadt: Parteien sehen Handlungsbedarf / Zufrieden mit Fachtagung des Rathauses

Lahr - Den Parteien im Lahrer Stadtrat ist die Stärkung der Innenstadt wichtig. Sprecher aller Fraktionen im Gemeinderat, außer der kürzlich aufgelösten AfD-Fraktion, erklärten, dass sie gemeinsam die Lahrer City stärken und in den Blick nehmen wollen.

Das wurde vor kurzem bei der Pressekonferenz nach der internen Fachtagung von Stadtverwaltung und Kommunalpolitik deutlich. Wir hatten berichtet, dass die Verwaltungsspitze im Rathaus die ausblutende Innenstadt als drängende Aufgabe erkannt hat. Unterstützung gibt es dafür bei allen Parteien des Gemeinderats.

 Freie Wähler: Eberhard Roth betonte, die Innenstadt sei die Visitenkarte jeder Stadt und sollte gut gehütet werden. Bei allen Sanierungen und Veränderungen sollte man jedoch beachten, dass der Stadtkern auch weiterhin mit Autos ("gern auch elektrisch") zu erreichen sein müsse. Nur zu Fuß oder mit dem Rad, das reiche nicht, noch nicht. Wie wichtig unterdessen ein attraktiver Anziehungspunkt für die Innenstadt sei, zeige der Blick nach Offenburg mit dem frisch eröffneten Rée Carré.

Grüne: Sven Täubert entgegnete, dass die Innenstadt bislang sehr Autofahrer-geprägt sei. Wolle man mehr Radler und Fußgänger in die Stadt holen, müsste der Verkehrsbereich für Autos Platz abgeben. Das werde jedoch für Konflikte sorgen, die es auszuhalten gelte. Mehr Frequenz könnte das Post-Areal mit seiner Nutzung als neue Stelle für Volkshochschule, Mediathek und andere Nutzer bringen, meinte er. Sechs bis acht Jahre zur Verwirklichung müsse man aber ansetzen. Täubert forderte dazu "jetzt einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderates".

SPD: Roland Hirsch nannte die Post ein "Leuchtturmprojekt" für Lahr. Dies sei die Chance schlechthin für die Stadt, allerdings auch eine "riesige Aufgabe". Die SPD hatte, wie berichtet, das Areal besichtigt und daraufhin einen Zwölf-Punkte-Plan aufgestellt.

CDU: Ilona Rompel sprach sich für eine Priorisierung der vielen Projekte und Vorhaben aus, die bei der Fachtagung breit diskutiert worden waren. Es gebe Leerstände längst nicht nur in Nebenstraßen, sondern auch in Lahrs besten Straßen, meinte sie. Das mache "kein gutes Bild". Viele Geschäfte, die leer stünden, seien einfach für heutige Anforderungen zu klein und damit nicht attraktiv, um wiederbelebt zu werden. Auch am Marktplatz sieht sie Handlungsbedarf. Unten sollten Geschäfte zu finden sein und oben könnten Wohnungen saniert werden, die heute oftmals leerstünden.

 Linke Liste/Tierschutz: Lukas Oßwald sprach von einer "gelungenen Sitzung". Der dringende Bedarf an Verbesserungen sei deutlich geworden. Man tue gut daran, die Innenstadt wieder stärker in den Blick zu nehmen, lange genug habe die LGS alle Aufmerksamkeit erhalten. Die Altstadt müsse sowohl für Bewohner, Besucher als auch Touristen attraktiv bleiben. "Aber was sollen die Leute dort lieben?", fragte Oßwald. Da müsse man sich einig werden und es klar definieren. Auch die Barrierefreiheit gelte es zu bedenken.

Kulturbürgermeister Guido Schöneboom erklärte nochmals, weshalb Mediathek und Volkshochschule dringend neuen Platz bräuchten und dafür das Post-Areal ideal wäre. "Unsere Nutzer sind mit den Angeboten sehr zufrieden, haben Auswertungen ergeben. Aber wir haben nicht genügend Flächen, die wir für dieses Angebot dringend bräuchten", meinte er. Die Belebung des seit Jahren brach liegenden Postgeländes hatte schon im Wahlkampf der OB-Wahl eine Rolle gespielt.

Der "Kultur-Waggon" des Lahrer Jugendcafés soll schon nach den Sommerferien auf dem Rathausplatz aufgebaut werden, um diesen zu beleben. Das gab Erster Bürgermeister Guido Schöneboom in der Pressekonferenz bekannt. Der alte Eisenbahn-Waggon war auf dem LGS-Gelände aufgestellt gewesen und soll nun nach zwei Jahren in der Innenstadt seinen Platz finden. Lange war um den Standort gerungen worden. Jugendangebote sollen dort präsentiert werden.