Sind erleichtert, dass sie endlich wieder Kunden im Autohaus Hartmann in der Gottlieb-Daimler Straße 6 in Lahr empfangen dürfen (von links): Sven Wahle vom Verkaufsteam Pkw und Geschäftsführer Alexander Hartmann juniorFotos: Kroll Foto: Lahrer Zeitung

Wirtschaft: Autohäuser sind wieder geöffnet / Corona-Krise hat Spuren hinterlassen

Die Autohändler im Ortenaukreis dürfen aufatmen, denn mittlerweile dürfen sie ihre Tore wieder für Kunden öffnen. Im LZ-Gespräch verraten zwei Vertreter der Branche, wie sie den Lockdown überstanden haben.

Lahr und Region. Die Autohändler im Ortenaukreis sind in den vergangenen Monaten nicht zu beneiden gewesen: Zunächst durften sie im Zuge der ab Anfang Dezember 2020 geltenden Corona-Bestimmungen nur dann offen haben, solange der Werkstatt- oder Ersatzteilbereich überwog. Ab 11. Januar verschärfte sich die Situation: Stationärer Autohandel war von nun an komplett verboten.

Seit Montag, 8. März, dürfen die Autohändler ihre Kunden wieder empfangen, sie individuell beraten und Autos an den Mann bringen. Wir sprachen mit Alexander Hartmann, Geschäftsführer der Hartmann GmbH in Lahr, und Simon Sutter, der beim Autohaus Seebacher in Neuried-Ichenheim als zertifizierter Verkaufsleiter für Neu- und Gebrauchtfahrzeuge zuständig ist.

Das ganz besondere Gefühl beim Kauf eines Autos hat gefehlt

Bei der Firma Hartmann hat Corona deutliche Spuren hinterlassen. Geschäftsführer Alexander Hartmann kann zwar die genauen Verluste noch nicht benennen, doch er weiß: "Uns fehlt Ende Februar mehr als eine Million Euro Umsatz im Vergleich zu den ersten beiden Monaten des Vorjahres."

Auf die Frage, ob das Werkzeug- und Ersatzteilgeschäft den Schaden auch nur annähernd auffangen konnten, antwortet der Chef des Mercedes-Benz-Händlers: "Leider nein, denn auch im Servicegeschäft, das heißt in unserer Pkw- und Lkw-Werkstatt sowie im Teile- und Zubehörbereich haben wir Ende Februar einen Rückgang in Höhe von circa 25 Prozent verzeichnet."

Beratungen beim Autokauf mussten per Telefon oder E-Mail durchgeführt werden, was aber auch vor Corona schon zum Alltag gehört habe. Neu hinzugekommen seien Beratungen per Videotelefonie oder per WhatsApp.

Auf der Strecke bleiben musste dafür das ganz besondere Gefühl beim Kauf eines Autos: "Trotz aller Möglichkeiten der Beratung am Telefon ist die Wirkung des Autos selbst bei einer Probefahrt das wichtigste Kaufargument und auch die Auslieferung beziehungsweise Abholung des frisch polierten Fahrzeuges ist nach wie vor das Highlight im Kaufprozess." Dass dem Autohaus beides praktisch unmöglich gemacht wurde, erkläre auch den Rückgang der Verkäufe um rund 45 Prozent per Ende Februar.

Und wirft er der Politik vor, den Einzelhandel durch die Schließungen in Gefahr gebracht zu haben? "Ja sicher, zumindest im Automobilbereich. Bei unseren meist großen Verkaufsflächen – oft im Freien – und einer vergleichsweise geringen Kundenfrequenz sowie den bestehenden Hygienekonzepten ist eine Ansteckung nahezu ausgeschlossen." Der Prozess beim Autokauf, also Beratung, Probefahrt, Finanzierung, Zu- lassung und Auslieferung könne kontaktlos erfolgen.

Um sein Werkstattfachpersonal vollständig behalten zu können, wurde Kurzarbeit in Anspruch genommen.

Sehr erleichtert zeigt sich der 48-Jährige, dass er seit 8. März sein Autohaus wieder öffnen darf. Kunden können nach vorheriger Terminvereinbarung kommen. Er spüre aber bei den Kunden noch etwas Verunsicherung und Zurückhaltung beim Autokauf. Auf die kommenden Monate blickt er mit Zuversicht: "Wir freuen uns, wieder auf Normalbetrieb hochzufahren – es wird Zeit, wieder Gas zu geben."

Simon Sutter ist Verkaufsleiter für Neu- und Gebrauchtfahrzeuge beim Autohaus Seebacher in Ichenheim. "Die Auswirkungen sind bisher Gott sei Dank überschaubar", versichert der 31-Jährige. Dennoch sei der Lockdown auch in der Werkstatt spürbar gewesen, da der Großteil der Kunden wesentlich weniger gefahren ist und somit weniger Wartungs- sowie Reparaturmaßnahmen fällig waren.

Während des Lockdowns habe man mit den Kunden viel per Mail und Telefon kommuniziert. Auch kontaktlose Probefahrten wurden durchgeführt. Diese hatten jedoch aufwendige Desinfektionsmaßnahmen vor- und nachher mit sich gebracht. Auch die Übergabe gekaufter Fahrzeuge musste kontaktlos erfolgen und Beratungen per Telefon oder anhand von Erklärvideos stattfinden.

Unterstützung seitens des Staats habe es gegeben: "Uns wurden viele Hilfen angeboten, die wir teilweise auch in Anspruch nehmen konnten." Zum Beispiel habe man die Corona-Soforthilfe erhalten. "Da wir seit Jahren viel Wert auf eine gute Ausbildung legen, haben wir uns dazu entschlossen, diesen Weg weiterzugehen, wofür uns eine Ausbildungsprämie zur Verfügung gestellt wurde." Wie viele andere Betriebe nutzte auch das Autohaus Seebacher das Instrument Kurzarbeit, um die Arbeitsplätze zu sichern. Seinen Mitarbeitern ist Sutter dankbar: "Der Einsatz und die Bereitschaft jedes Einzelnen ist aller Ehren wert."

Ein befreiendes Gefühl, den Verkaufsraum wieder öffnen zu dürfen

Als die Autohäuser wieder aufmachen durften, war Sutters erste Handlung, den Verkaufsraum wieder zu eröffnen. Schließlich musste dieser während der Schließung sichtbar abgesperrt und die ausgestellten Neufahrzeuge verschlossen werden. "Das war ein befreiendes Gefühl, auch für meine Kollegen."

Das Seebacher-Verkaufsteam steht Autoliebhabern nun per Click and Meet zur Verfügung. Termine für eine Beratung können auf der Homepage gebucht werden.

Mit dem Autohaus Schillinger hat Ende September 2020 die erste Lahrer Firma der Branche ihre Tore für immer geschlossen. Die Firma Vogel-Bau kaufte das Grundstück. Auf dem Areal sollen Wohnungen entstehen. Für wann genau der Abriss des leerstehenden Autohauses geplant ist, konnte Giuseppe Brigante von der zuständigen Firma SBL, einem eigenständigen Unternehmen der Vogel-Bau-Gruppe, noch nicht sagen.