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RP teilt Analyse einer Produktionsanlage mit. Aktuell gibt es keine Anhaltspunkte für akute Gefahr für die Öffentlichkeit.

Lahr - Bei einer Analyse einer Produktionsanlage bei der Firma Galvanoform sind deutliche Grenzwertüberschreitungen bei giftigen Dioxinen festgestellt worden. Dies teilten das Unternehmen und das eingeschaltete Regierungspräsidium (RP) mit.

Aktuell gebe es keine Anhaltspunkte für akute Gefahr für die Öffentlichkeit, heißt es in einer Pressemitteilung des RP. Die giftigen Dioxine seien bei ungewollt entstandenen Dämpfen nachgewiesen worden. Die Behörde hat nach Vorlage der Messergebnisse am Freitag sofort Untersuchungen veranlasst, bei denen Sachverständige klären sollen, ob Schadstoffe in die Umwelt entweichen konnten. "Wir sind uns sicher, dass Mitarbeiter nicht geschädigt wurden. Vorsichtshalber wird es aber Untersuchungen geben", sagte Christian Feldmer, Prokurist bei Galvanoform, auf Nachfrage unserer Zeitung.

Die Analyse der Produktionsanlage war in Auftrag gegeben worden, um diesen Prozessschritt zu optimieren. Der Fund sei für das Unternehmen "völlig unerwartet" gekommen, so Galvanoform in einer Pressemitteilung. Wie lange es schon erhöhte Dioxinwerte bei der Anlage gibt, sei unklar, so Feldmer. Es gebe keine Auflagen, die Produktion diesbezüglich regelmäßig zu testen. Nach dem Fund seien umgehend das RP eingeschaltet sowie die Mitarbeiter und die Berufsgenossenschaft informiert worden.

Die verursachende Anlage wurde unmittelbar nach Bekanntwerden der Dioxinent-stehung stillgelegt, sodass sich keine Schadstoffe mehr bilden können. Die Firma stellte auf ein schadstofffreies Verfahren um, so das RP. "Es wird keine Auswirkungen auf unsere Lieferfähigkeit geben", stellte Feldmer klar. "Weiterhin haben wir alle möglicherweise kontaminierten Materialien gegen unerwünschte Emission in die Umwelt gesichert."

Das RP Freiburg als zuständige Genehmigungs- und Überwachungsbehörde koordiniert nun in enger Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Ortenaukreis die laufenden Untersuchungen und legt die erforderlichen Maßnahmen durch eigene Mitarbeiter vor Ort fest. "Ob weitere Aktionen notwendig sind, hängt vom Ergebnis der Untersuchungen ab." Mit diesen sei aber frühestens in drei bis vier Wochen zu rechnen, sind sich RP und Galvanoform einig. Vor allem soll geklärt werden, ob und in welcher Weise die Umwelt zu Schaden gekommen sein könnte. Vorher möchte sich das Unternehmen und das RP an keinen Spekulationen beteiligen.

Die Firma Galvanoform produziert in erster Linie Metallformen und Werkzeuge, die vor allem für die Fertigung von komplexen Kunststoffteilen für die Automobilindustrie verwendet werden. Die Firma kooperiere bei der Aufarbeitung und ergreife die notwendigen Maßnahmen in enger Abstimmung mit den Behörden, so das RP.

Dioxine wurden nie im technischen Maßstab produziert. Sie entstehen unerwünscht bei allen Verbrennungsprozessen in Anwesenheit von Chlor und organischen Kohlenstoff unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel bei bestimmten Temperaturen.

Auch bei allen chemischen Produktionsverfahren, in denen Chlor verwendet wird, werden mehr oder weniger Dioxine gebildet, die dann auch als Verunreinigung in den Produkten enthalten sein können.

Die Giftstoffe gelangen über die Luft, Produkte (Chemikalien, Papier), feste Rückstände (Asche, Schlacke, Klärschlamm) und das Abwasser (Zellstoffmühlen, Deponiesickerwasser) in die Umwelt.

Vom Menschen werden 90 bis 95 Prozent der Dioxine über die Nahrung aufgenommen. Nahezu zwei Drittel dieser Aufnahme erfolgt über den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten. Fische sind zwar – je nach Fettgehalt – höher mit Dioxinen belastet, werden jedoch nur in kleinen Mengen in Deutschland konsumiert. Die Aufnahme über die Atemluft ist im Vergleich zur Nahrung für nicht beruflich exponierte Personen vernachlässigbar gering. ( Quelle: Umwelt-Bundesamt)