Rund 800.000 Besucher sollen es bis Sonntag insgesamt noch werden. Foto: Braun

800.000 Gäste kamen – allerdings enttäuschend wenige aus dem Nachbarland Frankreich.

Lahr - Noch bis einschließlich kommenden Sonntag haben Blumenfreunde Gelegenheit, sich die bislang flächenmäßig größte Landesgartenschau (LGS) aller Zeiten in Lahr anzusehen. Dann schließen die Pforten, und Lahr (Ortenaukreis) blickt sehr zufrieden auf eine Großveranstaltung zurück, die der Stadt einen "kräftigen Schub gegeben hat", wie Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller (SPD) erklärt.

In nur einem Jahr habe die 47.000-Einwohner-Stadt erreicht, was sonst nur in vielen Jahren zu schaffen gewesen wäre. Lahr hat in seinem Westen eine neue "grüne Mitte" entstehen lassen, mit reichlich Freigelände und einem herrlichen See, der ab 2019 auch zum Baden freigegeben werden wird. Man habe, meint OB Müller, "für heutige und zukünftige Generationen gebaut". Ihm ist der Abschiedsschmerz von dieser Großveranstaltung des Sommers 2018 anzumerken.

Rund 800.000 Besucher sollen es bis Sonntag insgesamt noch werden, haben die LGS-Verantwortlichen errechnet. Zu den 300.000 Tagesgästen mit Einzeltickets rechnen sie weitere 500.000 Besuche der rund 20 500 Dauerkartenkäufer aus der Stadt und der zumeist näheren Umgebung.

Das ist kein Rekord, verglichen mit früheren Gartenschauen, die oft über die Millionenmarke sprangen. Die hatte auch Lahr insgeheim im Blick. Doch angesichts der extremen Hitze und Trockenheit im Hochsommer bei 30  Tagen mit teils weit über 30  Grad sind die Organisatoren mit der Resonanz noch sehr zufrieden. Noch nie habe es eine heißere, trockenere Landesgartenschau gegeben.

Unerwartet wenig Franzosen kamen nach Lahr. Gartenschauen seien in Baden-Württemberg zwar bestens bekannt, in Frankreich aber eben nicht, hieß es bei der Abschluss-Pressekonferenz am Montag. Man hatte mit spürbar mehr französischen Gästen gerechnet. Zumal Franzosen sonst reichlich in die grenznahe Stadt strömen und dort Freibäder und Geschäfte besuchen.

Die Kosten des Großprojekts wurden zu Beginn im April mit knapp 60 Millionen Euro kalkuliert. Enthalten darin sind langfristige Investitionen in Gelände, Hallen und Anlagen sowie ein neues Stadtmuseum und ein Römerhaus, also nachhaltig bleibende Einrichtungen und Verbesserungen für die Ortenaustadt. Es könnten am Ende der LGS-Bilanz noch ein paar Millionen Euro mehr werden, deutet sich an: Baukosten waren spürbar gestiegen. Doch Lahr profitiert dank seiner bestens laufenden Wirtschaft seit Jahren von glänzenden Steuereinnahmen und kann die Schau voraussichtlich ohne nennenswerte neue Schulden stemmen.

Eingebunden in die Schau waren rund 350 Bürger, die ehrenamtlich Dienst auf dem Gelände schoben. So kamen mehr als 20 000 Stunden freiwilliger Bürgerarbeit zusammen. Vor allem an den Eingängen und bei der Gästebetreuung waren die Helfer im Einsatz. Das kam toll an.

Die Lahrer wurden für ihre Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit nicht nur von vielen Besuchern an den bisher 180  Schautagen gelobt. Auch Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (CDU) aus dem Ministerium für Ländlichen Raum, würdigte den Bürgereinsatz: "Ich bin wirklich geplättet!" Sie erklärte, Lahr komme "reicher aus der Gartenschau heraus". Die Bürger sollten sich diesen Zusammenhalt und das bürgerschaftliche Engagement beibehalten, appellierte sie.

Gelegenheit dazu haben die Lahrer demnächst: Die Stadt will die Bürger befragen, wie sie sich ihr neues Naherholungsgelände künftig vorstellen. Ab November soll es nach dem Rückbau der Anlagen wieder Stück für Stück der Allgemeinheit zugänglich sein.

Die Stadt habe auch sonst jede Menge "Flower-Power" zu bieten, meinte Staatssekretärin Gurr-Hirsch. Sie sprach damit die nächste Blumenschau der Stadt an, die jährlich stattfindende "Chrysanthema", die in der Altstadt drei Wochen lang kostenlos zu erleben ist. Trotz LGS wird Lahr eine Freiluftschau mit Chrysanthemen-Motiven auch dieses Jahr anbieten, gleich eine Woche nach Ende der Gartenschau, vom 21. Oktober bis 11. November.

Doch bevor die Herbstblumen in Lahr Einzug halten, wird auf dem LGS-Gelände am Wochenende das große Finale gefeiert. Dazu werden bei ganztägigem Programm nochmals viele Tausend Besucher erwartet.

Info: Hier blüht es in den Folgejahren

Nach 42 Jahren findet im kommenden Jahr erstmals wieder eine Bundesgartenschau in Baden-Württemberg statt, in Heilbronn. Ebenfalls 2019 richtet das Land im Remstal in gleich mehreren Gemeinden eine "kleine Gartenschau" aus, ein sogenanntes Grünprojekt. Die nächste große Schau bestreitet dann Überlingen am Bodensee im Jahr 2020. Die kommenden kleinen Schauen: 2021 Eppingen, 2023 Balingen, 2025 Freudenstadt und Baiersbronn, 2027 Bad Urach, 2029 Vaihingen an der Enz. Große Schauen erwarten Neuenburg am Rhein 2022, Wangen im Allgäu 2024, Ellwangen 2026, Rottweil 2028, Ulm 2030.