Yannik Bury hat mit 31 Jahren bereits einige Erfahrungen im Politikbetrieb gesammelt. Foto: Schabel

Politik: Yannik Bury (CDU) will das politische Erbe von Peter Weiß als Wahlkreisabgeordneter antreten / Intensiver Wahlkampf

Lahr - Seit 1998 ist Peter Weiß stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Emmendingen-Lahr in den Bundestag eingezogen. In diese Fußstapfen will der 31-jährige Yannick Bury treten, der nun für die CDU ins Rennen geht.

Bury arbeitet als Volkswirt am Walter Eucken Institut in Freiburg, hat aber im August und September seinen Jahresurlaub genommen und baut auch Überstunden ab, um sich ganz seinem Wahlkampf widmen zu können. An Werktagen absolviere er in der Regel vier Termine, an Freitagen und Samstagen ist er noch öfter unterwegs, wie er beim Besuch der LZ-Redaktion sagt.

Bury ahnt, dass es eng werden könnte und er jede Stimme brauchen wird. Vor vier Jahren holte Peter Weiß 37,6 Prozent der Erststimmen, musste dabei aber kräftig Federn gegenüber 2013 lassen (52,3 Prozent). Nun ist der Trend gerade auch kein Freund der CDU, just am Tag vor Burys Redaktionsbesuch wurde bekannt, dass die SPD bei den Umfragewerten mit der Union gleichgezogen oder sie sogar überholt hat. Es müsse jetzt mehr Tempo in den Wahlkampf der Bundes-CDU, fordert Bury, verteidigt aber auch Kanzlerkandidat Armin Laschet, der später in die heiße Wahlkampfphase gestartet sei als die übrigen Kandidaten – "nämlich erst, nachdem er als Ministerpräsident die Nothilfen für die Flutopfer auf den Weg gebracht hatte".

Klar ist indes, dass Bury entweder als Gewinner des Direktmandats in den Bundestag einzieht oder gar nicht, denn einen Platz auf der CDU-Landesliste hat er nicht. Die Aufgabe hat er hochmotiviert angepackt. Noch ehe er seinen Wahlkampf eröffnete, hatte er bereits alle 41 Städte und Gemeinden im Wahlkreis besucht, um sich bei den Rathauschefs über die lokalen Themen zu informieren.

Für Politik vermag Bury sich zu begeistern, wie das LZ-Gespräch zeigt. Er weiß auch noch genau, wann diese Leidenschaft geweckt wurde: Als Klassensprecher der achten Klasse der Emil-Dörle-Realschule Herbolzheim ging er unangemeldet zum Bürgermeister, um Baumaßnahmen am Schulgebäude einzufordern. "Ich bin kläglich gescheitert", sagt er mit einem Schmunzeln, denn über das Vorzimmer des Rathauschefs sei er nicht hinausgekommen. "Die Begeisterung dafür, mitzureden und Dinge politisch zu gestalten, hat mich seither aber nicht mehr losgelassen", betont er. Ein Jahr später sei der Funke endgültig übergesprungen, als er mit Freunden den Ortsverband der Jungen Union gründete.

Bodenständiger Politiker mit Auslandserfahrung

Mit 31 Jahren hat Bury bereits einige Erfahrungen im Politikbetrieb gesammelt. Beim Walter Eucken Institut ist er Referent des Vorsitzenden der deutschen Wirtschaftsweisen, Lars P. Feld. "Als Projektleiter des Instituts berate ich Bundesministerien, Landesregierungen und Unternehmen in finanzpolitischen Fragen", so Bury. Er war als studentischer Mitarbeiter und später als Persönlicher Referent des Europa-Abgeordneten Andreas Schwab tätig, absolvierte außerdem ein Praktikum im Bundesfinanzministerium bei Minister Wolfgang Schäuble. Seit 2019 leitet er den CDU-Kreisverband Emmendingen und ist Mitglied im Bundesvorstand der Jungen Union. Nun peilt er also den Bundestag an.

Mal angenommen, er holt das Direktmandat, was für einen Abgeordneten erhalten die Bürger dann, gerade im Vergleich zu Peter Weiß? Der sei ein "Kümmerer, der zu den Menschen geht", so Bury. Diese Haltung gefalle ihm. Auch er wolle möglichst viel Präsenz im Wahlkreis zeigen und die hiesigen Anliegen nach Berlin tragen, sollte er gewählt werden. Er wolle den Menschen auch digital zuhören, auf seiner Webseite und in den Sozialen Medien. Weiß ist Sozialpolitiker, während sein Schwerpunkt die Finanzpolitik sei, konstatiert er.

Bury hat Auslandserfahrungen gesammelt, bei Praktika in London, Shanghai und Singapur. Aus Asien hat er die Erkenntnis mitgebracht, "dass Deutschland in manchen Bereichen ins Hintertreffen zu geraten droht". Man müsse aufpassen, von anderen Ländern, China zum Beispiel, bei technischen Innovationen nicht abgehängt zu werden. Deutschland müsse ein starker Wirtschaftsstandort bleiben, dabei müsse aber auf den Klimaschutz und sozialen Zusammenhalt achtgegeben werden – das sind aus Burys Sicht die Herausforderungen für die Politik der nächsten Jahre.

Als die Rede auf Wahlkreisthemen kommt, sagt er, dass es beim Ausbau von Rheintalbahn und A5 gelte, für unsere Region bundespolitisch weiter Druck zu machen. Es brauche auch eine Lösung der Verkehrsprobleme in Reichenbach und Kuhbach, die er am ehesten in einem Lkw-Nachtfahrverbot sieht, wobei man dann aber auch eine Alternative für die "Ausweichverkehre" finden müsste. Das Güterverkehrszentrum in Lahr dürfe nicht ohne begleitendes Verkehrskonzept gebaut werden, denn die Menschen dürften nicht durch zusätzlichen Verkehr belastet werden.

Bury ist in Broggingen aufgewachsen und lebt heute mit seiner Frau Bettina in Malterdingen. Er liebe Ausflüge ins Elsass und Spaziergänge in den Weinbergen mit seinem Hund. Er sei fest in der Region verwurzelt, betont er und verweist auf seine Mitgliedschaft im Malterdinger Musikverein, in dem er seit 20 Jahren Trompete spielt.

Im LZ-Gespräch beschreibt Yannick Bury sich auf Nachfrage als "relativ sachlichen" Charakter. Doch als es um die Vorzüge der hiesigen Region geht, gerät er ins Schwärmen – von der abwechslungsreichen Landschaft und der Mentalität der Menschen. Ihnen wolle er eine starke politische Stimme in Berlin geben, wie er versichert.

15 Jahre war Yannick Bury für den CDU-Abgeordneten Peter Weiß in Bundestagswahlkämpfen aktiv – nun schickt er sich an, sein politisches Erbe als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Emmendingen-Lahr anzutreten. Nach der Realschule in Herbolzheim machte Bury 2009 sein Abitur am Wirtschaftsgymnasium in Emmendingen. Danach absolvierte er seinen Zivildienst, den er als prägende Erfahrung beschreibt: In der Caritas-Werkstatt in Riegel arbeitete er mit Menschen mit Behinderung zusammen. 2010 begann Bury sein Studium der Volkswirtschaftslehre in Freiburg, das er 2016 als Master of Science abschloss.