Wegen der Pandemie ist das Lahrer Jobcenter zurzeit für den Publikumsverkehr geschlossen, Arbeitssuchende müssen vorab per Telefon einen Beratungstermin vereinbaren. Foto: Schabel

Wirtschaft: Quote steigt in Lahr auf 4,8 Prozent / Pandemie bremst den Jobmarkt

Lahr - Die Pandemie hat den Jobmarkt mit voller Wucht getroffen: Im Bereich der Arbeitsagentur Lahr ist die Zahl der Arbeitslosen im April um 386 auf 3241 gestiegen, das sind 977 mehr als vor einem Jahr. Die Quote kletterte auf 4,8 Prozent.

Im April mehr Arbeitslose ist nicht gewöhnlich 

Dass es im April mehr Arbeitslose als im März gibt, ist extrem untypisch. Wegen der Jahreszeit geht ihre Zahl normalerweise zurück, da mit der Beschäftigung in den Außenberufen wie Bau, Gastronomie und Landwirtschaft eine Frühjahrsbelebung einsetzt. "Üblicherweise hätten wir in diesem Monat vom Frühjahrsaufschwung berichtet – doch die Corona-Pandemie hat alles verändert", bestätigt Horst Sahrbacher, der Chef der Arbeitsagentur Offenburg. Die Saisonbeschäftigung in Hotels, Gaststätten und im Freizeitbereich habe nicht wie sonst üblich begonnen, gleichzeitig seien neue Arbeitslosmeldungen hinzugekommen.

Lahr hat die höchste Quote im Kreis 

Vor einem Jahr hatte die Arbeitslosenquote im Geschäftsstellenbezirk Lahr der Arbeitsagentur 3,4 Prozent betragen – jetzt 4,8 Prozent. Damit hat Lahr nach wie vor die höchste Quote im Kreis, vor Kehl (4,2 Prozent), Offenburg (3,7), Achern und Oberkirch (jeweils 2,4) sowie Hausach (2,3). Insgesamt ist die Quote in der Ortenau um 0,4 auf 3,6 Prozent gestiegen. In ganz Baden-Württemberg beträgt sie 4,0 Prozent.

Lage am Jobmarkt könnte mittlerweile noch ernster sein 

Als Stichtag ihrer Erhebung nennt die Arbeitsagentur Offenburg den 14. April – gut möglich, dass die tatsächliche Lage am Jobmarkt mittlerweile noch ernster ist. Denn auch die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist infolge der Corona-Krise eingebrochen. In Lahr meldeten die Arbeitgeber im April 150 neue Stellen, 111 weniger als vor einem Jahr. Seit Januar wurden insgesamt 712 freie Stellen gemeldet, ein Minus von 270 gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Kurzarbeit hat weiteren Entlassungen entgegengewirkt

"Aufgrund der Auswirkungen der Pandemie mussten Arbeitgeber Neu- und Wiedereinstellungen vorerst in vielen Branchen ruhen lassen. Allerdings hat die Kurzarbeit weiteren Entlassungen entgegengewirkt und damit einen noch größeren Anstieg der Arbeitslosenzahl abgefedert", konstatiert Sahrbacher.

54,2 Prozent der Arbeitslosen in Lahr sind Männer. Besonders betroffen ist die Alterskohorte "50 Jahre und älter". 34,3 Prozent der Arbeitslosen sind Ausländer, 6,4 Prozent Menschen mit einer schweren Behinderung.

Info: 57.760 im Kreis in Kurzarbeit

3984 Betriebe aus der Ortenau haben Kurzarbeit angemeldet; knapp 36 Prozent aller Unternehmen nutzen damit dieses Instrument. Den größten Anteil bilden Firmen mit einer Betriebsgröße von einem bis hundert Beschäftigten, so die Arbeitsagentur. Zum Vergleich: In der Finanz- und Wirtschaftskrise im April 2009 waren im Ortenaukreis insgesamt 389 Betriebe in Kurzarbeit. In der momentanen Corona-Krise gibt es das Zehnfache an Kurzarbeit, wobei die Anzeigen aus fast allen Branchen kommen. Schwerpunkte sind der Einzelhandel und das Gastgewerbe, aber auch Betriebe des verarbeitenden Gewerbes sowie des Veranstaltungs- und Freizeitbereichs sind betroffen. Seit März haben die Betriebe im Ortenaukreis für insgesamt 57 760 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt.