Vom Verkehrslärm stark betroffen sind Anwohner der Ortsdurchfahrt Oberschopfheim. Auf der Bundesstraße 3 wird demnach von 22 bis 6 Uhr Tempo 30 empfohlen Foto:  

Die Lärmsituation in Friesenheim ist mit einem Aktionsplan analysiert worden. Dieser sieht Tempo 30 unter anderem in der Bahnhofstraße und nachts an der B 3 in Oberschopfheim vor.

Lärm macht auf Dauer krank. Das wissen vor allem die Menschen, die in Straßen mit hoher Verkehrsbelastung wohnen. Die Gemeinde ist in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen, wenn Menschen zu sehr von Verkehrslärm betroffen sind. So sieht es die Richtlinie des europäischen Parlaments aus dem Jahr 2002 vor. Ziel ist die Erfassung und Darstellung größerer Lärmquellen in Lärmkarten sowie die Erstellung von Lärmaktionsplänen.

In Friesenheim lag am Montag der Entwurf des Lärmaktionsplanes in dritter Stufe vor. An der Sitzung nahmen auch alle Ortschaftsräte teil. Anwohner aus der Bahnhofstraße sowie der Bundesstraße 3 sind ebenfalls zahlreich erschienen. Der Schilderwald dürfte in Friesenheim zunehmen, was jedoch nicht dem Wunsch der Gemeinde entspricht. „Schon lange fordern wir auf allen klassifizierten Straßen innerorts Tempo 30“, erklärte Bürgermeister Erik Weide und ergänzte: „Auch wir müssen in anderen Ortschaften 30 fahren, also sollten Anwohner auch hier den Anspruch haben, dass 30 gefahren wird.“ In großen Städten sei Tempo 30 schon längst Vorgabe. Weide sieht den Bund in der Pflicht. So müssten nicht alle Kommunen und Landkreise Lärmaktionspläne aufstellen. „Wenn der Bund unserem Wunsch nachgehen würde, dass mit dem Ortsschild Tempo 30 statt 50 gilt, könnte man sich alle weiteren Schilder sparen“, so Bauamtsleiter Markus Reinbold.

Die Analyse der Lärmsituation hat Attila Villanyi vom Planungsbüro Fichtner erarbeitet und vorgestellt. Demnach sind 750 Einwohner von einem höheren Lärmpegel von 60 Dezibel und 800 Einwohner von einem Messwert von mehr als 50 Dezibel betroffen. Empfehlungen von Tempo 50 auf 30 gibt es für Straßenabschnitte in der Schutterner Hauptstraße (durchgängig), auf der Straße „Im Oberdorf“ in Schuttern sowie auf der Unterdorfstraße von der Hauptstraße beginnend bis zur Offostraße (450 Meter). Weitere Empfehlungen für Tempo 30 folgen für die Bahnhofstraße (1000 Meter) sowie eine Ergänzung in der Heiligenzeller Straße und in der Oberweirer Hauptstraße im Streckenabschnitt beginnend von der Sportplatzstraße bis zur Lindenstraße und nachts in auf der B 3 in Oberschopfheim.

Räte und Bürgermeister wünschen sich Tempo 30 innerhalb der Gemeinde

Weiterhin wird empfohlen, bei Fahrbahnerneuerungen lärmoptimierte Beläge einzubauen. Empfohlen wird auch passiver Lärmschutz an Gebäuden mittels Lärmschutzfenster.

Weil in einigen Ortsgebieten, wie der Oberschopfheimer Hauptstraße, der Flächennutzungsplan ein Mischgebiet vorsieht, sei in diesem Streckenabschnitt kein Tempo 30 möglich. Mit Unverständnis reagierten Ortsvorsteher Michael Jäckle, und Andreas Bix darauf, dass auf der Oberweirer Hauptstraße zwischen Stefanienstraße und dem Übergang zur Talstraße weiterhin Tempo 50 gefahren werden kann. Eine einheitliche Geschwindigkeit wünscht sich auch Ortsvorsteherin Brigitta Schrempp auf der Heiligenzeller Hauptstraße, die ebenfalls auf Teilstrecken Tempo 50 zulässt. „In einzelnen Gebieten fehlen die Betroffenheiten, weil die Verkehrsmenge abnimmt“, erklärte Villanyi.

„Der Lärmaktionsplan basiert auf einer Verkehrszählung aus dem Jahr 2018. Zwischenzeitlich hat der motorisierte Verkehr zugenommen“, so Dietmar Kairies (GLU). Nicht nachvollziehbar sei, dass es weiterhin Bewohner geben wird, die unter dem Verkehrslärm mit Tempo 50 leiden. Gesundheitsschutz lasse sich nur erfüllen, wenn auch konsequent kontrolliert wird, so Charlotte Schubnell (CDU). Konsequente Kontrolle sei für sie jedoch nicht ein mobiler Blitzer, dessen Aufstellungsort nach kürzester Zeit die Runde mache.

Ernüchternd dürfte auch die Tatsache sein, dass E-Mobilität nicht zwangsläufig leiser wäre, wie Villanyi ausführte. „Mit den Problemen vor dem Lenkrad beschäftigen wir uns als Gemeinde und mit dem Problem hinter dem Lenkrad die Psychologen“, so Reinbold abschließend.

Offenlage

Der Gemeinderat beschloss die Beteiligung der Öffentlichkeit im Wege der Offenlage. Diese soll vom 23. Oktober bis einschließlich 22. November erfolgen.