Foto: Helen Moser

Ein Einkauf in diesem Geschäft tut nicht nur dem Geldbeutel gut, sondern tut auch etwas Gutes: Seit zehn Jahren gibt es den Laden „Mittendrin“ in Königsfeld. Und heutzutage ist das Angebot gefragter denn je, sagen Gisela Meyer und Kurt Rittinghaus.

Kurt Rittinghaus vom Leitungskreis des Ladens „Mittendrin“ kann sich noch gut daran erinnern, wie 2013, vor ziemlich genau zehn Jahren, alles losging. Zuvor, erklärt er, habe es jedes Jahr einen Bücher- sowie einen Missionsbasar gegeben. Dann wurde auf Initiative der damaligen Pfarrerin Benigna Carstens aus zwei Veranstaltungen ein permanentes Angebot. Ein gewagtes Unterfangen, wie man damals dachte. „Die Frage war, ob so etwas in Königsfeld überhaupt funktionieren kann“, erinnert sich Rittinghaus.

Am 3. Mai 2013 eröffnete der Laden. Man startete mit vorsichtigen Zielen: 35 Euro wollte man täglich einnehmen. Zehn Jahre später ist klar: Das Wagnis ist von Erfolg gekrönt. Rund 280 000 Euro hat der Laden in den vergangenen zehn Jahren erwirtschaften können. Diese fließen in die Herrnhuter Missionshilfe – in Projekte, die alle zwei bis drei Jahre aufs Neue von den Mitarbeitern des Ladens ausgewählt werden. Aktuell werden in Malawi das Walani-Bildungszentrum für Frauen sowie das dortige Kinderhilfsprogramm „Light of Hope“ und der integrative Kindergarten im Förderzentrum Sternberg in Ramallah unterstützt.

Manches gibt es schon ab Cent

Was im Laden „Mittendrin“ verkauft wird – Bücher, Spielwaren, Haushaltsgegenstände und hübsche Dinge, die zum Wegwerfen zu schade sind – kostet in der Regel nicht allzu viel. Manches gibt es schon ab 50 Cent, erklärt Gisela Meyer. Sie ist Vorsitzende des Leitungskreises, der für organisatorische Angelegenheiten zuständig ist. Dass dabei am Ende dennoch ein Gewinn übrig bleibt, hat vor allem zwei Gründe: Zum einen werden die Waren dem Laden kostenfrei zur Verfügung gestellt. Zum anderen nimmt keiner der Mitarbeiter für seine Arbeit im Laden „Mittendrin“ Geld. „Wenn wir die Leute im Verkauf bezahlen müssten, würde wahrscheinlich nichts mehr übrig bleiben“, erklärt Meyer.

Das Schaufenster wird mit besonderer Sorgfalt bestückt. Foto: Helen Moser

„Mitarbeiter und Spender spüren, dass sie hier etwas Gutes tun können“, sagt Meyer. Das erstrecke sich auch auf die Kunden – egal, ob es sich um die Stammkundschaft handelt, die immer mal wieder vorbeischaut, um im Angebot zu stöbern, oder um Gäste des Kurorts, die beim Bummel auf den Laden aufmerksam werden. Genau wie die Spender kommen auch die Kunden aus der Umgebung, etwa aus St. Georgen, Villingen-Schwenningen, Schramberg, Rottweil oder von noch weiter her.

Einkaufen im Second-Hand-Laden liegt im Trend

Auch wenn die vergangenen Jahre coronabedingt schwierig für den Laden „Mittendrin“ waren, blicken Meyer und Rittinghaus optimistisch in die Zukunft. Denn die Nachfrage nach Second-Hand-Waren ist größer denn je. Erstens sei die Scheu vor dem Einkaufen gebrauchter Waren weg, schildert Meyer. Aus finanziellen Gründen im Laden einzukaufen, ist aus ihrer Sicht keineswegs beschämend. Zweitens seien nostalgische Dekorationsartikel im Trend. Und drittens, fügt Rittinghaus hinzu, spielten Überlegungen in puncto Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle – da passe ein Second-Hand-Laden, aus Sicht der Spender wie auch der Kunden, gut in die Zeit. „Deshalb mache ich mir um die Zukunft gar keine Sorgen“, betont Meyer.

Nur eines ist noch nicht wieder wie vor Corona

Die Kunden sind also nach Corona wieder da – und das so zahlreich wie quasi noch nie. Nur eines ist noch anders: Vor der Pandemie sei der Laden auch ein Treffpunkt zum Gespräch gewesen – etwa auf den Stühlen rund um den Tisch in der Bücherecke. „Das ist noch nicht so richtig zurückgekehrt“, bedauert Meyer, die aber hofft, dass sich auch dieser Bereich des Ladens „Mittendrin“ wieder mit mehr Leben füllt.

So wird gefeiert

Festtag
Gefeiert wird das zehnjährige Bestehen des Ladens „Mittendrin“ am Sonntag, 21. Mai. Ab 10 Uhr findet ein Festgottesdienst im Kirchensaal der Brüdergemeinde statt. Anschließend werden im Kirchgarten Kaffee und Kuchen serviert.