Sein Markenzeichen ist der rosafarbene Hut: Dietmar Schönherr steht mit Birgit Wurster und Walter Meinlschmidt vor dem großflächigen Meisterwerk "Super Bowl". Foto: Ungureanu

Großformatige, farbgewaltige Werke, die mit wilden Pinselstrichen zum Schlachtfeld mutieren, und geometrisch-konstruktive, präzise Arbeiten: Dietmar Schönherr zeigt in der Ausstellung "diametral" im Kunsthaus von Walter Meinlschmidt zwei Richtungen seiner abstrakten Kunst, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Balingen - Rund 30 noch nie öffentlich gezeigte Werke, die allesamt in den vergangenen zwei Jahren im Obergeschoss des Hauses in der Hermann-Berg-Straße entstanden sind, laden ab sofort dazu ein, entdeckt zu werden. Davor schon hatte der Hechinger Künstler im Balinger Kunsthaus ausgestellt – Arbeiten, die in Farben und Formen an die Pop-Art erinnerten.

Hausherr Walter Meinlschmidt erinnerte an zehn Jahre Galerie im Hauptwasen und zwei Jahre Kunsthaus – und an die pandemiebedingten Schwierigkeiten für Künstler und Kunstausstellungen. Das Balinger Kunsthaus, sagte er, sei ein "ziemlich einmaliges Konzept", weil es neben der Galerie auch die "Heimat eines Künstlers" geworden sei.

Corona als Katalysator

Adrienne Braun, die für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, der Stuttgarter Nachrichten und für das art-Magazin schreibt, führte auf unterhaltsame Weise in die Ausstellung ein. Corona, sagte sie, habe manch einen Künstler an der eigenen Arbeit zweifeln lassen, aber sie habe auch wie eine Art Katalysator gewirkt. Bei der abstrakten Kunst, die hier gezeigt werde, gelte es, Rätsel zu dechiffrieren, ein Geheimnis zu ergründen, Neuland zu erobern.

Fest steht für die Kunstkritikerin: In eine "Schublade" lassen sich die konkrete Malerei, "die spielerisch mit mathematischen Gesetzen und deren Störung arbeitet", und der wilde Farbentanz auf großflächiger Leinwand, bei dem sich der Künstler "jeder Kontrolle entzieht", unmöglich stecken. "Die Bilder laden dazu ein, visuell erobert zu werden – mitunter plakativ wie die Pop-Art, mitunter in zaghaften Mustern."

Expressiv und konstruktiv

Der Zwiespalt zwischen expressiv und konstruktiv als "Zeichen einer gespaltenen Künstlerpersönlichkeit"? Oder doch nur als zwei Seiten einer Medaille, die einer Markenbildung entgegenarbeiten? Dietmar Schönherrs Arbeiten wollten "wie Landschaften durchschritten werden", forderten den Betrachter auf, "sich dem Vielklang hinzugeben" mit dem Ziel, "das Gegensätzliche in Harmonie zu bringen". Diese "Energiespender der besonderen Art" würden den Betrachter zur Selbsterkenntnis treiben, zu einem Richtungswechsel motivieren, zu einer neuen Perspektive.

"Das schmeichelt der Künstlerseele, wenn man sowas hört", sagte Dietmar Schönherr am Ende: "Es hat mich berührt." Und kündigte gleichzeitig an, einen Teil des Verkaufserlöses an die Balinger Tafel zu spenden. Pfarrerin Birgit Wurster hörte es gerne.

"Super Bowl" – sein Meisterwerk

Am Rand der Ausstellung erzählte der 1960 geborene Künstler, dass er sich schon in der Schulzeit für Grafik interessiert habe. In seinen Jugendträumen habe er versucht, zusammenzufassen, was ihn früher bewegt habe. Und er erzählte von den Schwierigkeiten, das 180 mal 300 Zentimeter große Bild "Super Bowl", das er als sein Meisterwerk bezeichnet, auf einen Rahmen zu spannen. Und davon, dass er sich in diesen Bildern "diszipliniert" habe. Teile habe er wiederholt übermalt, bis die Farbharmonie stimmte.

 Die Ausstellung ist noch bis 14. Januar im Kunsthaus in der Hermann-Berg-Straße 1 in Balingen zu sehen.