Sie sehen sich beide als Künstler: Grafic Artist Joachim Strölin (links) und Koch Georg Hildebrand kreieren mit ihrem jeweiligen "Werkzeug" gern besondere Werke. Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Joachim Strölin stellt seine Werke im Restaurant "Tschortsches Room" aus

Rottweil-Neufra. Vor allem durch seine Fasnetsmotive ist er in Rottweil bekannt, doch er kann noch viel mehr: Die auf Holz oder Jute gemalten Bilder von Joachim Strölin hängen seit einigen Tagen im Restaurant "Tschortsches Room" in Neufra und geben Einblicke in sein Schaffen. Nach der Wiedereröffnung des Lokals können die Gäste also gleichzeitig Kulinarik und Kunst genießen.

"Für mich ist es eine tolle Möglichkeit, die Bilder zu präsentieren in einer Zeit, wenn kaum Ausstellungen möglich sind", sagt Strölin. Im Dezember oder Januar war der Start der Aktion geplant – nun haben die Bilder einige Monate später ihren Platz an den Wänden des Restaurants gefunden. Für Strölin ist es eine Premiere, in so einem Rahmen auszustellen.

"Am schönsten ist es für den Künstler natürlich, wenn er eine Interaktion mit seinem Publikum hat. Das ist im Moment nicht möglich. Aber wenn die Zahlen es zulassen, würde ich gern eine Vernissage machen", sagt Strölin. Für einen Künstler sei es immer ein Highlight, mit seinem Publikum ins Gespräch zu kommen, sagt er.

Das Besondere an so einer Ausstellung sei, dass man mit seinen Werken auch Interesse bei den Menschen wecken könnte, "die sonst vielleicht keinen Bezug zur Kunst haben, mich nicht kennen und sich mit der Thematik gar nicht auseinandersetzen", weiß Strölin. "Das ist das Spannende daran."

Seine Bilder sind fast ausschließlich in Schwarz-Weiß gemalt. Er will so die Kontraste und die Charaktere stärker hervorheben, indem er mit Licht und Schatten arbeitet, erklärt Strölin. Interessant: In Schwarz-Weiß wirken der Federahannes und der Narrenengel auch im Juni überhaupt nicht fehl am Platz. "Es ist nicht die bunte Fasnet wie sonst. Man nimmt diese Bilder als Objekte wahr", ist Strölin überzeugt.

Allerdings: Da Strölin meistens auf Holz malt, haben seine Werke immer einen Grundfarbton, erklärt er. 15 Bilder sind es nun, die im "Tschortsches Room" an den Wänden hängen. Alle eher grob gemalt, man sieht noch viel vom Holz – oft sind es Teile von alten Scheunentoren – und dadurch bekommen die Werke quasi eine neue Ebene. Man kann sie richtig erleben.

Ein Bild hat Strölin extra für die Ausstellung vollendet, verrät er. Es ist ein Frauenporträt, auf Jute gemalt. "Ich bin sehr selbstkritisch, vor allem beim Thema Porträts. Es gibt nichts Schlimmeres als ein schlecht getroffenes Porträt", sagt er.

Georg Hildebrandt, der Inhaber und Koch im "Tschortsches Room", betont, ihm ist es wichtig, die Künstler der Region zu unterstützen. "Und auch für die Gäste ist es toll, weil das Restaurant nie gleich ist", merkt er an. Sein Grundkonzept sei, alle paar Monate neuen Künstlern die Plattform zu geben, ihre Werke zu zeigen.

Aber auch sein Essen, hebt Hildebrandt hervor, sei Kunst und Handwerk. "Auch wir richten das Essen auf dem Teller kunstvoll an. Jeder Teller ist ein Kunstwerk. Das passt zusammen."

Die aktuelle Ausstellung ist die erste nach dem langen Lockdown – im Neufraer Restaurant aber bereits die dritte. "Die ersten zwei waren sehr erfolgreich, es wurden auch Bilder gekauft", berichtet Hildebrandt. Er spricht von einem "Geben und Nehmen".

Wenn es nach den beiden geht, wird es – sobald es die Infektionslage erlaubt – eine Vernissage geben. Mit Gesprächen, Finger Food und Live-Musik. Diese Interaktion, das Miteinander, das Leben und Erleben – das haben in den vergangenen Monaten viele vermisst.