Das Schlössle hat ihn zu ersten Arbeiten inspiriert Quelle: Unbekannt

Seit dem vergangenen September lebt Bernd Winckler in Haigerloch. Im Felsenstädtle hat der unter dem Kürzel "wic" bekannte Künstler, Journalist und Buchautor ein ehrgeiziges Ziel.

Haigerloch - Der über 70-Jährige will die ohnehin schon vielschichtige Haigerlocher Kunst- und Künstlerszene mit eigenen Impulsen und Kunstwerken bereichern. Sein Alter merkt man ihm in keiner Weise an. Er ist drahtig, beruflich noch voll aktiv und sprüht vor Ideen und Tatendrang. "Wenn ich nichts mehr machen könnte, wäre ich tot", sagt er etwas flapsig im Gespräch mit unserer Zeitung.

Eher durch Zufall nach Haigerloch gekommen

In seine neue Wahlheimat hat ihn eher der Zufall verschlagen, denn zu Haigerloch hatte er nach eigenen Worten bislang "keinerlei Verbindung". Winckler hat aber erfahren, dass der Rottenburger Investor Roland Dürr neuer Besitzer des Schlössle ist und dort Wohnungen einrichtet. Das fand er interessant und er kam mit Dürr ins Gespräch. Bernd Winckler liebäugelte ohnehin mit einem Tapetenwechsel und wollte seinen Wohnort Gäufelden bei Herrenberg nach langen Jahren verlassen und so entschloss er sich zum Umzug ins Eyachtal.

Sein neues Zuhause, ein spätmittelalterliches Gebäude an der Eingangspforte zur Haigerlocher Altstadt, imponierte ihm auf Anhieb. Wegen seiner eigenwilligen Architektur ist das Gebäude in den Augen des Künstlers ein Kunstwerk an sich und auch die modernen Wohnungen in den alten Mauern gefielen ihm sehr.

Künstlerische Vorbilder sind Mondrian und Miró

Seine neue Umgebung hat den Gründer und Ehrenvorsitzenden des Herrenberger Kunstvereins bereits inspiriert. In seinem Künstleratelier im Erdgeschoss sind schon mehrere neue Bilder entstanden. Deren Motive sind natürlich das historische Gasthaus an der Eyach. Betrachtet man sie, merkt man sofort, dass er Grafik und Kunst studiert hat. Die Bilder lassen sich der Stilrichtung des Expressionismus zuordnen, sind von einer klaren Farben- und Formensprache. Wie mit dem Lineal gezogene Linien grenzen einzelne Farbfelder ab. Große Vorbilder wie der katalanische Maler Joan Miró oder der Niederländer Piet Mondrian sind so auf Anhieb zu erkennen.

Erste kleine Ausstellung an Pfingsten

Bernd Winckler würde das Schlössle gerne zu einem Ort der Kunst machen, zum Beispiel mit kleinen Ausstellungen. In welcher Form das überhaupt möglich ist, darüber muss er sich freilich mit dem Hausherrn und den anderen Schlössle-Bewohnern abstimmen. Geplant hat er aber eine Atelierausstellung zu Pfingsten. Inzwischen hat Bernd Winckler auch schon versucht, erste Kontakte mit der übrigen Haigerlocher Kunstszene zu knüpfen. Mit Hermann-Joseph Speier, Galerist und Betreiber der "Schwarzen Treppe" in der Oberstadt, ist er bei einer Ausstellung dort zumindest schon mal ins Gespräch gekommen.

Zur Person:

"wic" ist eigentlich ein gebürtiger Berliner, aber hat in Sigmaringen seine Jugendjahre verbracht und am dortigen Gymnasium das Abitur gemacht. "Mit 19 bin ich dann in die Welt gezogen", erzählt er. Die Welt ist gleichzusetzen mit den USA, wo Winckler dreieinhalb Jahre gelebt hat.

Nach der Rückkehr nach Deutschland nahm er Anfang der 70er Jahre ein Journalistik-Studium an der Ludwigs-Maximilian-Universität in München auf und begann alsbald für die "Stuttgarter Nachrichten" oder die Fachzeitschrift "Auto Motor und Sport" zu arbeiten. Weil er sich schon immer für Kunst und Grafik interessiert hat, verschlug es Bernd Winckler Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre nach Italien. In Verona studierte er Kunst, er lebte aber auch in Rom.

Im Atom-U-Boot an den Nordpol

Danach ging‘s wieder zurück in die Vereinigten Staaten, wo Winckler in Tampa Bay in Florida als Freier Mitarbeiter für die NASA arbeitete. In dieser Zeit nahm er das wahr, was ihm nach eigenen Worten "die Welt anbot". So konnte er beispielsweise in dem Atom-U-Boot "Skate", das 1968 der Hauptdarsteller in dem Actionfilm "Eisstation Zebra" war, an den Nordpol fahren oder 1985 an der legendären Camel-Trophy teilnehmen, einer Abenteuer-Rallye der gleichnamigen Zigarettenmarke mit Geländewagen.

Grafikpreise gewonnen

Ende der 80er Jahre kehrte Bernhard Winckler nach Deutschland zurück und arbeitete als Gerichtsreporter, zusammen mit Wolfgang Wulz hat er das Buch "Gefährliche Kurven" und mit Michael Miklei den DSV-Ski-Atlas verfasst In den 90er Jahren hat er dann für grafische Gestaltungen mehrere Innovationspreise in der Schweiz gewonnen. Winckler entwarf unter anderem das Logo für das neue Sportzentrum Davos.

2002 gründete Bernd Winckler schließlich zusammen mit Professor Helge Bathelt den Herrenberger Kunstverein. Seinem Verein will Winckler trotz des Umzuges nach Haigerloch als Mitglied treu bleiben.