Die Straßenkriminalität ist in Rottenburg von einer Zunahme an Rauschgiftdelikten geprägt. Foto: Symbol-Foto: Zahn

Gemeinderat: Polizeihauptkommissar Marco Renner stellt die Kriminalitäts- und Unfallstatistik 2020 vor

Rottenburg. In der jüngsten Sitzung des Rottenburger Gemeinderates stellte der Leiter des Polizeireviers Rottenburg die Kriminalitäts- und Unfallstatistik des Jahres 2020 für Rottenburg vor.

"Rottenburg ist in der Region Neckar-Alb ein vergleichsweise sicheres Pflaster", schickte der erste Polizeihauptkommissar Marco Renner vorweg. So wurden im Landkreis Tübingen im Jahr 2020 weniger Straftaten erfasst als in den Vorjahren. Zwar habe Rottenburg insbesondere bei den Gewaltverbrechen und beim Drogenhandel eine Steigerung der Straftaten zu verzeichnen, "jedoch glänzen wir mit einer hohen Aufklärungsrate". Die Aufklärungsrate liegt in Rottenburg bei 67,6 Prozent, sie liegt damit höher als in Baden-Württemberg (64 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr (56,6 Prozent) ist sie sogar angestiegen.

Renner erklärte, dass sich der Corona-Lockdown auch in der Kriminalitästs- und Unfallstatistik niedergeschlagen habe. So nahm die Straßenkriminalität um 11 Prozent ab auf insgesamt 276 Fälle. Auch die Sachbeschädigungen an Pkw haben abgenommen – es waren 104 Fälle zu verzeichnen. Marco Renner führt dies darauf zurück, dass weniger Menschen auf den Straßen unterwegs waren und auch weniger Betrunkene nach einer Kneipentour nach Hause gingen. "Zudem hatten wir keine Fasnet und damit auch keine Schlägereien an Fasnetsveranstaltungen." Bei den gestohlenen Kfz gab es eine Steigerung – so wurden in Rottenburg 57 Autos gestohlen. Gefasst wurde ein Täter, der meinte, er müsse Autos ausräumen. Beleidigungen nahmen zu, hier gab es 154 Fälle, die angezeigt wurden. Auch Körperverletzungen und auch häusliche Gewalt sind angestiegen. 265 Körperverletzungen waren 2020 zur Anzeige gebracht worden. Auch Bedrohungen wurden im vergangenen Jahr angezeigt, hier gab es 65 Fälle. Im Bereich der Gewaltkriminalität gab es 71 Fälle. Zugenommen habe häusliche Gewalt – dies seien in erster Linie Beziehungsdelikte. Hier wurden 57 Fälle verzeichnet.

Auch Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte gab es bedauerlicherweise zu beklagen. Der Leiter des Polizeireviers erklärte dass es monatlich immer ungefähr zwei Angriffe gegen Polizeibeamte gebe, "da kommt es ab und zu auch zu Knochenbrüchen". Im Landestrend geht diese Art der Gewalt gegen Einsatzkräfte nach oben.

Mehr Drogendelikte

Die Straßenkriminalität ist in Rottenburg von einer Zunahme an Rauschgiftdelikten geprägt, die Rauschgiftkriminalität sei in Rottenburg einer der Schwerpunkte der Arbeit der Polizei. Dennoch sagten die erfassten 221 Delikte wenig über die Art der Straftat aus, "das kann ein gefundener Joint sein oder aber auch ein Kilogramm Cannabis im Kofferraum", so Renner. So würden die exakten Mengen nur landesweit erfasst. Es seien insgesamt viele Betäubungsmittel im Umlauf, die Cannabisverstöße seien hoch, und es wurden auch einige Aufzuchtanlagen für Marihuana sichergestellt. Im Vergleich zu anderen Städten in der Region habe Rottenburg hier höhere Fallzahlen. "Doch bei vielen Kontrollen sind natürlich auch mehr Verstöße zu verzeichnen." Die Dealer und Abhängigen würden ihre heiße Ware meist im so genannten Darknet bestellen, was die Arbeit erschwere. "Wir haben im Darknet einen florierenden Handel mit Rauschgift, was auch bedeutet, dass in der Stadt mehr Drogen im Umlauf sind."

Auch die Bekämpfung der Einbruchskriminalität sei nach wie vor wichtig, wenngleich es hier erfreulicherweise sinkende Fallzahlen gebe. Doch für Betroffene sei es oft ein schwerwiegender Einschnitt in ihre Privatsphäre – "die Einbruchsopfer fühlen sich danach daheim nicht mehr sicher". 2020 gab es acht Fälle, im Jahr 2016 waren es noch 40 Fälle.

Auch zu den Tätern in Rottenburg, bezogen auf alle Bereiche, machte Marco Renner Angaben. So habe man es mit zwei Dritteln deutschen Tätern zu tun, ein Drittel aller Täter seien Nicht-Deutsche. Zugenommen habe die Computerkriminalität, und vermehrt habe es die Polizei mit psychisch auffälligen Tätern zu tun. Dies seien manchmal drogenabhängige Täter, oder aber auch Menschen mit psychischen Erkrankungen. Deutlich rückläufig hingegen seien Straftaten wie der Enkeltrick. Auch die "Spoofing"-Zahlen seien rückläufig. Vor allem ältere Menschen seien hier oftmals in der Opferrolle, die Straftäter brächten die Senioren dann um ihr gesamtes Hab und Gut. Die Banken müssten allerdings mittlerweile bei größeren Bargeldabhebungen nachfragen, was der eine oder andere damit vorhat. Auch vorgekommen seien Fälle, bei denen Firmen Geld zahlen mussten, um weiter auf ihre Datenbanken zugreifen zu können.

Unfälle im Kreisverkehr

In der abschließenden Diskussionsrunde streiften die Stadträte Themen wie die Dunkelziffer von Straftaten, zudem gab es Fragen zur Unfallstatistik im Straßenverkehr. Hier hätten die Fälle mit Fahrradfahrern oder Pedelecfahrern zugenommen, so der Revierleiter. Auch Fußgänger seien immer wieder gefährdet. Ursachen von Verkehrsunfällen seien die üblichen Fahrfehler, Alkohol und Drogenmissbrauch, Geschwindigkeitsverstöße und die Missachtung der Abstands- und Vorfahrtsregeln im Straßenverkehr. Unfälle gebe es häufiger im Kreisverkehr oder beim Rückwärtsfahren und bei Wendemanövern.