Wer auf Birken allergisch reagiert, verträgt häufig auch keine Äpfel. Foto: dpa

Nicht nur Pollen von Bäumen, Gräsern oder ­Wildkräutern sind Übeltäter: Heuschnupfenpatienten haben oft auch Allergien gegen Obst und Gemüse. Es sei denn, man kocht dieses.

Bremen - Die Nase läuft, die Augen jucken und mitunter können sogar ernsthafte Atemprobleme auftreten: Der Frühling ist für Heuschnupfengeplagte keine angenehme Zeit. Zumal vielen von ihnen nicht nur die Pollen von Bäumen, Gräsern oder Wildkräutern Probleme bereiten.

So müssen etwa zwei Drittel aller Birkenpollenallergiker immer wieder feststellen, dass ihnen auch die Kehle anschwillt, wenn sie bestimmte Nahrungsmittel essen. Sie leiden unter einer so genannten Kreuzallergie.

Apfelkuchen können Betroffene beschwerdefrei essen

„Neben Jucken im Mund und Rachen können dabei in manchen Fällen auch ernsthafte Atem- und Schluckprobleme auftreten – und das oft noch Monate nachdem der Pollenflug wieder abgeflaut ist“, sagt Jörg Kleine-Tebbe von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie.

Birkenallergiker reagieren vor allem auf Kern- und Steinobst, aber auch auf Haselnüsse, Karotten, Sellerie und Soja. Der Grund: Der eigentliche Auslöser für ihre Pollenallergie sind so genannte Stressproteine, mit denen sich die Bäume gegen Parasiten schützen – und die ähneln in ihrer Struktur den Abwehrproteinen, die in vielen Obstsorten, Nüssen und Hülsenfrüchten stecken. Die Folge dieser strukturellen Ähnlichkeit: Das übereifrige Immunsystem des Allergikers attackiert nicht nur das Protein der Birkenpollen, sondern auch die verwandten Proteine in den Nahrungsmitteln.

Allerdings können Betroffene durchaus beschwerdefrei Apfelkuchen oder Kirschmarmelade essen, weil die Stressproteine beim Erhitzen zerstört werden. Und auch die Magensäure setzt ihnen so zu, dass der Allergiker darauf hoffen darf, dass mit seinen Beschwerden im Rachenraum praktisch alles gegessen ist und im Magen oder Darm nichts mehr nachkommen wird. Es sei denn, er reagiert allergisch auf Beifuß.

Hypersensibilisierung hilft nur selten

Diese Allergie ist zwar recht selten, doch dafür umso nachhaltiger. Das gilt auch für die entsprechenden Kreuzallergien auf Sellerie, Kräuter und Gewürze. Denn ihre Problemproteine lassen sich weder durch Erhitzen noch durch Magensäure beeindrucken. „Dadurch kann beispielsweise ein Beifußallergiker auf eine Tütensuppe reagieren, in der Sellerieextrakt verarbeitet wurde“, sagt Jörg Kleine-Tebbe. „Diese Reaktionen können sich auch auf Atemwege, Haut und den Verdauungstrakt ausweiten.“

Bei solchen massiven Beschwerden liegt der Gedanke nahe, eine Kreuzallergie mittels einer Immuntherapie zu behandeln. Hierbei werden Betroffenen gegenüber den Pollen desensibilisiert. Doch laut Kleine-Tebbe sollte man sich von einer solchen Behandlung nicht zu viel versprechen: „Die Beschwerden gegenüber den Nahrungsmitteln nehmen dadurch nicht in dem gleichen Maße ab wie die Beschwerden gegenüber den Pollen.“

Bei Birkenallergikern etwa profitierte wahrscheinlich die Hälfte auch in ihren Kreuzallergien von einer Hyposensibilisierung. Bei der anderen Hälfte blieben deren Symptome gleich – oder sie verschlimmerten sich sogar noch. „Die Kreuzallergie allein sollte also kein Grund für eine Hyposensibilisierung gegenüber Birkenpollen sein“, sagt der Allergologe Jörg Kleine-Tebbe.

Obst und Gemüse nicht vom Speiseplan streichen

Auch Obst und Gemüse generell vom Speiseplan zu verbannen, ist keine gute Idee. Denn beides liefert diverse Wirkstoffe wie etwa Vitamine und Ballaststoffe, die auch vor Allergien schützen. Besser also, man meidet nur das, was wirklich eine allergische Reaktion auslöst, und bevorzugt stattdessen jene Obst- und Gemüsesorten, die in der Regel einem Pollenallergiker keine Probleme bereiten. Dazu gehören etwa Weintrauben, Zitrusfrüchte und Kohl.