Der Landesvater sprach zu den Soldatinnen und Soldaten. Foto: Grimm

Nicht weit fahren musste Ministerpräsident Winfried Kretschmann, um den größten Bundeswehrstandort seines Landes zu besuchen. Dort sind derzeit 3200 Soldaten und zivile Mitarbeiter stationiert.

Stetten am kalten Markt - Dienststellen des Heeres, der Streitkräftebasis, des Sanitätsdienstes und der Bundeswehrverwaltung sind in der Albkaserne verein, die Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Begleitung von Oberst Thomas Köhring, Kommandeur des Landeskommandos Baden-Württemberg, und der Landtagsabgeordneten Andrea Bogner-Unden von Bündnis ’90/Die Grünen besucht hat, um sich über die Waffengattungen der in Stetten stationierten Einheiten zu informieren. Vor allem aber, so Kretschmann, "will ich mit meinem Besuch meine Wertschätzung gegenüber den Soldatinnen und Soldaten zum Ausdruck bringen". Und er setzte nach: "Schließlich setzen Sie im Ernstfall ihr Leben für uns aufs Spiel!"

Schwere Waffen – mit dem Begriff fremdelt der Landesvater

Die politische Großwetterlage kommentierte er vor einer Panzerhaubitze 2000 und betonte, dass er die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine für "unabdingbar" halte, mit dem Begriff "schwere Waffen" aber nicht ganz glücklich sei: "Wir müssen ihnen nützliche und wirkungsvolle Waffen liefern, denn die Ukrainer verteidigen neben ihrem Land auch die Demokratie und unsere Freiheit."

Kretschmann: "Ich bin kein Pazifist"

Wie geht ein Grüner wie er mit dieser Entwicklung um? "Ich bin kein Pazifist", antwortete Kretschmann. Zwar respektiere er diese Einstellung, , doch ein Staat könne nicht pazifistisch sein. Die Demokratie müsse in Zeiten wie diesen Entschlossenheit und Einigkeit zeigen. "Ich hoffe, dass es gelingt, Putin nicht als Sieger hervorgehen zu lassen, denn das wäre eine Katastrophe!" Putin habe mit seinem Verhalten die Nachkriegsverträge und das Völkerrecht "zerschossen". Durch den Krieg gegen die Ukraine seien "wir alle in neuen Zeiten aufgewacht".

Wird der Schrumpfkurs zu den Akten gelegt?

Ob nun der Schrumpfkurs der Bundeswehr zu den Akten gelegt werden könne? "Der Hebel muss etwas anders angesetzt werden", so der Landesvater. Es gehe um Organisatorisches und Strukturelles: "Es ist alles zu komplex geworden, wir müssen bei Beschaffung und Umstrukturierung schneller und besser werden", umschrieb er die Probleme bei Reorganisation und Neuausrichtung, betonte aber: "Wir müssen sowohl von innen als auch außen wehrfähig sein!" Die Bundeswehr gehöre zum Rückgrat der gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge. Auch in der Coronakrise und bei Überschwemmungskatastrophen habe man auf sie zählen können. "Dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken! Ohne Ihre Hilfe hätten wir das gar nicht stemmen können", rief er den Soldaten und Mitarbeitern zu.

Nur was funktionstüchtig ist, schreckt auch ab

Nur eine funktionstüchtige und wehrhafte Bundeswehr könne auch Abschrecken, so Kretschmann. Putin reagiere nur auf Stärke, Klarheit und Entschlossenheit.

Bei einer kleinen statischen Waffenschau ließen sich der Ministerpräsident und seine Begleiter über die Geräte informieren, die die in Stetten stationierten Einheiten repräsentativ ausgestellt haben. So wie die derzeit viel genannte Panzerhaubitze 2000 des Artilleriebataillons 295, kommandiert von Oberstleutnant Kevin Freudenberger. Auch die 5. Kompanie des Jägerbataillons 292 war präsent, unter anderem mit dem Waffenträger Wiesel und einem Aufklärungsfahrzeug. Mit dabei waren auch die Kampfmittelabwehr-Schule, die Feldjäger und das Sanitätsunterstützungszentrum.