Die Getreideernte fiel aufgrund des Dauerregens im Frühjahr eher bescheiden aus. Foto: Schmidt

Pilze statt Körnern: schwierige Ernte. Bauern lassen sich aber nicht unterkriegen. Höhere Schweinepreise geben Hoffnung.

Kreis Tübingen - Der Dauerregen im Frühjahr kam vor allem einer Gattung zugute: den Pilzen. Dem Getreide hingegen machten diese zu schaffen und so fiel die Ernte in der Region dürftiger aus als gewohnt.

"Besonders auf den sehr guten Böden im Gäu war die Enttäuschung relativ groß", fasst Christian Reutter, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes zusammen. Diese Böden können für gewöhnlich das Wasser sehr gut halten, es sickert nicht so schnell durch.

Was meist ein Vorteil ist, entpuppte sich dieses Jahr als Handicap. So stand das Wasser auf den Äckern, was ein hervorragender Nährboden für Pilze war, da es dauerhaft feucht war. Oft war es so nass, dass die Landwirte keine Fungizide gegen die Pilze spritzen konnten. "Wo sonst oft 90 bis 100 Doppelzentner Winterweizen geerntet werden, waren es oft nur 70 bis 80", bilanziert Reutter. Bei den eigentlich eher schlechteren Sandböden versickerte das Wasser schneller, sodass dort die Ernte immerhin das Prädikat "durchschnittlich" erhielt.

Zudem war die Kornausbildung beispielsweise bei der Braugerste und beim Weizen um bis zu 30 Prozent kleiner als gewöhnlich. Das minderwertige Korn wandert nun in Biogasanlagen oder wird als Futtergetreide verwendet. "Das gab es in diesem Ausmaß noch nie", sagt Christian Reutter. Besser sah es bei der Wintergerste aus, die noch vor dem großen Regen ihren Pilzschutz erhielt und somit besser gefeit war.

Politik gängelt mit immer neuen Auflagen

"Das war nicht unser Jahr, weder im Ackerbau noch im Stall", klagt Reutter. Die Milchpreise seien desaströs, immerhin hätten sich die Schweinepreise etwas erholt. Das leise Sterben der Schweinezuchtbetriebe gehe aber trotzdem weiter. In den vergangenen Jahren haben ein Drittel der Betriebe in Baden-Württemberg resigniert und die Zucht aufgegeben. Verantwortlich macht Reutter hier vor allem die Politik, die die Bauern mit immer neuen Auflagen gängelt. Diese können auf längere Sicht nur die größeren Betriebe erfüllen. Für Kleinere lohne sich eine teure Investition hingegen oft nicht.

Was die Verbraucher freut, sorgt bei den Landwirten für lange Gesichter: Die geringere Erntemenge sorgt nicht für höhere Preise. Auf dem Weltmarkt gibt es genügend Getreide. Da das Angebot nicht knapp ist, dürften auch die Preise nicht steigen. Zudem könne man durch die von der Politik auferlegten Sanktionen nicht mehr Getreide nach Russland exportieren. Vielmehr muss man auf die europäischen Absatzmärkte ausweichen. Da dort aber das Angebot groß ist, diktiert der Käufer den Preis.

Doch trotz allem bleibt Reutter zuversichtlich. Beim Dinkel habe er beispielsweise den besten Ertrag erzielt, an den er sich erinnern könne. Zudem müssten Landwirte immer wieder mit Unwägbarkeiten klar kommen, die es auch schon immer gegeben habe. "Wir haben trotzdem eine positive Sicht auf die Zukunft. Lebensmittel werden schließlich immer gebraucht", lautet Reutters Fazit.