Die Ernte im Kreisgebiet – hier ein Bild von einem Feld bei Horgen – nähert sich dem Ende. Foto: Kammerer

Landwirte ziehen mit gemischten Gefühlen Bilanz. Besonders im nördlichen Kreisgebiet große Hageleinbußen.

Kreis Rottweil - Der Wettergott war launisch, da sind sich die Landwirte im Kreis einig. Ein kalter Winter, ein nass-kaltes Frühjahr und ein trockener Sommer mit verheerenden Unwettern setzten den Beständen zu. Nun geht die Ernte in die Endphase. Zeit für eine Bilanz.

"Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen", bilanziert Manfred Haas, Landwirt aus Flözlingen und Vorsitzender des Kreisbauernverbands. Beim Getreide seien kreisweit rund zehn Prozent Einbußen zu verzeichnen – "damit kann man leben". Im Vergleich zu Gesamtdeutschland sei man aber schlechter weggekommen, denn da lag der Ertrag dieses Jahr knapp über dem Durchschnitt.

Wegen des nass-kalten Frühjahrs hätten viele Landwirte erst spät ausgesät. Deshalb verschiebe sich nun auch die Kartoffel- und Maisernte nach hinten. "Wenn man nass aussät, wachsen die Wurzeln nicht tief", erklärt Haas weiter. Dies sei den Beständen in der extremen Trockenphase Ende Juni und Anfang Juli dann zum Verhängnis geworden.

Haas weist auch auf die Rolle des Bodens hin: "Bei ton- oder gipshaltigen Böden staut sich schnell das Wasser, die Pflanzen ertrinken bei viel Regen förmlich." Dies sei im Frühjahr besonders auf Äckern in Richtung Dietingen, Böhringen, Irslingen und Harthausen passiert. Bei ihm selbst, im Eschachtal, seien die Böden glücklicherweise eher steinig.

Auch Kartoffeln seien dieses Jahr ein Sorgenkind. "Die blühen normal Ende Juni, haben jetzt wegen der Nässe aber wieder das Treiben angefangen". Die Knollen seien kleiner als sonst, es gebe eine europaweite Knappheit und somit steigen auch die Preise. Dem Grünland habe das nasse Wetter dagegen gut getan.

Auch Ernst Schmid, Landwirt aus Bergfelden, zieht eine eher negative Bilanz: "Ein Drittel Einbußen beim Sommergetreide." Neben dem verhaltenen Wetter haben ihm und seinen Kollegen im nördlichen Kreisgebiet zwei Hagelunwetter zugesetzt: "40 Prozent Hagelschaden", bilanziert er. Manchen Bauern aus Dornhan, dem Geroldseck in Sulz sowie aus Dürrenmettstetten hätte der Hagelschlag glatt die komplette Rapsernte vernichtet, denn Raps, so Schmid weiter, sei besonders empfindlich, wenn er reif und somit kurz vor der Ernte ist.

Jörg Schaal, Landwirt aus Trichtingen, hatte beim zweiten Unwetter Anfang August eine ganze Menge Glück. "Raps und Wintergerste waren schon drin, die restlichen Felder lagen nicht im Zentrum." So ist er, trotz der großen Unwetterschäden in seiner Heimatgemeinde, bei der Ernte glimpflich davon gekommen. Kollegen aus dem Ort hätten beim Mais aber teilweise 70 Prozent Verlust. Und das in einem Jahr, in dem der Mais sowieso schon einen Meter niedriger sei als sonst.

Einer, der sich über das nasse Wetter dagegen fast schon freut, ist Eugen Haberer, Landwirt aus Schenkenzell. Seine Haupteinnahmequelle ist der Forst – "und Wald ist natürlich robuster als Felder". Der viele Regen im Frühjahr sei für die Käferpopulation ein Segen gewesen, und einen Monat Trockenheit stecke der Wald noch gut weg. Er verweist auf das Trockenjahr 2003: "Erst wenn der ganze Sommer so heiß ist, wird’s kritisch, denn dann greift der Borkenkäfer die Bäume an."

Auch Manfred Haas erinnert sich noch an den Hitzesommer vor zehn Jahren – nun jedoch in einem positiven Kontext. Bei den Erntearbeiten in den vergangenen Wochen, so erzählt der Flözlinger, habe er erfreut bemerkt, dass der Grundwasserpegel, der damals ja so gesunken war, endlich wieder steigt.