Gerhard Schlotter ist der Architekt. Peter Vosseler besichtigt die Baustelle.
Sulz - Die Berliner Gedächtniskirche wird saniert. Den Bauauftrag erhielt das Büro für Architektur, Städtebau und Denkmalpflege des Sulzer Architekten Gerhard Schlotter, Sohn von Architekt Werner Schlotter.
Wenn man heute nach Berlin kommt, gehört ein Bummel über den Kurfürstendamm automatisch zum Besuchsprogramm. Dabei fällt auf, dass die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, der sogenannte "hohle Zahn", eines der bekanntesten deutschen Mahnmale gegen den Krieg, eingerüstet ist. Sie ist in die Jahre gekommen. Behutsam sollen die Kirchenbauten samt der Turmruine nun renoviert werden.
Die neoromanische Kaiser-Wilhelm-Kirche wurde nach Entwürfen von Franz Schwechten zwischen 1891 bis 1895 erbaut. Der Bau wurde von Kaiser Wilhelm II. veranlasst, um eine religiöse Gedenkstätte zu Ehren seines Großvaters Wilhelm I. zu schaffen. Übrigens, der Kaiser hat zu seiner Zeit noch viele weitere Kirchenbauten initiiert und unterstützt. So hat er auch im Jahr 1898 die Erlöserkirche in Jerusalem eingeweiht. Von den Templern erhielt er damals "das Kaiseralbum" mit vier Aquarellen des Sulzer Orientmalers Gustav Bauernfeind als Gastgeschenk.
Im November 1943 wurde die Gedächtniskirche weitgehend zerstört. In den Nachkriegsjahren ist die Kirchenruine zum Symbol des aus Ruinen auferstandenen Berlin geworden. Im März 1957 gewann der Architekt Egon Eiermann einen Wettbewerb mit seinem Entwurf, der den vollständigen Abriss der Ruine vorschlug. Soweit kam es nicht. Der rund 68 Meter hohe Turmcorpus blieb als Mahnmal erhalten, er wurde durch ein vierteiliges Bauensemble ergänzt, das man am 17. Dezember 1961 einweihte.
50 Jahre nach der Einweihung zeigte die Kirche starke Anzeichen von Altersschwäche. Wind, Regen, Schnee und Abgase haben der Oberfläche stark zugesetzt, deshalb wird die Turmruine zurzeit für 4,2 Millionen Euro saniert.
Der Sulzer Bürgermeister a. D. Peter Vosseler hatte vor kurzem zusammen mit seiner Frau, die Gelegenheit, mit Gerhard Schlotter die interessante Baustelle zu besichtigen. Sie fuhren mit dem Bauaufzug in luftige Höhen an die Spitze der Ruine und hatten von dort einen prächtigen Blick über die Bundeshauptstadt. Bereits 2003/2004 hatte Gerhard Schlotter das Schloss Köpenick und anschließend den Berliner Fernsehturm saniert.