Wer wie hier im Bereich der Neckarburg den Boden auf der Suche nach Schätzen durchwühlt, kann bestraft werden. Nicht selten sind organisierte Gruppen illegal zugange. Foto: Pieper

Illegale Schatzsuche auf der Neckarburg. Täter entkommen unerkannt. Metallsonden sind verboten.

Kreis Rottweil - Klar, Raubritter, die gibt es schon lange nicht mehr. Aber Raubgräber, die gibt es heute noch. Erst vor Kurzem haben sie im Kreis ihr Unwesen getrieben. Sie konnten unerkannt verschwinden, haben aber Spuren der Vergangenheit für immer zerstört.

Da verschlägt es Bernd Pieper der Atem. Der Oberndorfer ist seit Jahren ehrenamtlich für die archäologische Denkmalpflege tätig. Als er um Pfingsten herum bei einem Kontrollgang die Neckarburg aufsucht, stößt er auf unliebsame Hinterlassenschaften. Er erkennt sofort: Hier hat jemand in der Erde gewühlt, in der Hoffnung, auf irgendwelche Schätze aus früheren Zeiten zu stoßen. Damit jedoch haben die sogenannten Raubgräber vieles unwiederbringlich zerstört.

Ob sie überhaupt etwas Wertvolles gefunden haben? Bertram Jenisch vom Referat Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Freiburg ist skeptisch. "Vielleicht ein paar rostige Nägel, sicherlich aber keinen Goldschatz", sagt er. Der Mittelalterarchäologe ist für an die 900 Burgen zuständig, er kennt das Problem mit Raubgräbern nur zu gute.

In letzter Zeit seien einige Burgen in den Kreisen Rottweil und Tuttlingen aufgesucht und illegal nach vermeintlich wertvollen Sachen durchsucht worden. Zuweilen setzten die Täter Metallsonden ein. Auch das ist, wie das Durchwühlen der Erde, verboten und wird bestraft.

Überreste oder Spuren menschlichen Lebens, die sich als Zeugnisse der Vergangenheit verborgen im Boden befinden, seien Kulturdenkmale und gesetzlich geschützt, informiert Jenisch. Die gezielte Suche nach archäologischen Funden ohne die erforderliche Genehmigung stelle eine Ordnungswidrigkeit dar. Diese könne mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro, in besonders schweren Fällen bis zu 250.000 Euro geahndet werden. Der Archäologe sagt klipp und klar: "Die 'Schatzsuche' ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Straftatbestand."

Zuweilen treiben sich unbedarfte Hobbyforscher bei den Burgen herum, zuweilen präsentieren sie ihre Funde sogar der Behörde. "Die fallen dann aus allen Wolken, wenn man ihnen sagt, dass diese Sucherei gar nicht erlaubt ist", so Jenisch. Es gebe aber auch organisierte Gruppen, die den Kunsthandel bedienten oder ihr Stücke übers Internet verkauften. "Wir verfolgen das konsequent", so Jenisch.

Was der oder die Täter bei der Neckarburg, die nach Auswertung der Spurenlage laut Pieper dort vermutlich auch genächtigt haben, alles aus der Erde herausgeholt haben, weiß man nicht. Zurückgeblieben sind große Löcher im Boden. Der Hobbyarchäologe Pieper spricht von erheblichen Zerstörungen bei der mittleren und hinteren Burg, dem älteren Teil der Anlage. Der Hang sei massiv abgegraben worden. Damit sei der Fundzusammenhang zerstört worden.

Die Behörde hatte im Falle der Neckarburg Anzeige gegen unbekannt gestellt. Der Täter konnte jedoch nicht ermittelt werden.