Die Vorstandsvorsitzenden Henry Rauner (Rottweil, RW, vorne links) und Udo Schlipf (Schwarzwald-Neckar, SN) unterzeichnen eine Vereinbarung. Beobachtet von (stehend von links) den Vorstandsmitgliedern Gislinde Sachsenmaier (RW), Peter Lenski (SN), den Aufsichtsräten Wolfgang Schneider (SN) und Gebhard Weisser (RW) sowie Vorstand Alois Schanz (RW). Foto: Volksbank

Volksbank Rottweil fusioniert mit Volksbank Schwarzwald-Neckar. Vorstände machen Druck.

Kreis Rottweil - Versuch Nummer zwei: Die Volksbank Rottweil will erneut fusionieren. Dieses Mal mit der Volksbank Schwarzwald-Neckar (Schramberg). Erst Ende Oktober war die geplante Bankenehe mit Balingen geplatzt. Daraus zieht der Vorstand Lehren.

Kaum hat die eine Braut die Bankenehe abgesagt, hat sich der Bräutigam eine neu ausgeguckt: Die Volksbank Rottweil und die Volksbank Schwarzwald-Neckar mit Hauptsitz in Schramberg wollen sich zusammenschließen. Die Vorstände beider Banken drücken aufs Tempo. Bereits in den beiden Vertreterversammlungen im Juni soll die Entscheidung für die Fusion gefällt und rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres gültig werden.

Die Gründe für die Verschmelzung sind die gleichen geblieben: Mit einer Bilanzsumme von 1,3 Milliarden Euro sehe man sich für den härter werdenden Wettbewerb gerüstet. Zum einen verspreche man sich Synergieeffekte (die Zahl der Mitarbeiter soll bis Ende 2015 von 320 auf 300 reduziert werden), zum anderen zwinge die zunehmende Regulatorik seitens der Bankenaufsicht dazu, sich in größere Einheiten zusammenzuschließen. Steigende Personal- und Sachkosten würden durch die Erträge nicht in gleichem Maße ausgeglichen.

Lehren aus geplatzer Fusion gezogen

Die Strategie ist völlig anders als beim vorigen Mal. Da wollten sich über die Kreisgrenzen hinaus die beiden Genossenschaftshäuser Rottweil und Balingen zusammentun. Damals lautete das Credo: sich Zeit lassen, die Entscheidung reifen lassen.

Das Ende ist bekannt: Nach einigen Monaten guter Gespräche und bereits weitreichender Entscheidungen – so stellten es zumindest die Vorstände beider Institute dar – sagte Balingen Ende Oktober den geplanten Zusammenschluss ab. Für Außenstehende erfolgte dieser Schritt wie aus heiterem Himmel.

Der Rottweiler Vorstandsvorsitzende Henry Rauner sagt, er könne sich auch heute noch keinen Reim darauf machen, er wisse nicht, warum die Balinger Kollegen einen Rückzieher gemacht hätten. Doch er hat die Lehren daraus gezogen: "Wenn was zu viel Zeit braucht, ist das auch nicht so gut".

Also gehen die Vorstände das Vorhaben jetzt zügiger an. Gleich nach Bekanntwerden des Fusionsdesasters im vergangenen Herbst seien beide Seiten auf das Thema zu sprechen gekommen, sagt Rauners Pendant, Udo Stefan Schlipf, der Vorstandssprecher der Volksbank Schwarzwald-Neckar. Der Kontakt sei schon zuvor gepflegt worden. Man treffe sich schließlich halbjährig zum Essen. Viel Zeit haben die Banker nicht verstreichen lassen. Die Vorstände und Aufsichtsräte beider Häuser haben die geplante Verschmelzung schon einstimmig beschlossen. Freilich: Das letzte Wort wird auf den Vertreterversammlungen gesprochen. Die Volksbank Schwarzwald-Neckar hat diese am 3. Juni, die Volksbank Rottweil am 25. Juni.

Warum man nicht schon früher ins Gespräch gekommen ist? Warum Rottweil zunächst mit Balingen, einer Bank aus dem Nachbarkreis, anbändeln wollte?

Laut Rauner hätten die Schramberger Kollegen Fusionsanfragen zuvor stets abschlägig behandelt. Zudem sei in den vergangenen Jahren das kommunalpolitische Klima hier im Kreis nicht günstig gewesen. Sprich: Die Krankenhausdebatte im Kreistag und das Klinik-Aus in Schramberg haben Annäherungsversuche unmöglich gemacht.

Auf lokale Befindlichkeiten versuchen die Vorstände beider Banken Rücksicht zu nehmen. Bereits getroffene Entscheidungen werden mit sachlichen Zwängen zu begründen versucht: Warum beim neuen Namen "Volksbank eG Rottweil Schwarzwald-Neckar" Rottweil zuerst genannt wird? – "Wegen der alphabetischen Reihenfolge", so Rauner. Warum auch der Sitz in Rottweil sein wird? – "Hat steuerliche Gründe", so Schlipf.

Dabei ist auf dem Papier ersichtlich, dass Rottweil der stärkere Partner ist. Von einer Bankenehe auf Augenhöhe, wie damals bei der kurzen Affäre mit Balingen betont worden war, ist daher bei dem gemeinsamen Pressegespräch auch gleich gar nicht die Rede.

Dennoch stehen beide Häuser gut da: Doch auch beim genossenschaftsinternen Rating hat Rottweil mit der besten Note A++ die Nase gegenüber Schwarzwald-Neckar (erhält A+) ein klein wenig vorn. Der Schramberger Voba-Chef Schlipf klopft seinem möglicherweise baldigen Vorgesetzten daher rhetorisch auf die Schultern: Die Rottweiler hätten ihre Hausaufgaben erledigt, sie seien ein Vorbild.

Im Vorstand der neuen Bank soll Rauner Vorsitzender sein, Schlipf dessen Stellvertreter. Weitere Vorstandsmitglieder sind Gislinde Sachsenmaier und Peter Lenski. Lenski indes scheidet im April 2015 aus dem Berufsleben aus, Alois Schanz bereits Mitte des Jahres. Den Vorsitz im Aufsichtsrat soll zunächst ein Schramberger einnehmen.

Was aus den beiden kleineren Schwesterbanken im Kreis wird, ist eine spannende Frage. Sie haben ihre Selbstständigkeit bislang immer damit begründet, auch in dieser Größe den Anforderungen des Wettbewerbs und der Bankenaufsicht zu genügen. Die Volksbank Deißlingen schloss 2011 mit einer Bilanzsumme von 171 Millionen Euro ab, die Raiffeisenbank Aichhalden-Hardt-Sulgen mit 152 Millionen. Im Vergleich: Das neue Bankenpaar hätte 1,3 Milliarden Euro.