Dauerbaustelle: Ende 2012 zeigten sich im steileren Hangbereich der K 5545 zwischen Wilflingen und der Kreisgrenze zu Tuttlingen 150 Meter unterhalb der Lembergkuppe diese gefährlichen Entwicklungen aufgrund von Erdrutschungen. Foto: Pfannes

Im Kreis Rottweil gibt es mehrere Baustellen, für die tief in Schatulle zu greifen ist.

Kreis Rottweil - Wo verschwindet mal wieder eine Million Euro im rutschenden Berg, ließe sich angesichts der wiederkehrenden Notstandsmeldungen zum Zustand von Bergstraßen im Kreisgebiet zynisch fragen. So zu denken, ist sicher nicht abwegig. Im Kreistag wird zu dem leidigen Thema aber vornehmer formuliert.

Zum Klassiker für einen unruhigen Berg, der eine altgediente Straße von seiner Flanke endlich abzuschütteln zu versuchen scheint, hat sich der Anstieg zwischen Wilflingen und der Kuppe am Lemberg, wo Gosheim im Nachbarkreis Tuttlingen nicht mehr weit ist, entwickelt.

Wilflingen-Lemberg ist in Sachen Hangproblematik längst ein Klassiker

Wäre der Berg als ein geschulter Stratege zu betrachten, könnte man ihm Salamitaktik unterstellen, mit der er des Menschen penetrantes malträtieren zu konterkarieren versucht. Diverse Versuche, Stabilität in den Hang zu bringen, waren sicher nicht vergeblich. Aber kaum gelten Maßnahmen als gut ausgetüftelt für eine nachhaltige Lösung, kündigt sich schon eine neue Baustelle an.

Zunächst sollte auf der K 5545 zwischen Wilflingen und Kreisgrenze "nur" noch wegen eines Spalts im Bankett nachgebessert werden. Die nachfolgende Baugrunduntersuchung habe aber die Notwendigkeit der Installierung weiterer Randbalken und die Sicherung der Böschung mit einem speziellen Gitter auf den Tisch gebracht, erklärte ein sichtlich genervter Straßenbauamtsleiter im Umwelt- und Technikausschuss Kreisräten. Statt einer halben Million soll die Maßnahme nun 900.000 Euro kosten, sagt Martin Osieja, wohlwissend, dass durch solche Botschaften keine Meriten zu ernten sind.

Finanziert werden soll der kurzfristig hinzugekommene und daher nicht im Kreishaushalt 2018 berücksichtigte 400.000-Euro-Zuschlag durch einen Griff in den 1,1 Millionen-Euro-Topf für die nächste prekäre Böschungsstabilisierung an der K 5563 Epfendorf-Harthausen. Dort soll 2018 nämlich höchstens für Kosten von 700.000 Euro zu Werke gegangen werden. Die Hochkonjunktur lasse hier eine schnelle Maßnahmenabwicklung nicht zu. In diesem Jahr sollten die Spezialtiefbauarbeiten abgewickelt werden, 2019 dann die Straßenbauarbeiten, erklärt Osieja, dabei auch von der Ahnung geleitet, dass die Preise in der boomenden Baubranche über einen längeren Zeitraum kaum zu kalkulieren sind, und deshalb auch diesbezüglich negative Überraschungen nicht ausgeschlossen werden sollten. Über die Winterzeit 2018/ 2019 soll die Verbindung Epfendorf-Harthausen gesperrt werden.

Aber zurück zum rutschenden Lemberg-Hang: 4,898 Millionen Euro wurden bisher für Ruhigstellungsmaßnahmen aufgewendet: Wegen Bundes- und Landesförderungen von 66,6 Prozent war der Landkreis finanziell mit einem Drittel und damit 2,01 Millionen Euro in der Pflicht. Nun kommt aber der weitere Batzen von laut Kostenkalkulation knapp einer Million Euro hinzu.

Und wenn das nicht schon längst genug wäre: Zu weiteren neuralgischen Stellen im östlichen Kreisgebiet wird, wie berichtet, längst an Lösungswegen getüftelt.

Die seit einigen Jahren zur Dauerbaustelle gewordenen Hangrutschungen seien doch ein gewichtiges Argument zur Erhöhung der Kreisumlage, ließ Eberhard Pietsch seine Ratstischkollegen wissen. "Normale Vorhaben" zur Sanierung maroder Straßen würden zusehends zurückgestellt. Das sei ein ungutes Herumgeeiere, so der CDU-Kreisrat. Ruth Hunds (SPD) wundert sich, dass sich Ingenieure bei den Hangproblematiken offenbar die Zähne ausbeißen beim Streben nach nachhaltigen Lösungen.

Pietsch: Zur Finanzierung könnte doch Kreisumlage erhöht werden

Vor den Überraschungen der Natur sei man nicht gefeit, sagt Erster Landesbeamter Hermann Kopp, der für den sich am Montag auf der Berliner Polit-Ebene bewegenden Landrat Wolf-Rüdiger Michel die Sitzung leitete.