Kreis Rottweil - Es ist ein gravierender Fall von Tierhortung. Mitarbeiter des Veterinäramtes haben in dieser Woche rund 160 Tiere beschlagnahmt. Eine Familie allein hatte all die Tiere gehortet. Die meisten sind Katzen. Nun sind die Tierheime im Kreis voll belegt.

Ein Fall dieses Ausmaßes ist Jörg Hauser, dem Leiter des Veterinär- und Verbraucherschutzamtes am Landratsamt, noch nicht untergekommen. Auch landesweit ist so etwas Gravierendes wohl noch nicht vorgefallen. In dieser Woche mussten er und seine Mitarbeiter an die 160 Tiere beschlagnahmen, weil sie nicht artgerecht gehalten wurden. Die letzten am Freitag. Eine Familie allein hatte sie in Wohnhäusern in Rottweil und Zimmern-Stetten gesammelt. Darunter Schafe und Ziegen und mehr als 100 Katzen.

Die Familie ist dem Amt nicht unbekannt. Sie erhielt in der Vergangenheit Auflagen zur Tierhaltung. Man habe damit versucht, die Anzahl der Tiere zu beschränken. Bei einer Kontrolle, so Hauser, habe sich herausgestellt, dass die Familie sich an die behördlichen Vorgaben nicht gehalten habe. Die Familie versuchte offensichtlich auch mit Tricks, die Behörden zu täuschen. Die Familie war nicht erreichbar und habe nicht reagiert. Der Zutritt zu den Wohnungen wurde nicht ermöglicht. Zudem sei vorgegeben worden, keine Katzen mehr zu halten. Um sich Zutritt zu den Wohnungen zu verschaffen, wurde ein Durchsuchungsbeschluss erwirkt. Dieser wurde in dieser Woche, am Dienstag und am Freitag, mithilfe der Polizei vollstreckt. Von üblen Zuständen spricht die Polizei auf Anfrage des Schwarzwälder Boten.

Laut Hauser war das Haus bis unters Dach mit Tieren voll. "Sie wurden alles andere als tiergerecht gehalten." Man sei froh, zum jetzigen Zeitpunkt eingeschritten zu sein. So war noch keines der Tiere verendet. Die Tiere hätten zu fressen bekommen, man habe Futtersäcke vorgefunden.

Furchtbare Zustände

Doch die hygienischen Bedingungen müssen furchtbar gewesen sein. Bereits vor dem Haus sticht einem ein beißender Geruch in die Nase.

Die Katzen, so die Vermutung, seien zu Zuchtzwecken gehalten worden. Wenn man nicht aufpasse, könne so ein Bestand explodieren, so der Leiter des Veterinäramts. In welchem Ausmaß sich die Familie hat etwas zu schulden kommen lassen, werde nun geprüft, auch auf strafrechtliche Belange hin.

Die Katzen sind in den Unterkünften der Tierschutzvereine Oberndorf, Rottweil, Sulz und Schramberg untergebracht. Dort wird nun mit enormen Aufwand versucht, die Tiere zu versorgen. Nun sei es wichtig, so Jörg Hauser, die Katzen, darunter Zuchttiere, zu vermitteln. "Sie brauchen schnell ein gutes Zuhause." 

Tierschutzverein Sulz, Telefon: 07454/9 09 08 15, mobil: 0176/24 07 58 52, E-Mail tierschutzverein-sulz@gmx.de; Tierschutzverein Rottweil, Telefon 0741/2 31 32, E-Mail info@tierschutzverein-rottweil.de; Tierschutzverein Oberndorf, Telefon 07423/ 71 85, E-Mail: tierschutz_oberndorf@ yahoo.com; Tierschutzverein Schramberg, Telefon 07422/9914739,  mobil: 0175/5626968, E-Mail: mail@tierschutz-schramberg.de.

Info: Animal Hoarding

Animal Hoarding kann laut dem Deutschen Tierschutzbund mit Tiersammel-Sucht oder Tierhorten übersetzt werden. Es beschreibe ein Krankheitsbild, bei dem Menschen Tiere in einer großen Anzahl halten, sie aber nicht mehr angemessen versorgten. Es fehle an Futter, Wasser, Hygiene, Pflege und tierärztlicher Betreuung. Die Halter würden nicht erkennen, dass es den Tieren in ihrer Obhut schlecht gehe.