Wie geht es in Amerika nach der Wahl von DonaldTrump weiter? Foto: EPA

Familie, Lehrer, Politiker - die Wahl lässt keinen kalt. Kollegen in den USA wollen nach Kanada.

Kreis Rottweil - Als sie "ausgewandert" sind, war der Wahlkampf schon in vollem Gange: Simone und Markus Öhler aus Schramberg-Sulgen sind im Juli aus beruflichen Gründen mit ihren Kindern in die USA umgesiedelt und haben die Wahl in ihrer neuen Heimat hautnah mitverfolgt.

Spannung vor Ort

"Es war spannend! Das ganze live mitzuverfolgen war wirklich mal was anderes", berichtet Simone Öhler. Am Fernseher hätten sie verfolgt, wie Trump Bundesstaat um Bundesstaat gewonnen hat, Clinton eher weniger, aber dafür die größeren. Dass dann auch Trump große Staaten wie Ohio, Florida und South Carolina für sich entschieden und am Ende gewonnen hat, habe sie doch sehr überrascht. "Bei uns persönlich hat Clinton das Rennen gemacht", sagen die beiden. Wie Markus Öhler, der für die Sulgener Firma Trumpf in den USA arbeitet, aus Gesprächen mit Leuten in seinem beruflichen Umfeld weiß, waren viele Amerikaner mit beiden Kandidaten nicht richtig zufrieden. "Sie konnten hinter keinem von beiden richtig stehen. Es war ein bisschen eine Wahl zwischen Not und Elend", so die Beobachtung. Macht ihnen das Wahlergebnis nun Sorge? Markus Öhler eher nicht, seine Frau Simone ist skeptischer. Mit Töchterchen Emilia, die in den USA zur Welt gekommen ist, haben sie übrigens eine echte Amerikanerin in der Familie.

Kollegen wollen weg

Jochen Amann unterrichtet Englisch und Sport am Rottweiler Albertus-Magnus-Gymnasium (AMG). Darüber hinaus organisiert er den Austausch mit zwei Highschools in Minneapolis-Saint Paul im US-Bundesstaat Minnesota. "Im Lehrerzimmer ist das das Thema Nummer eins", erzählt er. Im Englischunterricht sei die Präsidentenwahl ohnehin mit den Schülern besprochen worden, schon vor dem 8. November. Zudem ist Amann ständig in Kontakt mit seinen beiden US-Kollegen, die den Austausch in ihren Highschools organisieren. "Sie sind beide auf der Hillary-Clinton-Seite gewesen", erzählt er. Sie hätten vor der Wahl sogar schon Witze gemacht: Wenn Trump gewinne, dann würden sie auswandern. Zum Beispiel ins nahe Kanada. Ob es jetzt soweit kommt? Gestern Vormittag hatte Amann noch nichts von seinen Kollegen gehört. Allerdings hätten vor der Wahl beide nicht damit gerechnet, dass Donald Trump tatsächlich Präsident werden könnte. "So ging es mir auch", erzählt der Lehrer. Er kann es das Ergebnis nicht nachvollziehen. Schließlich sei die Mehrheit der Wahlberechtigten weiß, über 40 und Arbeiter. Der 70-jährige Milliardär Trump hat mit ihnen nicht viel gemein.

Mäßigung erwünscht

Den Rottweilern steht im nächsten Jahr auch ein Wahlkampf bevor: Der um das Amt des Oberbürgermeisters. Amtsinhaber Ralf Broß sagt zur US-Wahl: "Hillary Clinton wäre für Deutschland und Europa sicherlich die bessere, weil verlässlichere Alternative gewesen. Angesichts des populistischen Wahlkampfs von Donald Trump sehe ich dessen Wahl zum künftigen US-Präsidenten mit großer Sorge. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Verantwortung des Amtes eine Versachlichung und Mäßigung seines Politikstils mit sich bringen wird."

Trump muss Land vereinen

Nach einem "harten, schmutzigen und in Teilen perfiden Wahlkampf" in den USA erwartet der Europaabgeordnete Andreas Schwab vom neuen Präsidenten Trump, die tiefe Spaltung der Gesellschaft in den USA zu überwinden und das Land zu vereinen. Der Europaabgeordnete und Kreisvorsitzende der CDU im Schwarzwald-Baar-Kreis mahnt: "Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den USA und Europa ist für unseren gemeinsamen Wohlstand elementar. Wir müssen uns jedoch darauf einstellen, dass der neue US-Präsident die gewohnten Formen der Zusammenarbeit verändern wird. Das wird uns Europäer vor neue Fragen stellen. Dies ist ein weiterer Grund für noch mehr Kooperation, beispielsweise im Bereich der Verteidigung." Trotz aller Unterschiede in der EU bleibe deshalb nur eine echte Chance in der Globalisierung: noch besser zusammenzuarbeiten.

Meinungen aus dem Netz

Auf unserer Facebook-Seite Schwarzwälder Bote Rottweil haben wir gefragt: Was sagt ihr zum Wahlausgang in den USA?

Viele reagieren mit Humor: "Die USA werden jetzt von einem Horrorclown regiert", meint Markus F. "Da hätten se gleich Al Bundy wählen können", schreibt Manfred S. Und Steffi W. kommentiert: "Ich warte noch auf den Showmaster der sagt ›Herzlich Willkommen bei Verstehen Sie Spaß‹". Sai Nt P. schreibt: Es ging die ganze Wahl nur um das kleinere Übel... Das größte hat gewonnen...."

Insgesamt sind die Meinungen aber bunt gemischt: Franziska H. kommentiert den Wahlausgang mit einem "Sehr gut", Alexander G. dagegen mit "Sehr schlecht".

Sergei W. greift Trumps Wahlspruch auf: "Make america great again. Gewählt vom Volk. Wird für das Land schon das sein, was die Mehrheit auch haben möchte." Und aus Europas Sicht schätzt er es so ein: US Dollar verliert an wert, Euro steigt. Sprit wird günstiger. Also ein Erfolg."

Marc G. meint: "Die US-Amerikaner werden uns gegenüber den Vorteil haben, dass alle Illegalen ausgewiesen werden."

"Refugees Welcome", kommentiert Ahmet K. mit einem Smiley. "Clinton wäre auch nicht besser gewesen", meint Matthias V.

Und Martin M. sagt voraus: "Deutschland wird sich noch wundern. Auch wir werden 2017 bei der Wahl eine Überraschung erleben."