Ungewöhnliches Gefährt vor dem Sitzungssaal des Landratsamts: Tageseltern waren mit ihren Schützlingen gekommen. Foto: Rath

Landkreis Freudenstadt will ab Januar Zuschüsse und Elternbeiträge erhöhen.

Kreis Freudenstadt - Die Tageseltern im Landkreis Freudenstadt bekommen für ihre Arbeit im nächsten Jahr wohl mehr Geld. Gleichzeitig sollen die Elternbeiträge steigen.

Einen entsprechenden Empfehlungsbeschluss fasste der Jugendhilfeausschuss am Montag, der vom Kreistag allerdings noch bestätigt werden muss. Demzufolge sollen die Elternbeiräte zum 1. Januar 2018 auf den Richtwert von 277,50 Euro angehoben werden und in einem zweiten Schritt zum 1. September auf 285 Euro. Der Landkreis rechnet mit 30.000 Euro Mehreinnahmen.

Kinderbetreuung bald auch im Landratsamt

Die Erhöhung betrifft jene Familien, die ihre Kinder in die Obhut von Tageseltern geben. Die neuen Beiträge entsprechen im Falle der Umsetzung den Richtwerten der Kirchen und kommunalen Landesverbände. Ziel ist es, etwa 20 Prozent der anfallenden Kosten durch die Elternbeiträge zu decken. Um wie viel es für die Eltern teurer wird, hängt vom Betreuungsumfang und der Anzahl ihrer Kinder ab. Es soll weiterhin einen sozial gestaffelten Satz geben; je mehr Kinder eine Familie hat, desto geringer ist der Beitrag. Ein Beispiel: Für ein Einzelkind werden in der höchsten Stufe – zehn Stunden Betreuung täglich an fünf Tagen die Woche – monatlich 429 Euro fällig. Ab Januar sollen es 463 Euro sein, ab September 475 Euro. Wer beispielsweise zwei Kinder hat, für den fällt die Rechnung hier um mehr als 100 Euro günstiger aus.

Außerdem soll der Landkreis künftig einen höheren Zuschuss zahlen. Der Landkreis freue sich sehr über das große Engagement der Tageseltern, sagte Landrat Klaus-Michael Rückert. Die Erhöhung des Zuschusses sei gewissermaßen ein Vorschuss. Denn auf einen landesweiten Richtwert warte der Kreis bis heute. Landesverbände und Landkreistag seien sich immer noch nicht einig; die Landesverbände bieten sechs Euro an, der Landesverband der Tagesmütter fordert sieben bis 7,50 Euro die Stunde. Sobald sich die Spitzenverbände geeinigt haben, soll der Kreistag Freudenstadt erneut über die Zuschüsse sprechen, sicherte der Landrat zu.

Die Verwaltung schlug vor, bis dahin den Satz für die Betreuungsstunde für Kinder unter drei Jahren von 5,50 auf sechs Euro zu erhöhen und den Satz bei der Betreuung von Kindern über drei Jahren bei 5,50 Euro zu belassen. Dadurch würden die jährlichen Ausgaben des Kreises um 150.000 Euro steigen.

Es kommt aber wohl anders. Paul Huber, Vize-Vorsitzender und Geschäftsführer des Tageselternvereins, hakte nach. Die Zahl der Tageseltern sinke weiter, weil sie in der Industrie "mehr Geld bei weniger Verantwortung" verdienen könnten. Aufgrund aktueller Betreuungsquoten koste der Vorschlag des Kreises höchstens 90 000 Euro mehr. Charlotte Orzschig, zuständige Amtsleiterin im Landratsamt, geht hingegen von einer steigenden Zahl von Betreuungsstunden aus. Die Nachfrage nach den Diensten der Tageseltern steige. Daher rühre die höhere Zahl bei den Ausgaben, sie stütze sich auf Prognosen. Am Ende setzte sich der Vorschlag von Kreisrat Ulrich Krauth (CDU) durch. Für ihn sei nicht nachvollziehbar, weshalb die Betreuung von Kindern über drei Jahren dem Kreis weniger Geld wert sein solle. Bei zwei Enthaltungen und einer Gegenstimme folgte der Ausschuss seinem Antrag, den Zuschuss generell auf sechs Euro die Stunde zu erhöhen.

Übrigens: Auch der Landkreis als Arbeitgeber will seine Bedienstete bald dabei unterstützen, Arbeit und Familie besser unter einen Hut zu bringen. Im Landratsamt soll eine Betreuungsgruppe eingerichtet werden. Geeignete Räume seien jetzt gefunden worden. Wie viel Betreuungsplätze geschaffen werden und wie viel das Angebot kostet, wurde nicht genannt. Wie es heißt, sollen Tageseltern die Betreuung übernehmen. Laut Rückert sei es für das Landratsamt schwieriger geworden, offene Stellen zu besetzen. Nettes Detail am Rande: In der Sitzung wuselte es in den Zuschauerreihen. Zahlreiche Tageseltern waren mit ihren Schützlingen gekommen, um der Forderung nach mehr Geld Nachdruck zu verleihen. Die Anregung dazu hatte die Frauenliste im Kreistag gegeben.