Auch beim Anschneiden der Hochzeitstorte fehlte der für das Brautpaar eigens individuell angefertigte Mundschutz nicht. Foto: Göttling

Anja und Samuel Rempp haben nervenaufreibende Monate hinter sich. Lange Zitterpartie mit Happy End.

Pfalzgrafenweiler/Loßburg/Winterlingen/Horb - Das Hoffen und Bangen eines frisch gebackenen Ehepaars hat sich gelohnt: Nachdem lange nicht klar war, ob und wie eine kirchliche Hochzeit inklusive persönlicher Feier in der aktuellen Zeit möglich sein würde, sind Anja und Samuel Rempp am Ende überglücklich.

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Die Monate, die ihrem Hochzeitstermin im August vorausgingen, waren nichts für schwache Nerven. "Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir während des Lockdowns wandern waren und mein Verlobter meinte, er halte es für unwahrscheinlich, dass wir heiraten können", erzählt die aus Oberbrändi stammende Anja Rempp, geborene Heinzelmann. Die Protestantin weiß noch genau, wie sie in diesem für sie traurigen Moment einen schönen Schmetterling vorbeifliegen sah, was sie an Zusagen Gottes aus den Evangelien erinnert habe: "Der Schmetterling ist so bunt und leicht. Ich dachte mir, wenn sich Gott schon um die Lilien auf dem Feld und um die kleinsten Geschöpfe kümmert, wird er uns bestimmt nicht vergessen."

Die in Horb tätige Realschullehrerin befasste sich in den folgenden Wochen täglich mit der Nachrichtenlage und überlegte bereits Alternativen zur ursprünglich geplanten Hochzeitsfeier. "Uns war ziemlich schnell klar: Wir wollen heiraten, irgendwie: so wie es dann eben erlaubt ist, notfalls mit einer kleinen Zahl an Gästen."

Umfeld reagiert ganz unterschiedlich

Dem jungen Paar war es aufgrund des gemeinsamen Glaubens wichtig, die Ehe nicht nur standesamtlich zu begehen, sondern in der Kirche der evangelischen Gemeinde in Winterlingen im Zollernalbkreis, aus der der Bräutigam stammt: "Es ging uns um Gottes Segen. Wir wollten Gott vertrauen und alles aus seiner Hand nehmen, egal wie es wird." Die gemeinsame Wohnung in Pfalzgrafenweiler, wo der 28-jährige Bräutigam als Einkäufer im Unternehmen Koch Pac-Systeme arbeitet, bezieht das Paar ganz traditionell erst nach der Hochzeit beziehungsweise nach den Flitterwochen.

Anja Rempp erinnert sich zurück: Als im Mai die Meldung kam, dass wieder private Feiern mit bis zu 100 Gästen erlaubt werden sollen, tanzte sie in ihrer Wohnung vor Freude. Indes folgte schon wieder eine Ernüchterung, denn die Betreiber der für die Feier gebuchten Veranstaltungsstätte sagten sechs Wochen vor der Hochzeit den Termin, wie grundsätzlich alle für Juli und August geplanten Feiern, ab.

Doch auch diese Meldung und eine ungewisse Lage hinsichtlich der für Baden-Württemberg geltenden Richtlinien für private Feiern im August führten nicht dazu, dass die glücklich Verliebten aufgaben. Im Gegenteil: Die Braut bat den Gastwirt, ob es möglich wäre, noch bis zu einer neuen Verordnung des Landes im Juli, einem Monat vor dem großen Termin, abzuwarten. Und sie stieß auf Wohlwollen und durfte zumindest weiterhin bangen.

Jeder einzelne Tag nervenaufreibend

"Am Tag danach hatte ich Geburtstag, und da schrieb mir meine Mitbewohnerin eine Karte mit Geburtstagsgrüßen und der Zusage, dass bei Gott nichts unmöglich sei", schildert die 29-Jährige im Gespräch. Auch ihr Schuldekan schrieb ihr eine Karte mit dem Vers aus der Jahreslosung: "Ich will glauben, Herr, hilf meinem Unglauben." Dies deutete sie als Zeichen der Hoffnung.

Zwei weitere Wochen des Bangens und Hoffens folgten, bis der Gastwirt sich wieder meldete: "Und dann hat er uns zu einem persönlichen Gespräch eingeladen." Dieses sei sehr konstruktiv gewesen und habe eine Möglichkeit aufgezeigt, unter welchen Umständen und Maßnahmen eine Hochzeitsfeier doch noch möglich werden könne, erzählt Anja Rempp.

Dennoch sei jeder einzelne Tag, einschließlich dem Hochzeitstag, nervenaufreibend gewesen. "Wirklich in Sicherheit konnten wir uns nie wähnen, bis zum Moment der Hochzeit." Der Bräutigam maß in den letzten Tagen vor dem großen Ereignis eigenhändig die Abstände bei den mit Namensschildern versehenen Sitzplätzen in der Kirche aus.

"Jetzt im Nachhinein sind wir unendlich dankbar dafür, dass es trotz allem unsere Traumhochzeit wurde, mit grandiosem Wetter noch dazu", berichtet das junge Ehepaar jetzt telefonisch aus den Flitterwochen. Ihre Gäste hätten sich gut darum bemüht, Rücksicht zu nehmen. "Jeder wusste ja Bescheid, dass es gewisse Regeln gibt, die einzuhalten sind. Es war trotz allem eine gute Stimmung und Feierlaune."

Hygienekonzept erstellt

Ein Mehraufwand habe vor allem in der Vorbereitung zur Erstellung eines Hygienekonzepts bestanden und darin, die Leute zu informieren. Die Reaktionen aus dem privaten und beruflichen Umfeld seien sehr unterschiedlich gewesen, wie der im vergangenen Jahr in den Schwarzwald gezogene "Älbler" zusammenfasst: "Manche haben nicht verstanden, warum wir es trotz der Umstände durchziehen möchten. Es gab aber auch sehr viele, die uns ermutigt und unterstützt haben."

Ein letztes Mal zittern musste das frisch gebackene Hochzeitspaar schließlich bei der Ankunft auf der portugiesischen Insel Madeira: "Wir mussten gleich am Flughafen einen Corona-Test machen. Wirklich alles war an unserer Hochzeit spannend", nimmt es Samuel Rempp aber mit Humor. "Erst als das Covid-19-negative Testergebnis kam, konnten wir wirklich richtig entspannen und unsere Flitterwochen genießen." Nun gehen beide ihrem großen gemeinsamen Hobby nach: dem Wandern und Erkunden der Natur.