Schafherden helfen die Landschaft offen zu halten. Foto: Svensson

Idyllisches Bild auf den Wiesen - doch die Realität sieht anders aus: Beruf verliert an Attraktivität.

Kreis Freudenstadt - Es ist ein idyllisches Bild: Ein Schäfer steht mit seiner Herde auf einer grünen Wiese und lässt sich die Sonne in den Nacken scheinen. Die Realität sieht aber oft anders aus – der Beruf Schäfer verliert an Attraktivität. Nachwuchsprobleme haben die Schäfer schon lange, erzählt Ute Svensson von der Schäferei Svensson in Baden-Baden. Woran das liegt? "Einfach an der Einkommenssituation", meint Svensson. Außerdem habe man als Schäfer einfach kein Privatleben – kein Wochenende, keinen Urlaub. An den Beruf des Schäfers müsse man daher mit "sehr viel Idealismus" herangehen, so die 43-Jährige. Immerhin verbringt man fast den ganzen Tag bei Wind und Wetter mit den Schafen auf der Weide.

Nur im Winter kommen Svenssons Tiere für rund zwei Monate in den Stall. Wenn ihre Herde auf den Wiesen rund um Ruhestein und Schliffkopf grasen, bleibt sie manchmal auch über Nacht dort – im Wohnwagen. Die Schäferei Svensson hat sich – oder besser gesagt ihre Schafe – auf Landschaftspflege spezialisiert, die das Land Baden-Württemberg über Förderprogramme unterstützt. Das bedeutet, dass die Lammerzeugung weniger vordergründig ist, erklärt Ute Svensson.

Landschaftspflege – stehen da Schafe mit Gießkanne, Rechen und Heckenschere auf den Wiesen? Nicht ganz. Ihr tierischer Beitrag zur Landschaftspflege besteht vielmehr darin, die Grinden – also die waldfreien Flächen rund um Schliffkopf, Ruhestein und Hornisgrinde – durch Abgrasen offen zu halten. So verhindern die Schafe, dass sich Birken, Weiden oder Fichten breit machen und die Grindenfläche wieder zu Wald wird, erklärt Ute Svensson.

Wolfgang Schlund vom Naturschutzzentrum Ruhestein erklärt, die unbewaldeten Flächen seien wichtig für Tiere wie Auerhühner und Kreuzottern. Auch Zugvögel landen dort – im von den Schafen ordentlich kurzgekauten Gras lebt ihre Leibspeise – Insekten – wie auf dem Präsentierteller. Außerdem können kleinere Tiere und vor allem Pflanzensporen quasi per Anhalter im Schafspelz durch die Natur fahren und sich andernorts wieder ansiedeln.

Wenn die Schäfer – und damit auch die Schafe – wegfallen, ist sich Ute Svensson sicher, dass die Kulturlandschaft darunter leiden wird. "Das wird vielleicht nicht gleich auffallen", meint Svensson, aber wenn nach und nach wieder Wälder entstehen, wo vorher Wiesen waren, werde das an den fehlenden Schafen liegen. "Früher haben wir gut ins System gepasst", erklärt Svensson. Heute werde das Schafetreiben durch die zunehmend von Straßen zerschnittene Landschaft immer schwieriger.

Überhaupt sieht Ute Svensson für die Zukunft des Schäferberufs eher schwarz. Der starke Rückgang der hauptberuflichen Schäfer in Baden-Württemberg über die vergangenen Jahre sei "sehr bedenklich". Ohne gravierende Änderungen glaubt sie, wird der Beruf Schäfer aussterben. Schon jetzt gehe wertvolles Wissen verloren, weil der Schäfernachwuchs fehlt. Svensson selbst lernte im Schäferbetrieb ihres Vaters den Berufsalltag schon früh kennen – und war fasziniert von Schafen und Hütehunden.

Auch heute noch ist sie gerne draußen in der Natur. Das Alleinsein auf der Weide – abgesehen von den Hunden und Schafen – macht ihr nichts aus. Als Schäferin ist sie der Ruhepol ihrer Herde.