Der Nordschwarzwald will Modellregion werden. (Symbolbild) Foto: Kästle

"Digital Black Forest": Regionalverband möchte in vier großen Kommunen Vernetzung vorantreiben.

Region - Die Erwartungen beim Regionalverband (RV) Nordschwarzwald sind hoch: in der kommenden Woche soll eine Delegation die Projekt-Bewerbung "Digital Black Forest" des Verbands persönlich beim "Digitalisierungsminister" Thomas Strobl abgeben. Des richtigen Nachdrucks wegen.

Das hat die Verbandsversammlung des RV Nordschwarzwalds auf ihrer Sitzung im großen Saal des Pforzheimer Rathauses einstimmig entschieden. Und damit den bisherigen Planungsentwurf der Geschäftsstelle des RV Nordschwarzwalds für den weiteren Verlauf des angestrebten Modellprojektes abgesegnet. Zum Hintergrund: Im Sommer hatte das von Thomas Strobl geführte baden-württembergische Innenministerium den "Ideenwettbewerb Digitale Zukunftskommune@bw" ausgerufen. Kommunen, Landkreise und interkommunale Zusammenschlüsse (wie der Regionalverband) können sich dabei um insgesamt 7,6 Millionen Euro aus einem extra aufgelegten Fördertopf bewerben, mit dem kommunale Modellprojekte in den Bereichen Digitalisierung von Verwaltung, Mobilität oder Gesundheit gefördert werden sollen.

Zwar wird der größte Teil dieser Mittel in bis zu vier ausgewählte (große) Pilot-Kommunen fließen, aber in einer zweiten Wettbewerbs-Stufe könnte auch der Regionalverband mit einem Zusammenschluss einiger seiner kleinen Mitglieds-Kommunen zum Zuge kommen – wobei es hier allerdings auch um vergleichsweise "kleine" Zuschüsse von im ersten Schritt 45 .000 Euro und in einer zweiten Bewerbungsphase um bis zu 100. 000 Euro geht.

Allerdings würden diese Mittel noch durch Eigenanteile des RV und der beteiligten Kommunen aufgestockt. Und im ersten Schritt würde es auch erst einmal "nur" um die Entwicklung einer grundlegenden Digitalisierungs-Strategie für die beteiligten Kommunen gehen – also einer genauen Planung, wie vorhandenen Strukturschwächen in der Region und Standortnachteilen etwa im Wettbewerb um Gewerbeansiedlungen mit Hilfe von digitalen Angeboten und digitaler Infrastruktur entgegengewirkt werden könnte.

Mehrwert für Bürger ist das Ziel

Die Handlungsschwerpunkte, die man dafür seitens des RV Nordschwarzwald schon in der jetzt laufenden Bewerbungsphase identifiziert hat: Die Bereiche Nahversorgung (etwa der Aufbau eines regionalen Online-Marktplatzes), die gesundheitsbezogene Versorgung (wie Tele-Medizin, Smart-Home-Lösungen) und die nahräumliche Mobilität (zum Beispiel digital optimierte Mitfahrangebote als Alternative zum ÖPNV). Das seien, so der RV in seiner Entscheidungsvorlage, "die inhaltlichen Leitplanken", innerhalb derer später dann die konkreten Teilprojekte umgesetzt werden sollen.

Oberste Maxime dabei: bei allen anzuschiebenden Projekten soll immer ein "deutlich erkennbarer Mehrwert für den Bürger" herausspringen. Also nicht nur Theorie – vor allem praktischen Nutzen wolle man erreichen. Was aber auch bedeute, dass man im Zweifel die Bürgerschaft in der Anwendung neuer Medien gezielt schulen müsse, um technisch weniger affine Teile der Bevölkerung an die neu zu schaffenden Angebote verlässlich heranzuführen.

Wie hoch die Erwartungen dabei bei den beteiligten Kommunen selbst ist, zeigte der Umstand, dass sich mit der Gemeinde Ebhausen für den Kreis Calw noch sehr kurzfristig eine weitere Kommune der Bewerbung um das Modellprojekt anschloss – nach den Städten Altensteig und Haiterbach sowie der Gemeinde Egenhausen ebenfalls für den Kreis Calw und der Stadt Dornstetten sowie den Gemeinden Pfalzgrafenweiler, Waldachtal, Schopfloch und Glatten für den Kreis Freudenstadt, die ursprünglich den Kooperationsraum" des Projekts "Digital Black Forest" darstellten. Da alle diese Kommunen sich kreisübergreifend in einem mehr oder weniger zusammenhängenden Siedlungsraum befinden, könnte hier eine Erprobung digitaler Projektideen in immer wieder neu arrangierten Teilräumen stattfinden – mit jeweils immer wieder eigenen Strukturen und Potenzialen vor Ort.

Die große Gemeinsamkeit aller Kommunen bestehe dabei in ihrer Lage im ländlichen Raum und den damit verbundenen Herausforderungen.Hat die Bewerbung des RV Nordschwarzwald mit seinem Modellvorschlag "Digital Black Forest" in Stuttgart Erfolg, sei es ausdrückliches Ziel des RV, so Verbandsdirektor Matthias Proske in seinen Erläuterungen, die Erkenntnisse und Ergebnisse des Projektes später auch auf alle anderen Kommunen im Nordschwarzwald zu übertragen.

Speziell in der zweiten Wettbewerbsphase, wo es um die konkrete Umsetzung der zu entwickelnden Digitalisierungs-Strategie gehen werde, sei man "offen für noch mehr Kommunen". Mit einer Entscheidung des Innenministeriums über die Wettbewerbsgewinner wird Anfang des neuen Jahres gerechnet.