Haben sich die Holzmengen für die Sägewerke durch den Nationalpark Schwarzwald reduziert? Ja, sagen die Säger – nein, sagt das Nationalparkteam. Foto: Recklies

Verband beklagt rückläufige Lieferungen. Ministerium und Team am Ruhestein halten an Ausgleich der Fehlmengen fest.

Kreis Freudenstadt - Bekommen die Sägewerke in der Region durch die Einrichtung des Nationalparks Schwarzwald nun weniger Holz geliefert? Ja, sagen sie Sägewerker; nein, sagen Nationalparkteam und das Ministerium für ländlichen Raum.

"Das erste Jahr mit dem Nationalpark war für die regionalen Sägewerker offenbar mit einer großen Ernüchterung verbunden", resümiert der Freudenstädter Stadtrat und emeritierte Forstprofessor Wolfgang Tzschupke und beruft sich auf einen Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Allgemeinen Forstzeitschrift.

Darin beklagt der Generalsekretär der Deutschen Säge- und Holzindustrie (DeSH), Lars Schmidt, eine Verunsicherung seiner Verbandsmitglieder. Der Grund: Einer Umfrage des DeSH zufolge haben die Sägewerke in der Region bereits im ersten Jahr des Nationalparks Schwarzwald mit einem Mengenrückgang bei den Holzlieferungen von durchschnittlich 30 Prozent zu kämpfen. Dabei lauteten die Zusagen des Ministeriums für ländlichen Raum seinerzeit anders, so Schmidt: Insgesamt sollten in den nächsten 30 Jahren aus ökologischen Gründen jährlich 35 000 Festmeter Fichte aus den Gebieten des Nationalparks weichen, um auf den Flächen die Voraussetzungen für einen natürlichen Waldumbau mit mehr Tanne und Buche zu schaffen. Holz, das eigentlich der regionalen Holzindustrie zufließen sollte.

Bislang sei bei den Betrieben davon jedoch noch nichts angekommen, klagt der Verbandschef, und nennt als Ursache die noch offene Zoneneinteilung des Nationalparkgebiets: Die endgültige Ausweisung der Kernzonen, in denen der Wald ab sofort sich selbst überlassen werden soll, stehe noch immer nicht fest, bemängelt er in dem Fachbeitrag, und solange finde in der übrigen Kulisse kein Waldumbau statt. Auch bezüglich der Waldwegepflege übt der Verbandschef Kritik: Viele Transporteure würden die Fahrt in die Entwicklungszonen des Nationalparks wegen der eingestellten Waldwegepflege schon heute als zu gefährlich erachten, klagt Schmidt. Besserung sieht der Verbandschef frühestens Mitte des Jahres: Bis dahin wird seinen Informationen nach der Nationalparkrat über die Zoneneinteilung des Parkgebiets entscheiden. Ob das Nationalparkholz dann allerdings in den regionalen Markt geliefert wird, steht nach Schmidts Informationen noch in den Sternen: Angeblich gebe es im Nationalparkrat Überlegungen, das geschnittene Fichtenholz auf dem Waldboden zu belassen. Das provoziere geradezu Borkenkäfer-Kalamitäten und sei ökologische Dekadenz, wettert der Verbandschef.

Für das Nationalparkteam fallen diese Spekulationen allerdings in den Bereich Gerüchteküche: "Es gibt im Nationalparkrat keine Überlegungen, das geschlagene Fichtenholz im Wald zu belassen", sagt Nationalparkdirektor Wolfgang Schlund auf Anfrage unserer Zeitung. Schließlich, so Schlund, sei der Nationalparkrat dafür gar nicht zuständig. Wie viel Holz im Nationalpark geschlagen werde, entscheide die Parkverwaltung nach rein naturschutzfachlichen Gründen, so Schlund, dieses Holz werde aber dem Markt zugeführt. Richtig sei, dass die endgültige Entscheidung über die Zoneneinteilung des Parks noch offen sei. Dies sei allerdings eine Folge der breit angelegten Bürgeranhörung zur Zoneneinteilung. Deren Auswertung laufe gerade, so der Parkleiter. Voraussichtlich in seiner Februarsitzung werde der Nationalparkrat über die Zoneneinteilung entscheiden.

Die Entscheidung über den Waldumbau habe allerdings keine Auswirkungen auf die Liefermengen für die regionalen Sägewerke, versichert der Parkdirektor. Diese hätten seitens des Ministeriums die Zusage erhalten, dass sie auch künftig so viel Holz geliefert bekommen, wie sie zuvor durchschnittlich aus dem Nationalparkgebiet erhalten haben. Daran werde sich nichts ändern, denn die Vermarktung des Holzes aus dem Nationalpark hat das Kreisforstamt Freudenstadt übernommen. "Das ist ein großer Partner, der für einen Ausgleich der Holzbelieferung zwischen den Sägewerken sorgen kann", sagt Forstdirektor Jörg Ziegler vom Nationalparkteam. Durch die einheitliche Vermarktung des Holzes aus dem Staatswald und dem Nationalpark könnten die Fehlmengen aus dem Nationalpark ausgeglichen werden, so Ziegler. Auch wenn eine Firma ihr Holz nicht mehr direkt aus dem Nationalpark geliefert bekomme, werde der mit dem Kreisforstamt geschlossene Liefervertrag durch ForstBW erfüllt. "Für den Sägewerker ist schließlich nicht entscheidend, woher das Holz kommt, sondern dass die Menge,  Beifuhrkosten und die Holzqualität stimmen", so Ziegler.

Die fehlende Holzmenge durch den Nationalpark hat laut Ziegler ohnehin "keinen entscheidenden Einfluss auf den Markt". Auf der rund 10 000 Hektar großen Nationalparkfläche habe es schon zuvor rund 1500 Hektar Bann- und Schonwälder ohne Holznutzung gegeben. Ohne Nationalpark wären auf dem Restgebiet 40 000 bis 45 000 Festmeter Holz pro Jahr eingeschlagen worden. Gemessen an den rund 1,5 Millionen Festmetern Holz, die in der Region Nordschwarzwald pro Jahr geschlagen werden, entspricht das laut Zieglers Rechnung den wetter- und holzmarktbedingten Schwankungen, die es ohnehin jährlich auf dem Markt gibt.

Mengenverschiebungen ergeben sich laut Wolfgang Schlund derzeit eher durch den Sommersturm 2012, bei dem rund 300 000 bis 400 000 Festmeter gefallen sind. Aus diesen Kahlflächen könne derzeit kein Holz geliefert werden, mit dem Nationalpark habe dies allerdings nichts zu tun. Auch der Vorwurf, im Nationalpark sei der Wegeunterhalt eingestellt, ist laut Schlund nicht richtig: "Bis zur Entscheidung über das Wegekonzept haben die Wege im Park Bestandsschutz und werden gepflegt wie immer", so der Direktor.

Thomas Deines, Pressesprecher im Ministerium für ländlichen Raum, sieht die strukturellen Nöte der regionalen Holzbranche durchaus, führt sie allerdings nicht auf den Nationalpark zurück, sondern auf die schwierige Marktposition der kleineren und mittleren Sägewerke und auf den Einbruch internationaler Exportmärkte. "Wir wollen mit den Sägern der Region gut zusammenarbeiten und sie unterstützen", versichert er, deshalb habe das Ministerium auch zugesagt, die bisherigen Liefermengen aus dem Nationalpark beizubehalten.