Am Montagabend fuhr ein Laster in den Berliner Weihnachtsmarkt –­ dabei kamen zwölf Leute ums Leben und viele wurden verletzt. Foto: Gambarini

Terror: Viele Bewohner von Freudenstadt und Umgebung lassen sich nicht einschüchtern. Bischof betet für Angehörige.

Kreis Freudenstadt - Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin am Montagabend löst Bestürzung aus. Auch in Freudenstadt sind die Menschen betroffen, wie eine Umfrage zeigt. In Rottenburg gab es eine Gedenkfeier mit Bischof Fürst für die Opfer.

Ronald Acker, der aus Berlin kommt, aber in Freudenstadt lebt, lässt sich durch die Ereignisse nicht von seinen Plänen für den Jahreswechsel abbringen: "Wir haben reichlich Bekannte und Verwandte in Berlin und werden für Silvester auch zu ihnen nach Berlin fahren, wir meiden nichts."

Wolfgang Brendle aus Empfingen ist durch den Vorfall in Berlin vorsichtiger geworden. "In nächster Zeit werde ich Menschenmassen meiden, wenn es sich einrichten lässt. Silvester werde ich zu Hause mit der Nachbarschaft feiern, da ist kaum mit so etwas zu rechnen", erklärt er.

Der Freudenstädter Bülent Kara sieht die Situation nüchtern: "Meine Pläne für Silvester bleiben dieselben, ich werde mit meiner Familie daheim sein. Angst hab ich keine, als Kurde bin ich solche Zustände gewöhnt. Ich habe einen Onkel in Berlin, aber der war nicht auf dem Weihnachtsmarkt, soweit ich weiß."

"Man darf diesen Leuten nicht nachgeben. Ich meide deshalb auch keine großen Menschenmassen oder Großstädte. Etwas nachdenklicher bin ich aber geworden, denn sich einschließen geht auch nicht, das will ich auch gar nicht", sagt Christian Fink aus Freudenstadt.

So denkt auch Helmut Freitag. "Wir müssen so leben wie bisher, man kann dem nicht nachgeben. Überall kann etwas passieren, zum Beispiel auch auf der Straße passieren Unfälle. Man darf deshalb aber nicht ängstlich sein", erklärt der Baiersbronner.

Michael Börsig aus Freudenstadt will sich von den Ereignissen auch nicht einschüchtern lassen. "Wenn man jetzt alles meiden will, bringt das auch nichts. Dann erreichen sie was sie wollen."

Für Immanuel Schwank beginnt die Gefahr schon vor der Haustür. "Seit ungefähr einem Jahr vermeiden meine Familie und ich alle öffentlichen Veranstaltungen. Solange sich keine Änderung in politischer, sozialer und kultureller Hinsicht abzeichnet wird das auch so bleiben. Silvester zum Beispiel werden wir entspannt privat feiern. Man muss nicht erst nach Berlin reisen, auch hier, finde ich, muss man sich manchmal um die eigene Sicherheit sorgen", meint der Freudenstädter.

Auch in geistlichen Kreisen ist der Anschlag Thema. "Wir wollen beten, dass unsere humane Kultur keinen Schaden nimmt", sagte Bischof Gebhard Fürst gestern in Rottenburg bei einer Gedenkfeier für die Opfer des Anschlags.

Rund 300 Gläubige, darunter Mitarbeiter des Bischöflichen Ordinariats, waren zu der kurzfristig organisierten Feier in den Martinsdom von Rottenburg gekommen. Inga Behrend von der Hochschule für Kirchenmusik trug einen gregorianischen Gesang vor.

Der Bischof betete auch für die Angehörigen, für die Sicherheitskräfte und für alle, die von diesem Anschlag verunsichert sind. Als Zeichen der Hoffnung entzündete er eine Kerze. Im Internet veröffentlichte die Diözese die aktuelle Botschaft des Bischofs als Video.

Weitere Informationen: www.drs.de