Führungsebene künfig in Tuttlingen: Die Polizeireform bringt auch für den Kreis Freudenstadt strukturelle Änderungen. Foto: Polizei

Polizeireform tritt zum 1. Januar in Kraft. Führungsebene künftig in Tuttlingen. Revier Horb profitiert von der Stärkung der Basis.

Kreis Freudenstadt - Die Polizeidirektion Freudenstadt wird aufgelöst. Die Reviere in Freudenstadt und Horb gehören künftig zur Polizeidirektion Tuttlingen, die Kripo wird verkleinert. Wir fragten nach, wie sich die Landes-Polizeireform auf den Kreis auswirkt.

Einige Polizisten in Freudenstadt packen dieser Tage ihre Umzugskisten, weil sie die Polizeidirektion Freudenstadt verlassen werden, sagt Pressesprecher Walter Kocheise. Für elf Beamte ändert sich der Dienstort. Sie arbeiten künftig in Tuttlingen oder Rottweil. Grund ist die Polizeireform, die zum 1. Januar in Kraft tritt, die einige Teile der Polizeiarbeit zentralisiert und in kleineren Revieren streicht.

"Vor allem der Kopf unserer Organisation ändert sich", erklärt Kocheise. "Die Führungsebene geht aus Freudenstadt weg, in Tuttlingen wird es einen zentralen Stab geben, der diese Aufgaben erledigt", sagt der Pressesprecher. Die kriminalpolizeiliche Arbeit wird künftig zu einem Teil zentral erledigt. Das Kriminalkommissariat in Freudenstadt bleibt zwar erhalten, schrumpft aber von 28 auf 17 Stellen. Dafür wird eine Kriminaldirektion in Rottweil gegründet. Dort werden künftig alle gesicherten Spuren aus den fünf Regionen ausgewertet oder die Ermittlungen in komplexen Fällen gebündelt. Den elf abgezogenen Stellen stehen aber auch acht neue Stellen in Freudenstadt gegenüber, sodass letztlich nur drei Stellen in Freudenstadt endgültig verloren gehen, erklärt Peter Westhoff. Er leitet seit eineinhalb Jahren das Projektbüro, das die Polizeireform im Bereich des künftigen Präsidiums Tuttlingen umsetzt. Horb ist durch die Reform zunächst nicht berührt, profitiert aber von der Stärkung der Basis: Im Frühjahr 2014 wird das Revier um zwei Stellen vergrößert. Auch in Freudenstadt werden zwei zusätzliche Beamte für die Arbeit vor Ort eingestellt. Der Noch-Leiter der Polizeidirektion Freudenstadt, Georg Moll, soll nach Informationen unserer Zeitung Leiter der Verkehrsdirektion Rottweil werden. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür noch nicht. Die Zurückstufung des Polizeistandorts Freudenstadt hat zur Folge, dass weniger Platz benötigt wird. "Angemietete Räume in der Alfredstraße und der Hirschkopfstraße werden aufgegeben", sagt Kocheise. Die Verkehrserzieher sowie der Bereich "Gewerbe und Umwelt", der frühere Wirtschaftskontrolldienst, werden in das zentrale Gebäude am Marktplatz 47 umziehen. Peter Westhoff sagt, die Umstrukturierung sei nötig geworden, weil die Polizei eigentlich mehr Personal bräuchte, sich das Land dies aber nicht leisten könne. Grund für den erhöhten Bedarf seien neue Kriminalitätsformen wie Internetkriminalität oder die immer komplexeren DNA-Untersuchungsmöglichkeiten in der Spuren-sicherung. "Diese Felder kommen hinzu, ohne dass die übliche Arbeit weniger würde", sagt Westhoff.

Eine große Abteilung für Spurensicherung arbeite effektiver als viele kleine Abteilungen in der Region verteilt. Auch die Hundeführer werden in Zimmern ob Rottweil zusammengefasst, allerdings erst ab 2015. In der Polizei ist die Meinung zur Reform geteilt. Obwohl die Reform logisch begründet sei, sagt Westhoff, gebe es "ein gewisses Beharrungsvermögen". Grund für Ablehnung sei meist eine persönliche Betroffenheit, etwa weil der Weg zur Arbeit durch eine Versetzung deutlich länger werde, oder die Eingewöhnung in eine neue Aufgabe Schwierigkeiten bereite.

Die Reform habe durchaus Schattenseiten. Die sieht Westhoff vor allem in der großen Fläche des Präsidiums und den entsprechend weiten Wegen, die zum Beispiel für Besprechungen zurückgelegt werden müssten. Insgesamt wolle er aber die Angst vor der Reform nehmen: "Die Sicherheitslage im Kreis Freudenstadt verändert sich gar nicht", beteuert er.

Harald Dieterle, bisher Vorsitzender der Kreisgruppe Freudenstadt der Gewerkschaft der Polizei (GdP), bezeichnet die Reform als sozialverträglich. "Es gibt niemanden, der ganz durchs Raster fällt", sagt er. "Die Stimmung ist zum Teil gedrückt, weil eine Dienststelle aufgelöst wird. Andererseits ist man gespannt, ob’s klappt, wenn der Schalter zum 1. Januar umgelegt wird." Auch die Kreisgruppen der Polizeigewerkschaft werden sich auflösen und zu einem Verbund in den Grenzen des neuen Tuttlinger Polizeipräsidiums zusammenfinden.

u Neue Struktur: Die bisherigen vier Landespolizeidirektionen Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Tübingen mit ihren 37 Polizeipräsidien und -direktionen werden aufgelöst. Stattdessen gibt es künftig zwölf größer dimensionierte Polizeipräsidien in Baden-Württemberg. Hinzu kommen drei Sonderpräsidien für "Technik, Logistik, Service der Polizei", "Einsatz" sowie Bildung, was der Polizeihochschule Villingen-Schwenningen entspricht.

u  Regionale Zuordnung: Die bisherige Polizeidirektion Freudenstadt, zu der auch das Revier in Horb gehört, wird dem neuen Polizeipräsidium Tuttlingen zugeordnet. Dieses besteht aus den alten Direktionen Freudenstadt, Balingen, Rottweil, Villingen-Schwenningen und Tuttlingen. Neben dem Präsidium in Tuttlingen wird eine Kriminaldirektion in Rottweil und eine Verkehrsdirektion in Zimmern ob Rottweil aufgebaut. Analog findet die Veränderung in anderen Bereichen statt: Die bisherige Polizeidirektion Tübingen zum Beispiel, zu der auch etwa das Revier in Rottenburg gehört, wird dem Polizeipräsidium Reutlingen zugeordnet (alte Polizeidirektionen Tübingen, Esslingen, Reutlingen).

u  Folgen für Beamte: Landesweit bekommen 24 200 Beamte und 5000 weitere Polizei-Mitarbeiter neue Aufgaben.

u  Kosten: Landesweit koste die Reform laut Projektleiter Westhoff 120 Millionen Euro. Welche Einsparungen durch die künftige Polizeidirektion Tuttlingen realisiert werden, kann er nicht beziffern.