Auch wenn Lebensbedingungen in Region passen, gab es noch keine gesicherte Sichtung im Landkreis.
Kreis Calw - Luchs und Wolf hätten im Kreis Calw gute Lebensmöglichkeiten – besonders in der waldreichen westlichen Hälfte des Kreises. Es gab auch schon vereinzelte Meldungen, dass jemand im Kreis Calw einen Luchs oder einen Wolf gesehen haben will. Doch diese Sichtungen erwiesen sich meist als falsch.
Immer wieder fährt Mario Fürstenberg hinaus in die Wälder, wenn ein von einem unbekannten Wildtier gerissener Kadaver eines Rehs oder Hirsches gefunden wird. "Dann wird vor Ort alles fotografisch und per Video dokumentiert", berichtet der Wildtierbeauftragte des Landkreises Calw. "Dann bringe ich den Fund zur Untersuchung zur Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg, wo geklärt wird, ob vielleicht ein Luchs oder Wolf oder ein anderes Tier das Wild gerissen hat", berichtet Fürstenberg. Eine wirkliche Bestätigung, dass Wölfe oder Luchse im Kreis Calw unterwegs waren, gibt es derzeit aber nicht – auch nicht durch die Untersuchungen in Freiburg.
Dabei würden die Tiere hier gute Lebensbedingungen vorfinden: Nahrung wie Hirsche, Rehe oder Wildschweine sowie Rückzugsmöglichkeiten in den ausgedehnten Wäldern. Einzig der Ostteil des Kreises ist wegen seiner intensiven Infrastruktur für eine Besiedlung eher ungeeignet. Prinzipiell sei der Kreis Calw aus diesen Gründen als "Wolfserwartungskreis" eingeordnet, so Fürstenberg.
Wölfe sind in der Vergangenheit aus den Vogesen gekommen
Die Chance, dass ein Wolf auf dem Territorium des Landkreises unterwegs sein könnte, ist auch deshalb gegeben, weil die Tiere sehr ausbreitungsfreudig sind, in einer Nacht sehr weite Strecken zurücklegen können. Die Wölfe, die in der Vergangenheit im Land gesichtet wurden – etwa bei Donaueschingen – seien aus den französischen Vogesen gekommen, berichtet der Wildtierexperte.
Beim Luchs liegt die Sache etwas anders. Die sind weniger wanderungsfreudig, besetzen Territorien schon einmal längere Zeit. In Baden-Württemberg sind vier bis fünf Tiere bekannt. Dabei handelt es sich durchweg um junge männliche Tiere, die auf der Suche nach einer Partnerin sind. Finden sie diese nicht, verlassen sie diese Gegend dann irgendwann auch wieder. Die im Land gesichteten Tiere stammen aus dem Schweizer Jura. Da ist man sich deshalb so sicher, da in der Schweiz die Erfassung der Tiere viel intensiver betrieben wird und man die gesichteten Tiere über einen Fotoabgleich leicht zuordnen kann.
Wer eine Wildkatze, einen Wolf oder Luchs sieht, sollte dies melden
Ein seltenes Wildtier, das sich mit Sicherheit schon in der Nähe des Kreises Calw aufgehalten hat, ist die Europäische Wildkatze: "Da gibt es eine gesicherte Sichtung im Enzkreis", berichtet Fürstenberg. Diese Sichtung sei ein "absoluter Glücksfall" für die Experten, denn die Wildkatze gilt als extrem scheu.
Weil Sichtungen – ob nun bei Wildkatze, Wolf oder Luchs – generell so selten sind, ruft der Wildtierexperte jeden auf, der ein solches Tier gesehen hat oder auch nur einen solchen Verdacht hat, dies auch zu melden, bei ihm im Landratsamt, Telefon 07051/160 340, oder seinem Kollegen Joachim Bock, Telefon 07053/9205081. "Wir brauchen diese Sichtungen, sind froh über jede einzelne, um den Geheimnissen der Tiere auf den Grund gehen zu können."
Angst vor einer Sichtung oder Begegnung mit Wolf, Luchs oder Wildkatze brauche niemand zu haben, erklärt der Experte. In ganz Deutschland sei es noch zu keinem Angriff auf Menschen gekommen. Für den Fall einer Begegnung ist der Rat des Experten ein ganz einfacher: "Der Mensch sollte sich einfach ruhig zurückziehen", so Fürstenberg.
Und für den Fall, dass der Spaziergänger einen Hund dabei hat, wäre es sinnvoll, wenn der angeleint oder im direkten Einflussbereich des Menschen sei. Sollte das nicht der Fall sein und der Hund dem Wildtier über den Weg laufen, "dann wird es schwierig", mahnt der Experte.