Fabian Renz (links) und Thomas Golla befestigen die letzten Zweige. Foto: Fritsch

30 Traditions-Gefährte unterwegs. Emminger Gruppe gibt Einblicke in Vorbereitungen.

Kreis Calw - Morgen, am 1. Mai, kommen die traditionellen, selbst gebauten Wägen im Landkreis Calw zum Einsatz. Die Emminger Maiwagen-Gruppe nimmt noch den letzten Feinschliff vor.

Es war ein langer Weg bis zur Erfüllung des Traums. Im Jahr 2013 sind die drei Freunde zum ersten Mal mit einem Leiterwagen gefahren – und es hat ihnen gefallen. "Dann haben wir die Maiwägen gesehen und dachten uns: So etwas wollen wir auch", erinnert sich Thomas Golla aus Emmingen. Sein Chef habe ihnen dann seine Gartenhütte vermacht, die er nicht mehr brauchte. "Aber eine große Hundehütte auf vier Rädern war eben auch noch nicht so ganz das Wahre", sagt der junge Mann.

Tannenreisig-Schmuck wegen Käfer-Plage rar

Vor zwei Jahren nahmen die drei dann endlich Hammer und Holz in die Hand und schraubten sich ihren eigenen Maiwagen zusammen. "Wir hatten schon ein wenig das Know-How dazu. Ich bin Zimmermann", sagt Golla, "und Fabian Renz gehört zum Gartengeräte-Handel Renz Walter", erklärt er weiter und deutet auf seinen Kumpel. "Und ich bin einfach so dabei", macht Nils Rexer, der Dritte im Bunde, auf sich aufmerksam und alle drei lachen.

Hinter dem Gebäude der Renz Walter GmbH ist der Maiwagen momentan zwischengelagert bis zu seinem Einsatz. Er hat eine stattliche Größe und ist reich mit Tannenreisig geschmückt.

"Die meiste Arbeit hatten wir am vergangenen Samstag", sagen die Freunde. Das größte Problem sei es gewesen, das Tannenreisig zu bekommen. "Dank Borkenkäfer-Plage gibt es nämlich momentan nicht viel davon", gibt Golla zu bedenken. Die Herausforderungen haben sie gemeistert. Nun kommt zum Abschluss der Vorbereitungen noch die Prüfung des Wagens. "Mit den Richtlinien, die seit 2016 bestehen, ist es etwas komplizierter geworden", sagt Renz. So sind lose Gegenstände aus Glas zum Beispiel verboten und Sitzgelegenheiten Pflicht. Die Lautstärke der Musik ist in den Ortschaften anzupassen. Der Maiwagen darf eine bestimmte Größe nicht überschreiten und er muss eine Treppe haben. Außerdem müsse ein Verantwortlicher angegeben werden, der auf der Fahrt für Ordnung sorgt. Der Emminger Wagen erfüllt alle Bedingungen, und die drei jungen Männer freuen sich über das Siegel, das ihnen dafür verliehen wird. "Das kommt auf den Traktor, der den Wagen zieht", sagt Golla und zeigt auf das große, rote Gefährt vor dem Holzhaus auf Rädern. Ob die Richtlinien leicht zu erfüllen seien? "Wir haben unseren Wagen gebaut, als die schon bestanden", sagt er. "Daher sind die Bau-Vorschriften kein Problem." Allerdings sei es schwer, die Vorgabe einzuhalten, dass alle Mitfahrer während der Fahrt sitzen müssen. Mit 40 Freunden, die am 1. Mai mit ihnen feiern, rechnen die drei.

Zum vierten Mal wird das Siegel vergeben

Golla klettert die Leiter hoch. Sitzbänke gibt es im Inneren jedenfalls. Und außerdem viel Platz für Musikboxen. Beschwerden habe es wegen ihrem Wagen jedoch noch keine gegeben. "Früher waren die Boxen nach außen gerichtet, jetzt sind sie im Wagen. Dadurch entsteht wesentlich weniger Lärm im Ort", erklärt Golla.

"Wir denken uns jedes Jahr: Das ist schon echt viel Aufwand für einen einzigen Tag", meint Rexer. "Aber wir machen es trotzdem, weil man diese Tage so schnell nicht vergisst." Außerdem, wer könne schon von sich behaupten, dass er einen eigenen Maiwagen habe? In Emmingen seien die Freunde damit die ersten. "Bei der Maihocketse haben wir ihn damals präsentiert", erinnert er sich. "Da haben vielleicht alle Augen gemacht!"

Nur schade, dass der Brauch nicht gesichert sei. "Wer weiß, wie lange es die Maiwagen-Tradition noch gibt", überlegt Golla. "Nur im Kreis Calw sind die Maiwägen als Brauchtum anerkannt. Überall sonst ist es inzwischen verboten. Und sollte hier auch einmal etwas passieren, sehe ich schwarz für die Tradition."

Aber morgen, wenn der 1. Mai dann endlich da ist, machen sich die drei erst einmal keine Sorgen über die kommenden Jahre. Morgen wird gefeiert und die Tradition gelebt. "Um neun Uhr geht es los", erklären sie. "Wir fahren von Emmingen nach Vollmaringen, wo das jährliche Maiwagen-Treffen ist. Und dann geht es noch weiter nach Altburg." Gegen 18 Uhr sei der Zauber dann auch schon wieder vorbei.

Im ganzen Landkreis ist der Emminger Maiwagen einer von insgesamt 30. Bereits zum vierten Mal wird das Maiwagensiegel an die Traditionsgefährte im Kreis verliehen. "Ziel der Maiwägen ist es, die Gemeinschaft zu verbinden und über die Grenzen der vielen Ortschaften hinaus zum gemeinsamen Feiern zusammen zu kommen", berichtet die Vorsitzende der Bauwagenfreunde Nordschwarzwald und Maiwagenverantwortliche, Ricarda Becker. Das dieses Unterfangen nicht ohne Rahmenbedingungen möglich sei, sei den Gruppen bewusst, die zum Gelingen beitragen. "Wir sind stolz auf die verschiedenen Jugendorganisationen, die in großer Eigendisziplin und mit Verantwortungsbewusstsein daran arbeiten, die Vorgaben zu erfüllen."