Die Mitarbeiter der Kliniken – hier Nagold – erfahren viel Unterstützung aus der Bevölkerung. Foto: Bernklau

Supermärkte öffnen extra nach Feierabend. Pizza-Dienst bringt einfach zwei Dutzend Familienpizzen.

Kreis Calw/Kreis Böblingen - "Wir erleben gerade sehr viel Unterstützung aus der Bevölkerung", sagt Ingo Matheus, Pressesprecher des Klinikverbunds Südwest (KVSW). "Gerade auch von Unternehmen und Betrieben. Da ist eine ungewöhnliche große Wertschätzung für uns spürbar."

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Beispielsweise würden Supermärkte der Region "außer der Reihe nach Feierabend speziell für die Mitarbeiter unserer Krankenhäuser öffnen", damit sich die Kollegen auch noch nach einem 14-, 16-Stunden-Tag im Dienste der Patienten "auch noch selbst versorgen" könnten. "Oder ein Pizza-Dienst liefert einfach so ein, zwei Dutzend Familien-Pizzen in die Klinik." Einfach, weil er helfen wolle. "Auch Danke sagen für den unermüdlichen Einsatz der Ärzte und Pflegekräfte." Das sei wirklich sehr bewegend.

Auch in den Häusern, in den Reihen der KVSW-Mitarbeiter untereinander, sei der "Zusammenhalt riesengroß". Man unterstütze sich gegenseitig, motiviere sich. "Denn der Druck, die Verantwortung, die auf allen von uns lastet, ist schon immens." Daher die Stimmung unter den Kollegen auch angespannt. "Aber auch von einer hohen Professionalität geprägt." Denn die aktuellen Herausforderungen durch Corona seien gewaltig. "Ich kenne nichts Vergleichbares aus der Vergangenheit." Weil – man müsse sich vergegenwärtigen, dass hinter den ja im Moment täglich gemeldeten Zahlen an in der Pandemie Erkrankten und den Toten "immer echte Menschen und Schicksale" stecken. Das Horror-Szenario dabei: "italienische Verhältnisse" mit Dutzenden von Toten jeden Tag an jedem Ort. Weshalb man – im Hintergrund – Psychologen und Seelsorger auch für die Mitarbeiter in den KVSW-Krankenhäusern bereitstehen habe, um genau dann, wenn die erwartete "große Welle" an (Schwerst-)Erkrankten in die Kliniken flutet, die Ärzte und Pflegekräfte in dieser absoluten Ausnahmesituation zu unterstützen.

Hoffnung gibt, dass bisher in Deutschland die Zahl der Corona-Toten im Verhältnis zur Masse der Erkrankten – im Vergleich zu allen anderen Ländern – außergewöhnlich niedrig ist. Woran das liegt, da kann Ingo Matheus im Augenblick nur mutmaßen: "Deutsche Krankenhäuser sind erfahrungsgemäß deutlich besser ausgestattet als Häuser in anderen Ländern." Beispielsweise gäbe es hier bei uns schon im Regelbetrieb "drei mal mehr Beatmungsgeräte" als etwa in Italien. "Die Herausforderung ist, dieses Niveau auch jetzt in der Corona-Krise zu halten." Was sich in dieser Krise auch bewährt habe: "Die dezentrale, wohnortnahe Versorgung der Patienten in unserer Region mit zum Beispiel zwei eigenen Krankenhäusern im Kreis Calw." Das verkürze die Reaktionszeiten im Ernstfall sehr erheblich.