Die Bürgerinitiative Krankenhaus will dafür sorgen, dass an den Kliniken Calw die Lichter nicht ausgehen. Foto: Archiv: Fritsch

Bürgerinitiative will Kommunalwahlkampf nutzen. Am 16. Mai Veranstaltung mit Kreistagskandidaten in Stammheim.

Kreis Calw - Die Bürgerinitiative Krankenhaus Pro Krankenhäuser Calw und Nagold (BI) will in ihrem Kampf um den Erhalt der Kliniken den Kommunalwahlkampf nutzen. Bei einer Veranstaltung am Freitag, 16. Mai, ab 20 Uhr im Foyer des Maria von Linden-Gymnasiums in Calw-Stammheim, sollen die Kandidaten für den Kreistag deutlich machen, wie sie sich die Zukunft der Krankenhauslandschaft im Landkreis Calw vorstellen.

Die BI machte am Mittwoch in einem Pressegesprächdeutlich, dass sie am Erhalt der Häuser in Calw und Nagold in ihrer bisherigen Form festhalten will. Ein Großklinikum auf dem Flugfeld Böblingen/Sindelfingen sei genauso unnötig wie ein Neubau eines 130-Betten-Hauses in Calw.

"Das Mega-Krankenhaus auf dem Flugfeld ist nur dazu da, um einen Bettenabbau in Sindelfingen zu verhindern", ist sich BI-Sprecher Bernd Neufang sicher. Die Klinik mache auch deshalb keinen Sinn, weil sie in unmittelbarer Nachbarschaft von Häusern der Maximalversorgung wie dem Universitätsklinikum Tübingen und dem Katharinenhospital liegt. Stattdessen brauche es Krankenhäuser mit nahen Einzugsbereichen wie Calw und Leonberg.

Wenn es kein Krankenhaus mehr gebe, dann gehen auch die Haus- und Fachärzte, so Neufang weiter. "Neuweiler wird dann niemals mehr einen Mediziner bekommen", nennt der BI-Sprecher ein Beispiel.

Dabei macht der Bürgerinitiave auch der Blick auf die demografische Entwicklung Sorgen. Laut BI steigt der Anteil der über 65-Jährigen im Landkreis bis 2030 von heute 20 auf 30 Prozent. Um die geriatrische Versorgung aufrecht zu erhalten, brauche es wohnortnahe Kliniken.

In Frage gestellt wird zudem die Struktur des Klinikverbunds Südwest, zu dem das Kreisklinikum Calw-Nagold gehört. Die Zahl der Aufsichtsräte "ist unheimlich hoch", kritisiert BI-Mitglied Steffi Druckenmüller. Sowohl die Mutter als auch alles Tochtergesellschaften verfügten über ein solches Gremium. Allein der Aufsichtsrat des Kreisklinikums Calw-Nagold habe 17 Mitglieder. Das erreicht beinahe die Dimensionen des Weltkonzerns Daimler (118 Milliarden Euro Umsatz, 276 000 Mitarbeiter), der gerade mal drei Aufsichtsräte mehr hat. Die Klinikverbund Südwest GmbH setzte 2009 mit 2800 Mitarbeitern 228,5 Millionen Euro um.

Neufang kritisierte erneut die Intransparenz der 15,6 Millionen Euro für "zentrale Dienste", die Calw-Nagold abführen muss und die sogar im GÖK-Gutachten als "überzogen" bezeichnet wurden. Der Verbund beschäftige im Bereich Unternehmenskommunikation neun Mitarbeiter. Auch das erreiche die Dimension von Großunternehmen. Bis zu 35 Dienstwagen haben laut Neufang bis in die mittlere Führungsebene zur Verfügung gestanden. Mittlerweile sollen es immer noch 23 sein. Würde der Verbund effizient geführt, würde das Defizit laut Druckenmüller zumindest erheblich sinken.

Ein Ausstieg aus dem Klinikverbund ist durchaus eine Option, die nach Auffassung der BI zu prüfen ist. Etwas neidisch geht da der Blick nach Leonberg, wo darüber nachgedacht wird, sich mit dem Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus zusammenzutun. Ein Ausstieg dürfte im Kreis Calw aus vielerlei Gründen schwierig werden. Eine entsprechende Klausel wurde bei der Gründung 2006 gar nicht erst vereinbart. Zudem hat der Landkreis mit einem Anteil von 24,9 Prozent schon von jeher bei wichtigen Entscheidungen kaum Einfluss. Und auch der Zusammenschluss von Calw und Nagold zu einem Haus könnte sich als problematisch erweisen. Zu allem Überfluss müsste dann noch nach einem neuen Träger gesucht werden.

Landrat Helmut Riegger täusche sich, wenn er glaube, das Thema Krankenhaus sei mit einem Neubau in Calw erledigt, stellt Neufang klar. Die BI hat aus Kostengründen erhebliche Zweifel an diesem Vorhaben. Das bisherige Haus befinde sich in gutem Zustand. Die Argumentation mit dem Brandschutz sei ein K.O.-Kriterium und gehöre unabhängig überprüft