Der Calwer Oberbürgermeister Ralf Eggert (rechts) und der von ihm beauftragte Gutachter Frank Mau haben große Zweifel am Gelingen der Klinikreform. Foto: Verstl

Gutachter Mau hält Prognose für Nagolder Krankenhaus für unrealistisch / GÖK und Teamplan widersprechen sich

Kreis Calw - Gibt es ein Krankenhaus, dass es geschafft hat, den Sprung von drei Millionen Euro Defizit zu einem Gewinn von fünf Millionen Euro gewinn zu schaffen? Frank Mau jedenfalls kennt keines.

Das heißt nicht, dass es eine oder gar mehrere solche Kliniken geben mag. Der bundesweit tätige Gutachter hat allerdings von noch keinem solchen Krankenhaus gehört.

So sieht Mau, der die Stadt Calw in Sachen Klinikdiskussion berät, das Szenario Drei plus. Demnach soll in Calw eine neue Klinik mit bis zu 125 Betten mit Grundversorgung unter Beibehaltung der Neurologie für 30 Millionen Euro entstehen. Die weitere Schwerpunktbildung soll in Nagold erfolgen. Dieses Haus soll auf 270 Betten aufgestockt werden. Geplanter Gewinn: fünf Millionen Euro. Für Calw wird dagegen mit vier Millionen Euro Defizit kalkuliert. Am Ende soll dann also eine schwarze Null stehen.

Mau hat da so seine Zweifel. Zumal sich die Situation der Krankenhäuser generell nicht verbessern wird. Schon jetzt schreibt jede zweite Klinik rote Zahlen. Gewinne, hohe zumal, seien rar.

Und gerade für die Häuser im ländlichen Raum werden die Probleme nicht kleiner. Gerade dort wird der Mangel an Ärzten und Fachkräften zunehmen. Der demografische Wandel tut ein Übriges. zum einen beim Nachwuchs der Mitarbeiter, zum anderen werden die Patienten immer älter und damit erfahrungsgemäß auch kränker.

Gerade die vom Calwer Oberbürgermeister Ralf Eggert immer wieder beklagte mangelnde Intransparenz verstärke solche Effekte. Der Optimierungsprozess als Folge des Grefe-Gutachtens werde, so der OB der Hesse-Stadt, nicht kommuniziert. Zudem lege Helmut Riegger die Deckungsbeitragsrechnung nicht offen.

Denn, so stellt der Klinik-Gutachter bei seiner Tätigkeit in ganz Deutschland immer wieder fest: Problemstellungen wie die Zukunft von Krankenhäusern sind immer und verständlicherweise ein sehr emotionales und sensibles Thema.

Schon allein aufgrund der gesellschaftlichen und demografischen Veränderungen geht der Trend zu größeren Häusern. Wie aus dem Koalitionsvertrag hervorgeht, wolle die nächste Bundesregierung in der Gesundheitspolitik einen Schwerpunkt bei der Krankenhausqualität setzen. Das bedeutet: Bonus für gute und Malus für schlecht Kliniken bei der Vergütung. Auch das begünstige tendenziell größere Einrichtungen. Hinzu kommen, dass die Patienten noch so gut informiert waren wie heute. Auch sie werden auf die Qualität achten.

Andererseits bleibt das Problem, gerade im ländlichen Raum eine wohnortnahe Krankenhausversorgung sicher zu stellen. So bewegen sich diese Debatten nach Maus Beobachtung stets im Spannungsfeld zwischen volkswirtschaftlicher Notwendigkeit und regionalpolitischen Erfordernissen.

Das Teamplan-Gutachten, das vor dem Hintergrund eines geplanten Großklinikums auf dem Flugfeld Böblingen/Sindelfingen in Auftrag gegeben worden war, sieht Portalkliniken in Calw und Nagold vor.

Für Mau ist das ein Widerspruch zum GÖK-Gutachten, aus dem die Dreiplus-Variante hervorgegangen war. Man hätte beide Gutachter bitten können, die Differenzen herauszuarbeiten und deutlich zu machen, weshalb man zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt