Im Busverkehr im Kreis Calw soll der Stundentakt flächendeckend Einzug halten. Foto: Fritsch/Bernklau

Modellprojekt zwischen Calw, Altensteig und Bad Wildbad. Fahrten müssen per Telefon oder im Internet gebucht werden.

Kreis Calw - Der Landkreis Calw will den flächendeckenden Einstunden-Takt im ÖPNV. Stufenweise umsetzen will er ihn im Rahmen eines vom Land geförderten Modellprojekts, bei dem er mit Partnern aus der ganzen Republik zusammenarbeitet. Klingt wie Zukunftsmusik, ist es aber nicht. Los geht es Anfang April.

Jahrelang bereitete man im Landratsamt vor, führte Gespräche, schrieb Anträge. Jetzt ist alles bereit für die Umsetzung eines großen Ziels: dem Einstunden-Takt im ÖPNV. Umsetzen will man das im Landratsamt stufenweise und nicht alleine. Man hat sich Partner aus ganz Deutschland ins Boot geholt: das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel aus Berlin, KCW, das Strategie- und Managementberatungsunternehmen für öffentliche Dienstleistungen mit Sitz in Berlin, den Softwareentwickler ESM aus Hannover sowie die Marketing-Agentur Probst und Konsorten aus Dresden.

An regionalen Akteuren sind neben dem Landratsamt die SRH Hochschule in Calw für die Evaluation und das Verkehrsunternehmen Albert Rexer aus Calw beteiligt.

Dass der Landkreis Calw einen so großen Aufwand für die Umsetzung des Stunden-Takts betreiben kann, ist der Unterstützung des Landes zu verdanken: Baden-Württemberg fördert das Vorhaben im Rahmen des Förderprojekts "Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum" mit 850 .000 Euro.

Fahrten müssen vorher per Telefon oder im Internet gebucht werden

Der Kreis Calw hatte sich mit seiner Idee beworben und hatte ebenso wie der Kreis Göppingen den Zuschlag erhalten. Neben dem Geld des Landes fließen auch Mittel des Landkreises in das Projekt: Eine halbe Million Euro macht man dafür locker, so dass für das Projekt 1,3 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Was darf der Bürger denn nun von dieser groß angelegten Zusammenarbeit erwarten? Ab dem 1. April wird es zunächst auf den Strecken zwischen Calw, Bad Wildbad und Altensteig zwischen 8.30 und 18 Uhr den Stundentakt geben. Weitere Gebiete sollen folgen. Ein Fahrplan für den Stundentakt ist in Arbeit und soll ab April gelten. Das Besondere: Außerhalb des Schüler- oder Linienverkehrs fahren die Busse – oder je nach Bedarf auch Autos – auf diesen Strecken nur, wenn jemand eine Fahrt online oder per Telefon oder Smartphone spätestens eine Stunde vor der Fahrt bucht.

Die Fahrzeuge stellt und fährt das Unternehmen Rexer. Als Fahrpreise sollen die aktuellen Bustarife der Verkehrsgesellschaft Bäderkreis Calw (VGC) gelten. Angefahren werden nur die regulären Bushaltestellen, denn die im Zuge des "Centro"-Projekts errichteten Haltestellen sind inzwischen größtenteils abgebaut.

Im Zuge des Modellvorhabens ist auch die Einrichtung einer Mobilitätszentrale für alle Rufbusangebote im Kreis Calw geplant. Über diese kann der Fahrgast künftig Informationen zu Bedienzeiten und -gebieten erhalten und den Bus kurzfristig wie auch bereits Tage vor seiner Fahrt per Telefon oder Internet buchen. Des Weiteren werden über diese Zentrale die Verkehre effizienter gesteuert und besser untereinander vernetzt. Mittelfristig ist auch die Einrichtung einer Art Mitfahrzentrale Teil des Projekts.

Für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts konnte man die SRH Hochschule für Wirtschaft und Medien Calw gewinnen. Sie wird mit Befragungen von Fahrgästen und Verkehrsunternehmen Erwartungen und Erfahrungen zum ÖPNV ermitteln und somit die Bevölkerung in die Verbesserung des Verkehrsangebots miteinbeziehen.

Weil für Landrat Helmut Riegger Möbilität ein wichtiger Standortfaktor ist, hält er große Stücke auf das Vorhaben. Und er setzt dem Projekt ein klares Ziel: Dass sich die Menschen im ländlichen Raum eines Tages so mit dem ÖPNV bewegen können wie in einer großen Stadt – so jedenfalls formulierte er es bei der Präsentation des Projekts im Landratsamt.