Steffen Schoch ist seit gut vier Wochen Geschäftsführer bei der WFG. Foto: Fritsch

Steffen Schoch will mit langfristigen Strategie den Nordschwarzwald voranbringen. Hilfe bei Öffentlichkeitsarbeit.

Kreis Calw - Neustart bei der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG): Seit vier Wochen ist der 47-jährige Steffen Schoch Geschäftsführer. Seine Vorgänger strichen im Schnitt nach zweieinhalb Jahren die Segel. Schoch will, wie er in unserem Interview verriet, mindestens "zehn Jahre plus x" Standortmarketing für den Nordschwarzwald betreiben.

Herr Schoch, seit wie vielen Jahren gibt es die WFG?

Die Wirtschaftsförderung Zukunftsregion Nordschwarzwald GmbH wurde 1996 gegründet.

Und der wievielte Geschäftsführer sind Sie?

Inzwischen hat mit mit mir der achte Geschäftsführer die Verantwortung für die WFG übernommen.

Haben wir da nicht schon das Kernproblem der WFG: fehlende Kontinuität?

Sicherlich ist Kontinuität die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung der WFG und damit auch wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Vermarktung einer Region. Regionalentwicklung und Regionalmarketing haben mit sehr langfristig angelegten Konzepten und Projekten zu tun. Und es geht um die Menschen, die hier leben und arbeiten, die es mit einer langfristigen Strategie in die Arbeit zu integrieren gilt. Meine persönliche Planung ist deshalb auch nicht kurzfristiger Natur, sondern ganz klar auf zehn plus x Jahre ausgerichtet.

Es gibt ja auch einen Lichtblick: Zum ersten Mal in der WFG-Geschichte gab es zwischen Ihnen und Ihrem Vorgänger Jens Mohrmann eine konstruktive Geschäftsübergabe...

Auch das war eine sehr gute Voraussetzung für meinen Start als Geschäftsführer. Von Jens Mohrmann habe ich ein wohlbestelltes Haus und motivierte, offene Mitarbeiter übernommen. Gemeinsam mit dem Team der WFG können wir nun auf dem vorhandenen Fundament aufbauen und neue schrittweise Akzente setzen.

Sie wissen, dass im Kreis Calw die Arbeit der WFG kritisch begleitet wird. Es gab nicht nur einmal Stimmen im Kreistag oder auch im Gemeinderat der Stadt Nagold, die einen Austritt als Gesellschafter forderten. Was würden Sie diesen Kritikern antworten, wenn sie die Frage stellen: Was bringt die Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald dem Kreis Calw?

Beim Wettbewerb der Regionen gilt es heute immer ein Bündel von Standortkompetenzen aus den verschiedenen Teilregionen zu einem Gesamtbild zusammenzufügen und ein Alleinstellungsmerkmal in technologischer sowie kommunikativer Hinsicht zu entwickeln. Je stärker die Teilräume, umso stärker die Region. Es ist heute einfach so, dass ein einzelner Landkreis dabei kaum mehr eine Chance hat und die regionale Ebene die einzig wahrnehmbare Einheit in einem internationalen Umfeld ist.

Welche Schwerpunkte wollen sie Sie zu Beginn ihrer Arbeit setzen?

Mir ist es zunächst sehr wichtig, die Region selbst sowie die Menschen und Unternehmen in der Region kennenzulernen. Ich möchte mit möglichst vielen ins persönliche Gespräch kommen, um dann gemeinsame Ideen zur Vermarktung der Region zu entwickeln. Standortmarketing gibt es nicht von der Stange. Gutes Standormarkting ist immer "taylor made" also maßgeschneidert. Bei den inhaltlichen Themen steht neben einer Imagekampagne die Gewinnung qualifizierter Fachkräfte ganz oben auf der Tagesordnung.

Neu ist auch ihre Idee, Dienstleister für Unternehmen zu sein. Wie würde so etwas konkret aussehen?

Unsere Region ist geprägt von zahlreichen mittelständischen und vom Inhaber geführten Unternehmen. Gemeinsam mit unseren lokalen Partnern der Wirtschaftsförderung werden wir die Unternehmen Angebote unterbreiten, sie zukünftig noch stärker in ihrer Öffentlichkeitsarbeit, bei Messeauftritten, bei der Fachkräftegewinnung und bei der Akquise von Fördermitteln zu unterstützen.

Sie sind seit vier Wochen im Amt. Haben Sie in dieser Zeit dem Kreis Calw und seinen Unternehmen schon einen Besuch abgestattet?

Ich glaube bislang verging keine Woche, dass ich nicht ein oder zwei Tage im Landkreis unterwegs war. Gerade am Wochenende war ich auf der Gewerbeschau in Neuweiler. Beim Unternehmertreffen des Landkreises Mitte Juni hatte ich einen guten Einstieg, um HOLZMA und zahlreiche Unternehmensvertreter kennenzulernen. Ausgewählte Unternehmen des Landkreises aus der holzbe- und verarbeitenden Industrie habe ich auf der Messe Ligna in Hannover besucht und war auch schon mit meiner Familie am Wochenende zum Wandern auf dem Sommerberg und am Wildsee bei Bad Wildbad. Und auf der Expo Real in München werden wir unsere Gesprächspartner mit Pralinen von der Firma Girrbach aus Calw verwöhnen.