Die Chefredakteurin der "New York Times" ist überraschend entlassen worden. Foto: dpa

Nach nicht einmal drei Jahren an der Spitze der „New York Times“ geht Jill Abramson von heute auf morgen. Auch in Frankreich gibt es eine spektakuläre Personalie bei einem wichtigen Titel - "Le Monde"-Chefin Natalie Nougayrède wirft hin.

Nach nicht einmal drei Jahren an der Spitze der „New York Times“ geht Jill Abramson von heute auf morgen. Auch in Frankreich gibt es eine spektakuläre Personalie bei einem wichtigen Titel - "Le Monde"-Chefin Natalie Nougayrède wirft hin.

New York - Am nächsten Morgen war der Name schon nicht mehr im Impressum zu finden: Völlig überraschend hat die „New York Times“ ihre Chefredakteurin ausgewechselt. Jill Abramson, die erste Frau an der Spitze der US-Zeitung mit weltweitem Renommee, wurde am Mittwoch durch ihren bisherigen Stellvertreter Dean Baquet ersetzt. Baquet ist der erste Schwarze auf diesem Posten. Der Grund für den abrupten Wechsel soll ein schlechtes Verhältnis zwischen der 60-jährigen Abramson und Herausgeber Arthur Sulzberger sein.

Es spricht für die Einzigartigkeit der 1851 gegründeten „Times“, dass sie selbst sehr kritisch über die eigene Interna berichtete, ja kritischer als viele Konkurrenzblätter. Der „schlagartige Wechsel“ habe die Redaktion „völlig verblüfft“, schreibt die Zeitung am Donnerstag und berichtet selbst über „ernsthafte Spannungen“ zwischen Chefredakteurin auf der einen und ihrem Stellvertreter und dem Herausgeber auf der anderen. Abramson sei „polarisierend und launisch“ gewesen. Andere kritisieren, dass sie vor allem Frauen auf wichtigen Posten habe durchdrücken wollen.

„Amerikas erhabenste Zeitung wurde taumelnd zurückgelassen, nachdem ihre Chefin gefeuert wurde“, schrieb der britische „Guardian“. Selbst höchste Vertreter der Zeitung seien von Sulzbergers plötzlichem Schritt überrascht gewesen. Der Wechsel sei „unerwartet und fast brutal plötzlich“ gewesen. Der Zeitung zufolge habe die angestrebte Berufung von Janine Gibson, selbst vom „Guardian“ kommend, als zusätzliche Stellvertreterin die erheblichen Spannungen mit ihrem Stellvertreter Baquet noch verstärkt.

Abramson war stolz auf ihre Zeitung

Abramson war stolz auf ihre Zeitung. Laut „Times“ hatte sich die 60-Jährige vor kurzem ein „T“ in der Schriftart ihrer Zeitung auf den Rücken tätowieren lassen. Sie schrieb nun, sie habe ihre Zeit mit der „Times“ geliebt. „Ich konnte mit den besten Journalisten in der Welt arbeiten.“ Als vornehmliche Leistung nannte sie, dass sie besonders viele Frauen auf einflussreiche Positionen gesetzt habe.

Herausgeber Arthur Sulzberger würdigte ihren Nachfolger Baquet als die beste Besetzung der Spitzenposition: „Er ist ein hervorragender Reporter und Redakteur mit untrüglichem Urteilsvermögen für Nachrichten und dem Vertrauen und der Unterstützung der Kollegen auf der ganzen Welt.“ Der 57-Jährige ist Gewinner des renommierten Pulitzer-Preises.

Auch in Frankreich gibt es einen spektakulären Krach an der Spitze einer Qualitätszeitung: Die Chefredakteurin der französischen Zeitung „Le Monde“, Natalie Nougayrède, ist zurückgetreten. Sie sprach in einem offenen Brief von Bestrebungen in der Zeitung, „die Befugnisse der Chefredaktion zu beschneiden“. Sie habe stets das Ziel verfolgt, das Blatt zu verteidigen und zu konsolidieren. „Direkte und persönliche Angriffe“ hätten sie aber daran gehindert, den geplanten Transformationsprozess umzusetzen, erläuterte Nougayrède.