Eine eindrucksvolle Aufführung von Bachs Johannes Passion gibt es im Franziskaner mit der Villinger Kantorei und des Ensembles „Vokale“. Zum Gelingen tragen in vorderer Front bei: Marcus Elsäßer (von links), Kerstin Wagner, Anna Major, Ralph Ernst, Georg Gädker und Dirigent Volker Timotheus Bals. Foto: Siegfried Kouba

Die Villinger Kantorei und das Ensemble Vokale präsentieren Bachs Johannes-Passion im Franziskaner auf. Volker Timotheus Bals überzeugt mit seinem ruhigen Dirigat. Zum Gelingen der Aufführung tragen auch die Solisten bei.

Erfolgreich führten die Villinger Kantorei und das Ensemble „Vokale“ Bachs Johannes-Passion im Franziskaner aufgeführt. Die Interpretation war angefüllt von emotionalen Momenten, tief gehenden musikalischen Berührungen und trostreicher seelsorgerischer Betrachtung.

Letztere ließ Dirigent Volker Timotheus Bals bereits in seinem Programmvorwort erkennen, der sich benediktinischer Lebensweise eines christlichen Laien verschrieben hat. Sein Dirigat war von innerer, ruhiger Haltung geprägt.

Fast metallisch klingender Tenor

Die Rolle des Evangelisten füllte Marcus Elsäßer mit seinem fast metallisch klingendem Tenor, expressiver Gestaltung der Rezitative, wobei die Zäsuren besondere rhetorische Effekte auslösten und gefühlvollen Regungen („und weinte bitterlich“) aus.

Den überlegenen Gesalbten verkörperte Ralph Ernst, der schon eindrucksvoll in der Nr. 4 auftrat und seinen klaren, warm klingenden Bariton bei „Ich habe frei …“ einsetzte. Überzeugend agierte er als Gottgesandter in der Szene mit Pilatus. Diesen ließ Georg Gädker (Bass) in seiner besonderen Situation als Mensch, weltlichen Regenten und Richter sowie Gegenpart zu den „Jüden“ erscheinen. Gehaltvoll gestaltete die Altistin Kerstin Wagner den Trauergesang der Arie Nr. 30, wobei es beim „es ist vollbracht“ geradezu knisterte, gesteigert durch den Evangelisten und dem Basso continuo beim „und neiget das Haupt und verschied“.

Mit neuen Gesichtern engagiert einsatzfähig

Eine jugendliche Stimme, die teils strahlen konnte, setzte die Sopranistin Anna Major ein und gestaltete gekonnt „Ich folge dir ..“ (Nr. 9), das von der Traversflöte angeführte Continuo kam herüber und legte ein endgültiges Zeugnis beim „Zerfließe mein Herze“ ab.

Mit Rückblick auf frühere Aufführungen ist die Chorgemeinschaft von Kantorei und „Vokale“ geschmolzen, blieb aber mit neuen Gesichtern engagiert einsatzfähig und steigerte die Leistung von Mal zu Mal. Da konnten schon die mehrfachen „Herr“-Rufe des Eingangschores beeindrucken, und namentlich die Schluss-Chöre berührten mit dem zelebrierten, einen süßen Tod verkündenden „Ruht wohl“ und öffneten den Blick in ein paradiesisches Jenseits.

Abgeklärt erklangen die von Kirchenliedern geprägten Choräle

Präsenz und Ausdrucksstärke wurden vor allem im Part „Verhör und Geißelung“ bewiesen. Bewegt die Nr. 16b, hektisch-wild das „Kreuzige!“ und fordernd das „Wohin“. Dramatisch erklang „Nicht diesen, sondern Barrabam“, worauf der Evangelist erschütternd mit „Barrabas aber war ein Mörder“ reagierte.

Abgeklärt erklangen die von Kirchenliedern geprägten Choräle, die durch die farbig-barocke Begleitung des Pforzheimer Barockorchesters mit Heike Hastedt an der Orgel gewannen. Hervorragende Zeichen setzten Traversflöten, Oboen, Theorbe und die Solostreicher.