Regentropfen prasselt auf die Erde. Starkregen war in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Vöhrenbach Thema. Foto: Benfe – Pixabay

Wie kann man auf ein Starkregen-Ereignis reagieren? Kann man Schäden vermeiden? Wie informiert man die Bevölkerung vor der drohenden Gefahr? Diese Themen wurden im Vöhrenbacher Gemeinderat kontrovers diskutiert.

Vöhrenbach - Die Stadtverwaltung hatte dem Gemeinderat vorgeschlagen, ein Starkregen-Risikomanagement wie vom Umweltministerium befürwortet und gefördert für die Stadt zu erstellen. Peter Neff von der Bit-Ingenieure AG stellte dem Gemeinderat vor, wie ein solches Management aussehen könnte. Der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben zu, allerdings nur mit knapper Mehrheit.

Der Kostenvoranschlag der Bit-Ingenieure AG liegt bei rund 93 000 Euro für die Erstellung der Gefahrenkarten, eine nachfolgende Risikoanalyse und ein darauf aufbauendes Handlungskonzept. Das Vorhaben würde vom Land mit 70 Prozent gefördert, womit Kosten von rund 28 000 Euro bei der Stadt verbleiben. Erste Mittel dafür wurden bereits im Haushalt 2022 eingestellt.

Die Hälfte stimmt nicht dafür

Nach der Diskussion, ergänzt durch Ausführungen von Feuerwehrkommandant Ralf Heizmann, wurde dem Beschlussvorschlag zugestimmt: Die Verwaltung soll zusammen mit der Bit-Ingenieure AG aufgrund des vorliegenden Angebots einen Förderantrag stellen. Falls die Förderung genehmigt wird, so Bürgermeister Heiko Wehrle, müsse allerdings aufgrund der hohen Kosten die Erstellung des Risikomanagements noch einmal korrekt ausgeschrieben werden. Die Abstimmung fiel knapp aus: fünf Gemeinderäte einschließlich des Bürgermeisters stimmten dafür, drei dagegen, zwei enthielten sich.

Was ist Starkregen?

Peter Neff von Bit-Ingenieure machte deutlich, es sei wesentlich zwischen unterschiedlichen Gefahren Hochwasser und Starkregen zu unterscheiden, was er anhand von Bildern und Grafiken verdeutlichte. Trotzdem gab es offensichtlich bei den Gemeinderäten immer wieder Unklarheiten. Von Starkregen spricht man, wenn es in kurzer Zeit und lokal begrenzt regnet, beispielsweise mehr als 20 Millimeter innerhalb von sechs Stunden. Die Ereignisse haben eine sehr geringe räumliche Ausdehnung. Während das Hochwasser, wo auch in Vöhrenbach bereits umfangreich vorgesorgt wurde, durch länger anhaltende Regenfälle in einem großen Gebiet verursacht wird, sorgt der Starkregen für Überschwemmung und entsprechende Schäden und Gefahren außerhalb der Gewässer, beispielsweise auf Straßen, in Gebäuden oder in Unterführungen. Solche Starkregen-Ereignisse sind aufgrund der aktuellen Klimaentwicklung künftig noch häufiger zu erwarten. Aktuell verursacht der Starkregen durch Überschwemmungen und andere Schäden etwa 50 Prozent der Gesamtschäden durch Hochwasser im Land.

Starkregen-Risikomanagement

Beim Starkregen-Risikomanagement geht es um die Vorsorge bei Starkregen-Ereignissen. Nach entsprechenden Vorfällen in Baden-Württemberg 2016 und erneut 2021 wird eine solche Vorplanung empfohlen. Anhand von Karten machte er deutlich, wie in einer Gemeinde die großen Wassermassen in kurzer Zeit über Straßen und andere versiegelte Flächen ablaufen und im Gebiet des Ortes zu Schäden führen können. Dabei ist die Vorhersage eines solchen Ereignisses sehr schwer und vor allem nur kurzfristig möglich. Mit einem Risikomanagement können aufgrund von Simulationen die Stellen in der Gemeinde ermittelt werden, wo sich bei einem Starkregen-Ereignis die Wassermassen besonders sammeln.

Gefahr von Bewohnern abwenden

Es gehe nicht darum, alle Schäden zu vermeiden, sondern nur die großen Schäden vor allem auch mit Gefahren für die Bewohner. Entsprechende Ergebnisse können bereits bei der Erstellung von Bebauungsplänen berücksichtigt werden. Da es um die lokal im Ort anfallenden Wassermassen geht, werden die Kanäle und die Gewässer dabei gar nicht berücksichtigt. Denn ein solches kurzes Ereignis führt noch nicht zu einer Überschwemmung durch einen Fluss oder Bach. Es gilt daher, zuerst die Risikopunkte zu ermitteln und dann zu beraten, wie man diese Risiken beispielsweise durch bessere Abflussmöglichkeiten reduzieren kann. Vor allem sollen besonders gefährdete Objekte wie Altenheime oder Kindergärten ermittelt werden. Mit den Plänen und Zahlen soll dann ein Handlungskonzept erarbeitet werden, woran Behörden, Ingenieurbüro, Stadt, Feuerwehr und auch die Bürger beteiligt sein sollen.

Feuerwehrkommandant: Bislang keine Konzepte

Kommandant Ralf Heizmann machte deutlich, dass für einen solchen Fall noch keinerlei Konzepte vorlägen. Wann muss die Bevölkerung gewarnt werden? Wie kann das überhaupt erfolgen bei einer Vorlaufzeit von 30 bis 60 Minuten? Wie und wo kann die Feuerwehr im Ernstfall eingesetzt werden? In Vöhrenbach beispielsweise seien noch Sirenen vorhanden, aber die Signale hätten aktuell für die Bevölkerung keine praktische Bedeutung.

Albert Schwörer: "Höhere Gewalt"

Albert Schwörer (BWV) äußerte Zweifel am Sinn eines solchen Konzeptes, denn Starkregen sei "höhere Gewalt", die man nicht in den Griff bekommen könne. Das Konzept sei viel zu theoretisch. Rüdiger Hirt (CDU) kritisierte vor allem, dass die hohen Kosten nicht mit dem tatsächlichen Nutzen korrelierten. Er sehe die Gefahr für den Ort im Hochwasser in der Breg von Furtwangen kommend. Marion Ketterer (CDU) dagegen hielt ein solches Konzept für sinnvoll. Auch beim Hochwasserschutz habe man Modelle errechnet und damit als Vorsorge den Hochwasserschutz möglich gemacht. Beim Starkregen gelte es ebenfalls, Gefahrenstellen aufzudecken.