Die Hälfte der Arbeitslosen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Solange es dieses Defizit gibt, wird auch an die Vermittlungsquote in die Zeitarbeit hoch bleiben, sagt Anne Guhlich.
Berlin - Dass die Bundesagentur für Arbeit (BA) ihre Mitarbeiter nicht mehr dazu bringt, Arbeitslose durch falsche Zielvorgaben in die Zeitarbeit zu drängen, ist ein richtiger Schritt. Doch weitere Anstrengungen sind nötig. Über 30 Prozent der Arbeitslosen vermittelt die BA in die Zeitarbeit. Verglichen mit der Rolle, die Leiharbeit auf dem Arbeitsmarkt insgesamt spielt, ist das immer noch unverhältnismäßig hoch. Gerade mal 2,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten hierzulande in diesem Bereich.
In den vergangenen Jahren gab es Versuche, die Zeitarbeit aus der Schmuddelecke zu hieven, etwa durch viel diskutierte Branchenzuschläge. Trotzdem verdienen Leiharbeiter immer noch weniger als ihre festangestellten Kollegen. So erhält ein auf Zeit angestellter Facharbeiter in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie meist nur 60 bis 70 Prozent der Jahresvergütung eines Stammbeschäftigten.
Auch die von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) geplanten Maßnahmen zur Bekämpfung des Missbrauchs in der Leiharbeit machen wenig Hoffnung. Noch in diesem Jahr soll das Gesetz in Kraft treten, wonach Leiharbeiter nach neun Monaten gleich viel verdienen wie die Stammbeschäftigten und ihr Einsatz auf 18 Monate begrenzt werden soll. Jedoch: Viele Zeitarbeitnehmer profitieren gar nicht davon. Die Hälfte der Leiharbeiter ist nach drei Monaten nicht mehr in der gleichen Firma tätig.
Politik und Arbeitsagenturen sollten sich besser auf die Qualifizierung von an- und ungelernten Menschen konzentrieren: Die Hälfte der Arbeitslosen hat keine abgeschlossene Berufsausbildung. Solange es dieses Defizit gibt, wird die Vermittlungsquote in die Zeitarbeit hoch bleiben.