Zum zweiten Mal nimmt die Branche Anlauf, um eine ungeliebte Regelung zu ändern. Foto: dpa

Die Branche tut sich angesichts der Niedrigzinsen schwer, ihre hohen Garantieversprechen der Vergangenheit zu erfüllen. Die Politik springt ihr nun zur Seite. Doch ein großes Ärgernis aus Sicht der Kunden wird nicht aus dem Weg geräumt: Die Lebensversicherung ist und bleibt ein intransparentes Produkt.

Die Branche tut sich angesichts der Niedrigzinsen schwer, ihre hohen Garantieversprechen der Vergangenheit zu erfüllen. Die Politik springt ihr nun zur Seite. Doch ein großes Ärgernis aus Sicht der Kunden wird nicht aus dem Weg geräumt: Die Lebensversicherung ist und bleibt ein intransparentes Produkt.

Stuttgart/Berlin. - Die Zeit drängt – zumindest in der Wahrnehmung der Lebensversicherer. Zum zweiten Mal nimmt die Branche Anlauf, um eine ungeliebte Regelung zu ändern. Es geht um die so genannten Bewertungsreserven, die seit 2008 bei Vertragsende zur Hälfte an die Versicherten ausgeschüttet werden müssen. Der Grund: Die Branche tut sich angesichts der Niedrigzinsen schwer, ihre hohen Garantieversprechen der Vergangenheit zu erfüllen. Die Politik, die jahrelang für Privatvorsorge geworben hat, springt ihr zur Seite.

Damit Kunden, die durch eine Neuregelung schlechter gestellt würden, nicht noch schnell kündigen, soll die geplante Gesetzesänderung rasch über die Bühne gehen. Dabei ist die Politik darauf bedacht – anders als vor eineinhalb Jahren – nicht allein als Interessenvertreter der Branche dazustehen. Vielmehr betont sie, einen fairen Ausgleich zwischen Versicherer und Kunden anzustreben. Dazu soll an ganz vielen Stellschrauben gedreht werden. Zwei stehen so gut wie fest: Die Versicherer dürfen mehr von den Bewertungsreserven behalten, müssen dafür aber kostenbewusster sein. Sie dürfen deshalb nicht mehr so viel Provisionen an ihren Vertrieb ausschütten. Auch soll die Aufsicht darauf achten, dass das Geld, das zur Krisenbewältigung im Unternehmen bleibt, tatsächlich den Kunden zugute kommt und nicht den Aktionären.

Doch ein großes Ärgernis aus Sicht der Kunden wird nicht aus dem Weg geräumt. Die Lebensversicherung ist und bleibt ein intransparentes Produkt. Noch immer können Kunden nicht nachvollziehen, wie sich der Überschuss zusammensetzt, den der Versicherer ihm am Jahresende gutschreibt und welche Kosten abgezogen werden. Mehr Transparenz ist überfällig. Dann würde das geplante Reformpaket weniger argwöhnisch begleitet.

s.marquard@stn.zgs.de