Gaskrise und Klimaschutz kurbeln die Nachfrage nach neuen Heizungen an. Bisher galten Pellets und Scheitholz als eine gute ökologische Lösung. Doch nun gibt es zunehmend Bedenken. Das Umweltbundesamt kommt zu einem sehr klaren Urteil.
Früher sorgte in vielen Häusern vor allem auf dem Land ein mit Holz beheizter Kachelofen für wohlige Wärme in der Stube. Und heute vermittelt in manch urbaner Wohnung ein sogenannter Komfortkamin romantische Lagerfeueratmosphäre. Ökologisch konnte man das mit gutem Gewissen genießen, galt Holz lange Zeit als umweltfreundliche Heizwärme. Doch die Zeiten haben sich geändert. So machte 2017 die für Stuttgart erlassene Feinstaubverordnung eindeutig klar, dass nicht nur Dieselabgase, sondern auch Holzheizungen für gesundheitsschädliche Emissionen verantwortlich sind. Seither durften Komfortkamine bei Feinstaubalarm nicht mehr betrieben werden.
Seit April 2022 gibt es keine Beschränkungen in Stuttgart mehr
Inzwischen hat sich im Stuttgarter Talkessel dank der umfangreichen Gegenmaßnahmen die Lage an der Feinstaubfront deutlich entspannt. Zwar mussten Komfortkamine, also „Einzelfeuerungsanlagen, die nicht den Grundbedarf an Wärme decken“, ab einer gewissen Feinstaubkonzentration in der Luft auch im vergangenen Winter kalt bleiben, doch die entsprechende Verordnung trat im April 2022 außer Kraft, so dass es da künftig keine Beschränkungen mehr gibt.
Inzwischen hat sich bei der Ofentechnik viel getan. So lässt sich mit moderner Filtertechnik ein Großteil der winzigen Partikel aus den Rauchgasen herausholen. Wenn mit Pellets geheizt wird, fällt ohnehin viel weniger Feinstaub an, weil die Holzpresslinge sauberer verbrennen als großes Scheitholz. Daher wird der Einbau einer Pelletheizung von der Landeshauptstadt noch zusätzlich zur Förderung des Bundes extra finanziell bezuschusst, wie Ulrich König, Leiter des Stuttgarter Energieberatungszentrums, sagt, schränkt aber zugleich ein: „Außer in den Innenstadtbezirken und in Bad Cannstatt.“
Holz ist eigentlich viel zu wertvoll, um es nur zu verbrennen
Kann man sich also guten Gewissens für den nachwachsenden Rohstoff Holz als Heizquelle entscheiden und das mit kräftiger finanzieller Unterstützung durch staatliche Fördergelder? So einfach ist die Sache leider nicht. Zwar ist das Argument berechtigt, dass Holz bei der Verbrennung ungefähr so viel klimaschädliches Kohlendioxid freisetzt, wie der Baum zuvor bei seinem Wachstum der Atmosphäre entzogen hat. Doch bei dieser Argumentation wird die zeitliche Dimension außer Acht gelassen. Bis ein Baum als Brennholzlieferant dient, dauert es mehrere Jahrzehnte. Prinzipiell gilt das auch für Sägespäne, die bei der Verarbeitung von Bauholz anfallen und die anschließend zu Pellets gepresst werden. Hinzu kommt, dass Holz eigentlich viel zu wertvoll ist, um es nur zu verbrennen. Als Bauholz bringt es viel mehr ökologischen und ökonomischen Nutzen. Und Holzspäne lassen sich zu Spanplatten verarbeiten oder in der Wärmedämmung einsetzen.
Für Kaminöfen ist die Situation noch viel eindeutiger, weil hier die Luftbelastung höher ist – und damit die Gesundheitsgefahren. Das Umweltbundesamt kommt in einer im Februar veröffentlichten Publikation zu einem sehr klaren Urteil: „Verzichten Sie aus Klimaschutz-, Luftreinhalte- und ökologischen Gründen auf die Nutzung von Holz zur Wärmeversorgung Ihres Hauses.“