Für die einen lecker, für die anderen ein Graus: frischer Koriander. Foto: Imago/imagebroker/Aleksei Isachenko

Was finden manche Leute bloß an Koriander und Tonkabohne gut? Ein Plädoyer gegen Seifengeschmack und andere kulinarische Grausamkeiten.

Neulich im Restaurant. Die wunderbar cremige Mousse au Chocolat ist unter weißem Schaum versteckt. Deren Geschmack: seltsam bitter, intensiv künstlich. Der Geist wähnt sich zurückversetzt in den Kunstunterricht, 12. Klasse. Damals stand die grafische Technik des Linolschnitts auf dem Stundenplan. Jeder bekam eine braune Platte Linoleum, in die wir mit gefährlich scharfem Werkzeug ein Bild schneiden sollten. Der stehen gebliebene Rest wurde dann mit Farbe bestrichen und man konnte ein Bild drucken. Dabei roch es genau so wie der weiße Schaum auf dem Teller. Warum nur hat der Koch die tolle Mousse so verhunzt?

Bei machen funktioniert das Hirn wie eine Alarmanlage

In der Theorie ist die Tonkabohne eine geschmackliche Mischung aus Süßholz, Bittermandel und Vanille. Die dunklen Samen werden so wie Muskatnuss verwendet und gerieben. In der Praxis schmeckt man Linoleumspäne. Ein völlig überschätztes Gewürz.

Finden sich klein gehackte Blätter dekorativ über ein Gericht gestreut, bete ich immer, es möge glatte Petersilie sein und nicht Koriander. Auch das Kraut gehört zu den umstrittenen Geschmackserlebnissen. Die einen lieben es, die anderen gruseln sich, weil es schmeckt, als hätte man einen Schluck Spülmittel erwischt. Wer asiatisch oder spanisch essen geht, kommt um Koriander fast nicht herum. Es ist eine beliebte Zutat für Thai-Currys oder die berühmte Mojo-verde-Salsa.

Forscher haben herausgefunden, dass es genetische Gründe hat, warum man Koriander mag oder eben nicht. Manche Menschen verfügen über eine eingebaute Alarmanlage. Das Hirn denkt, man würde gesundheitsschädliche Seife essen. Daher sendet es ein „Obacht“-Signal. Um uns zu schützen. Ob das auch für Tonkabohnen gilt, ist (noch) nicht erwiesen. Ich gehe aber mal stark davon aus.