Bei der 72-Stunden-Aktion 2019 hat die Jugendgruppe einen Insektengarten angelegt. Foto: Koch

Im Herbst wird die Kolpingsfamilie Geislingen 70 Jahre alt. Eine große Geburtstagsfeier ist jedoch nicht geplant.

Geislingen - Am 18. November 1951 kamen 33 junge Männer des Orts zusammen, um den seit Anfang des 20. Jahrhunderts bestehenden Gesellenverein als örtliche Kolpingsfamilie zu gründen, die in das heute weltweit verbreitete Kolpingwerk eingebunden wurde. Erster Geislinger Ortspräses wurde Vikar Hochdorfer, erster "Senior" – heute heißt das Amt Vorsitzender – Julius Müller.

Traditionell schlossen sich in der Anfangszeit fast nur Handwerker und Arbeiter der Gemeinschaft an. Bei den Versammlungsabenden der ersten Jahre hielt man sich an die damals gültigen Grundlagen eines Bildungsangebots, das der Verbandsgründer und Gesellenvater Adolph Kolping so formulierte: "Der überzeugte Christ lebt seinen Glauben, ist tüchtig im Beruf, sorgt sich um seine Familie ebenso wie um das Staatswesen." Diese Themen standen auch später mit den Bereichen Arbeit & Beruf, Ehe & Familie, Gesellschaft & Politik sowie Kultur & Freizeit im Vordergrund. Immer wieder wird in den bis heute regelmäßig stattfindenden Gruppenstunden versucht, diesen Themen gerecht zu werden.

Seit 1981 sind auch Mädchen zugelassen

In den vergangenen 70 Jahren ist die KFG auf stolze 225 Mitglieder angewachsen. 1981 wurden erstmals Mädchen in die Gemeinschaft aufgenommen und sind seit diesem Zeitpunkt aus der Kolpingsfamilie nicht mehr wegzudenken. Auch Jugendliche finden immer wieder den Weg zur KFG. Geboten wird ein abwechslungsreiches Programm, das die Gruppen jeweils selbst bestimmen.

Auch gemeinsame Veranstaltungen aller Altersstufen stehen immer wieder auf dem Programm. Hierzu zählen Veranstaltungen wie der Ball am Fasnetssonntag, die traditionelle Ostermontagswanderung, der Kinderflohmarkt oder die Schnitzeljagd. Auch regelmäßige Vortragsabende in Rahmen der Erwachsenenbildung werden immer wieder angeboten.

Am Vereinsleben der Stadt Geislingen nimmt die Kolpingsfamilie ebenfalls teil. So ist die KFG zum Beispiel am Adventsmarkt mit einem der wenigen Bewirtungsstände vertreten und auch an den Stadtfesten nehmen die Mitglieder mit wechselnden Aktionen teil: Sei es mit einer Cocktailbar, dem Geisterschloss und dem Märchengarten – Aktionen, die von der Kolpingjugend organisiert wurden – oder mit einem mobilen Bierwagen. Das Motto "Dabei sein ist alles" ist hier Programm.

Auf Jugendarbeit wird viel Wert gelegt

Von Anfang an stellt das Theaterspiel einen Baustein in den gruppenübergreifenden Aktivitäten der Kolpingsfamilie dar. Mit der Zeit ergab sich ein zweijähriger Rhythmus, in dem das Laienschauspiel weitergeführt wird. Es stehen schwäbische Mundartlustspiele auf dem Programm, aber auch Stücke zu ernsteren Themen werden aufgeführt.

Der Höhepunkt in diesem Metier war sicherlich die Freilichtaufführung des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal im Jahr 1988 im Rahmen der 800-Jahr-Feier der Stadt Geislingen. Am 2019 aufgeführten Stück "Vater braucht eine Frau" waren erstmals jugendliche Mitspieler der Geislinger Kolping-Bühne mitbeteiligt.

Auch wenn es aktuell nur noch eine Jugendgruppe gibt, die sich wöchentlich trifft, wird viel Wert auf die Jugendarbeit gelegt. Die letzte größere Aktion, an der auch Kinder aktiver Mitglieder teilgenommen haben, war die 72-Stunden-Aktion des BDKJ 2019 stattfand: Im Rahmen dieser Aktion wurden ein Insektengarten hinter der Kirche angelegt und die Sitzgelegenheit renoviert. Besonderen Wert legt die Führungsriege der KFG auf die Teilnahme am Leben der Kirchengemeinde. So sind seit Jahrzehnten immer wieder Mitglieder der KF auch Mitglied im Kirchengemeinderat und im Team der Kommunionhelfer, es werden einmal monatlich die Lektoren für die Gottesdienste gestellt, und man war sofort zur Stelle, als in der Corona-Pandemie Ordner für die Gottesdienste gesucht wurden.

Feier des Kolping-Gedenktags im Dezember

Bis vor wenigen Jahren fand am Gründonnerstag traditionell die Agape-Feier im Anschluss an den Gottesdienst statt. Ebenfalls eingebürgert hat sich die von Mitgliedern der Kolpingsfamilie vorbereitete und mitgestaltete Maiandacht. An Fronleichnam gehört die Gestaltung eines Blumenteppichs ebenso zum Programm wie der anschließend im Bereich des Kindergartens stattfindende Frühschoppen.

Den Schlusspunkt der jährlichen Aktivitäten stellt meist die Feier des Kolping-Gedenktags dar, der jährlich Anfang Dezember stattfindet. An diesem Tag steht im Gottesdienst, der stets von der Kolpingsfamilie vorbereitet und mitgestaltet wird, die Erinnerung und das Gedenken an Adolph Kolping im Vordergrund. Es soll aber auch ein Zeichen für die Lebendigkeit seines Werks in der heutigen Zeit sein.

Aus dem Erlös aller stattfindenden Veranstaltungen konnten seit 1975 bis heute insgesamt fast 127.000 Euro an die Entwicklungshilfe des internationalen Kolpingwerkes gespendet werden.